Frösche, Kröten und Unken

 

Schutz:

Alle Frosch-, Unken- und Krötenarten Südtirols sind geschützt.

Gefährdung Rote Liste Südtirol: 

  • Erdkröte (Bufo bufo)- gefährdet
  • Wechselkröte (Bufo viridis)- stark gefährdet
  • Springfrosch (Rana dalmatina)- drohende Gefährdung
  • Grasfrosch (Rana temporaria)- gefährdet
  • Wasserfrosch/ Grünfrosch (Pelophylax esculentus agg.)- gefährdet
  • Laubfrosch (Hyla intermedia)- stark gefährdet
  • Gelbbauchunke (Bombina variegata)- gefährdet

Gefährdungsursachen

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1.) Lebensraumverlust: Verlust von Feuchtgebieten, Zerstörung von letzten Laichgewässern und Froschbiotopen.

2.) Eingeschleppte Fremdarten: Der Besatz mit Fischen kann eine Amphibienpopulation binnen kürzester Zeit auslöschen. Die gefräßigen Fische zerstören rasch sämtliches Leben im Teich, einschließlich Laich und Kaulquappen. Auch der absichtliche Fischbesatz vieler Gewässer um dem Angelsport zu frönen hat einen negativen Einfluss auf die betroffenen Gewässer und kann zum Totalausfall von Amphibien im Gewässer führen.

3) Zerschneidung des Lebensraums: Die Trennung der Laichgewässer und Feuchtgebiete von den terrestrischen Lebensräumen, welche von Amphibien außerhalb der Fortpflanzungszeit aufgesucht werden, führt zu großen Tierverlusten. Strassen zerschneiden oft die Lebensräume der Amphibien (z.B. die Umgebung im Natura 2000 Gebiet Kalterer See).

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4) Stoffeinträge: Überdüngung von Gewässern, Schadstoffeintrag durch die Landwirtschaft (Pestizide). Zugelassene Pestizide in der EU wirken sich direkt tödlich auf Frösche aus (http://biodiversitaet.bz.it/pestizide/)

Auch in geschützten Gebieten, wie dem Naturpark und Natura 2000 Gebiet Schlern- Rosengarten sind Amphibien unzureichend geschützt. Untersuchungen zum Habitat Schlern von F. Glaser ergaben: „Ein starker Rückgang der Amphibienfauna wurde in zwei gewässerreichen Gebieten der Mittelgebirgslage verzeichnet. Die Hauptursachen sind ein massiver Fischbesatz in allen größeren Stillgewässern, fehlende Flachwasser- und Verlandungszonen, sowie die Zerstörung oder Überdüngung von Kleingewässern. Stark bedroht sind der Wasserfrosch und die Gelbbauchunke; ohne Artenschutzmaßnahmen dürften diese beiden Arten demnächst endgültig im Untersuchungsgebiet aussterben.“

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Laichgewässer Waldweiher

Frösche und Kröten brauchen Laichgewässer zur Fortpflanzung und terrestrische Lebensräume. Naturnahe, totholzreiche Laub- und Mischwälder, Auwälder mit fischfreien Gewässern und strukturreiche, landwirtschaftlich genutzte Flächen mit Hecken und fischfreien Kleingewässern und Tümpeln sind für die Frösche, Kröten und Unken geeignete Lebensräume. Pestizidbehandelte Apfelmonokulturen und Städte sind generell nicht geeignet (Ausnahmen bestätigen die Regel- der Wechselkröte gefällt es am Bozner Flughafen und Frösche finden auch in Siedlungen mit Gärten und Gartenteich einen Lebensraum).

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Frösche und Kröten sind wichtige Glieder in der natürlichen Nahrungskette von Gewässerökosystemen. Ausgewachsene Wasserfrösche fressen z.B. Libellen, Libellenlarven wiederum die Larven der Frösche (Kaulquappen). Wasservögel, wie Reiher, fressen Frösche und Wasserkäfer ernähren sich von Kaulquappen. Kaulquappen ernähren sich von Algen und Kleinstlebewesen und können Gewässer algenfrei halten.

Frösche und Kröten werden auch von Säugetieren wie Igeln, Bären oder Füchsen gefressen, die Nahrungsbeziehungen sind vielschichtig. Die Nahrungsketten der Landökosysteme und der Gewässerökosysteme überlappen sich. Kein anderes Ökosystem in Mitteleuropa ist derart verändert wie Gewässerökosysteme und Frösche und Kröten sind aus weiten Teilen der Landschaft verschwunden.

Frösche sind auch Bioindikatoren, Prof. Josef, H. Reichholf zu Untersuchungen am Unteren Inn und Veränderungen der Auen durch Stauseenbau:

„Der Rückgang der Seefroschchöre hätte auch diese schleichende Entwicklung, die das ganze Ökosystem des unteren Inn und das der Altwässer und Bäche aus dem Vorland erfaßt hat, signalisieren können. Aber wer interessierte sich schon für Seefroschchöre?“

 

Der Rückgang der Frösche ist auch in Südtirol in vielen Gewässern festzustellen. Im Biotop Millander Au zählte A. Declara 1987 noch 400 Laichballen des Grasfrosches und 2019 nur noch einen.

Kurze Artensteckbriefe:

Laubfrosch (Hyla intermedia)

Der Laubfrosch braucht zum Laichen fischfreie Kleingewässer und bevorzugt pflanzenreiche Weiher. Besonders in Temporärfeuchtstellen (Tümpel) in Waldnähe. Vor allem in Auenwaldgebieten kommt er natürlich vor. Er ist eine gut kletternde busch- und baumbewohnende Art, die sich tagsüber auf Schilfstengeln oder Zweigen sonnt. Nachts und in der Dämmerung wird der Laubfrosch aktiv und macht dann Jagd auf Insekten, Spinnen, Asseln usw. Er überwintert an Land im Wurzelwerk, im Laub, im Moos oder in Erdlöchern.

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Er laicht von April bis Juni ins Wasser, die Laichballen sind so groß wie eine Walnuss und werden in vegetationsreichen Stellen mit einer Wassertiefe um 20 cm abgelegt.

Vorkommen in Südtirol: lang bekanntes und berühmtes Vorkommen in der Millander Au bei Brixen. Dort wurde 2018 und 2019 jeweils nur noch ein rufender Laubfrosch gezählt und 2020 keiner mehr. Die Art ist in Südtirol wohl ausausgestorben.

  • 2007 wurden noch 27 rufende Laubfrösche gezählt
  • 2014 wurden noch 9 rufende Laubfrösche gezählt
  • 2018 wurde nur noch 1 rufender Laubfrosch gezählt

Obwohl unzählige Teiche und Tümpfel für die Laubfrösche in der Millander Au angelegt wurden, hat die Population nicht zugenommen (http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?art=507625). Das Aussterben ist auf den Eintrag von Pestiziden zurückzuführen, am Lebensraumverlust, Fischbesatz oder anderen Ursachen liegt es nicht.

Weiter Laubfroschvorkommen gab es in Südtirol noch nach 1990. Im Brixner Raum kam er etwa auch in einem Teich Gemeinde Natz- Schabs (wurde zugeschüttet) und am Eisack vor. Im Unterland gab es auch Vorkommen des Laubfrosches, in Salurn und südlich des Kalterer Sees. Alle diese Laubfroschvorkommen sind jedoch erloschen.

Besonderheiten: Die Umweltschutzgruppe Eisacktal hat sich nach dem Laubfrosch benannt, nämlich Hyla.

Springfrosch (Rana dalmatina)

Der Springfrosch bevorzugt lichte und gewässerreiche Laubmischwälder. Als Laichgewässer dienen Waldtümpel, Weiher, kleine Teiche und Wassergräben. Fischfreie Gewässer mit besonnten Flachuferzonen sind ideal. Der Springfrosch ist wärmeliebender und trockenheitstoleranter als der Grasfrosch und kommt in Südtirol in den tieferen Lagen vor (z.B Etschtalsohle).

Er ist ein überwiegend nachtaktiver Landbewohner und nur zur Laichzeit (März- April) im Wasser anzutreffen. Die Laichballen bestehen aus ca 1000 Eiern. Der Springfrosch ist im Frühjahr eine der ersten Froscharten, welche in die Laichgewässer wandert.

Er ernährt sich von Regenwürmern, Schnecken, Insekten.

Grasfrosch (Rana temporaria)

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Der Grasfrosch braucht zum Laichen kleine fischfreise Gewässer, oft sind es kleine Tümpel und Weiher aber auch langsam fließende Gewässer. Die Laichgewässer werden nur für relativ kurze Zeit aufgesucht und darin der Laichballen (1000- 4000 Eier) abgelegt. Der Grasfrosch lebt überwiegend an Land  und kommt in den verschiedensten Lebensräumen von Fichten- Buchen- Tannenwäldern bis auf Almen und subalpine Flächen vor. Er ernährt sich von Insekten, Schnecken und Regenwürmern. Er überwintert im Schlammboden von Gewässern oder an Land.

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junger Grasfrosch

Wechselkröte (Bufo viridis)

Die Wechselkröte ist an Trockenheit und Wärme gut angepasst. Sie bevorzugt waldfreie, sonnenexponierte, trockenwarme Lebensräume, wie z.B. ausgedehnte Schotterbänke mit kleinen Tümpeln an Flüssen. Die Laichgewässer sind flach und vegetationsarm und vegetationslos. Die Wechselkröte toleriert auch einen leicht erhöhten Salzgehalt der Laichgewässer und ist auch in Brackwassertümpeln entwicklungsfähig. In Südtirol wurde seit 2000 im Unterland z.B. bei Leifers im Flughafengelände in einem Versickerungsteich beobachtet und in 6 weiteren Gewässern. Auch im Vinschgau gibt es ein Vorkommen, jedoch wurde 2000 nur noch ein Vorkommen im Unterland bestätigt.

Wechselkröte (Bildquelle Commons Wiki Christa 111)
Wechselkröte (Bildquelle Commons Wiki Christa 111)

 

Sie ist vorwiegend nachtaktiv und legt 2 m lange Laichschnüre mit bis zu 12000 Eiern. Ihre Larven, die Kaulquappen, bilden keine Schwärme im Gewässer, wie die anderen Frosch- und Krötenarten.

 

Erdkröte (Bufo bufo)

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Erdkrötenmänchen im zeitigen Frühjahr im Flachwasserbereich des Montiggler Sees

Erdkröten erwachen nach dem Grasfrosch und dem Springfrosch aus der Winterruhe und suchen ihre Laichgewässer meist im März auf. Sie sind laichplatztreu und bevorzugen ausdauernde Gewässer mit Schilf, die meist tiefer als 50 cm sind. Sie legen ihren Laich als Laichschnüre (2000 bis 7000 Eier) um den Schilf oder um Äste. Sie überwintern meist im Boden und graben sich dazu ein. Die Erdkröte kommt in Südtirol vom Talboden bis in höhere Lagen vor, jedoch nicht so hoch wie der Grasfrosch.

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Erdkröten sind vorwiegend nachtaktive Landbewohner, die tagsüber an feuchten Stellen (Erdlächer, Steine, Wurzeln, Mauerwerk) unterschlüpfen.

Da Erdkrötenweibchen nicht jedes Jahr laichen und daher auch nicht die Laichgewässer aufsuchen, kommt es zu einem Überschuss an Männchen. Die Erdkrötenmännchen umklammern bei der Paarung die Erdkrötenweibchen. Da die Tiere nicht die Schlausten sind, umklammern sie manchmal auch Schuhe. Es kann passieren, dass die Erdkrötenmännchen den Schuhen  dabei hinterherhüpfen.

Erdkröten sind wie alle anderen Amphibien sehr nützliche Tiere, da sie sich von Insekten und Schnecken ernähren. Für den Nutzgarten und im gewerblichen Gemüseanbau sind sie nützliche Helfer, um unerwünschte Schnecken und Insektenarten in den Kulturen in Schach zu halten. Sie sind natürliche „Schädlingsbekämpfer“.

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Grünfrösche/ Wasserfrösche (Pelophylax esculentus agg.= Rana esculentus agg.)

Unter diese Zuordnung falle alle in Südtirol vorkommenden grünen Froscharten (außer Laubfrosch). Diese unterscheiden sich äußerlich von den braunen Arten (Grasfrosch und Springfrosch) und es kommt zu Hybridisierungen zwischen den grünen Arten, wodurch eine genaue Artabgrenzung schwieriger wird. Es kommen wahrscheinlich Seefrosch und der kleine Teichfrosch vor, neben anderen Arten.

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Kleiner Teichfrosch

Grünfrösche sind viel enger an die Gewässer gebunden als die anderen Froscharten. Die Mehrzahl der Wasserfrösche hält sich mehr oder weniger dauerhaft im direkten Umfeld offener Gewässer auf. Bevorzugte Aufenthaltsplätze der meisten Wasserfrösche sind sonnenexponierten, nicht zu stark bewachsenen Uferkanten oder auf Schwimmblattvegetation. Dort sonnen sich die Tiere. Die Überwinterung erfolgt entweder in Erdlöchern und anderen frostsicheren Schlupfwinkeln an Land oder auch im Sediment des Gewässergrundes.

Grünfrösche/ Wasserfrösche halten sich meist in Gewässern auf
Grünfrösche/ Wasserfrösche halten sich meist in Gewässern auf

Grünfrösche kommen in Südtirol vor allem in niederen bis mittleren Lagen vor. Ein typischer Grünfroschlebensraum sind die kleinen seichten Weiher des Biotops Fuchsmöser in Andrian. Grünfrösche findet man häufiger in Gartenteichen.

Der kleine Teichfrosch (Pelophylax lessonae) produziert Laichballen mit 500 bis 5000 Eiern, welche auf den Gewässergrund sinken. Er überwintert an Land oder im Wasser. Die Nahrung wird im Sprung oder durch Hervorschellen der Zunge erbeutet. Er frisst Würmer, Gliederfüßer, Insekten, Schnecken usw. und ist vorwiegend tagaktiv.

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Seefrosch

Der Seefrosch (Peloyhylax ridibundus) überwintert im Gewässer und gibt zwischen Wasserpflanzen Laichballen mit bis zu 10.000 Eiern ab. Der Seefrosch ist relativ groß, bis 17 cm und ernährt sich nicht nur von kleinen Insekten und Schnecken, sondern auch von kleinen Eidechsen, anderen Fröschen und auch kleinen Mäusen. Er soll z.B. im Altarm des Eisacks in Brixen vorkommen.

Gelbbauchunke (Bombina variegata)

Von Mai bis Juni suchen die Gelbbauchunken ihre Laichgewässer auf und legen in kleinen Klumpen mit relativ wenig Eiern ihren Laich ab. Ähnlich wie der Wechselkröte dienen vor allem kleine Pfützen und Wasserlöcher als Laichgewässer. Auch in Traktorspuren in Wiesen können Unken ein geeignetes Laichgewässer finden. Es können auch Pfützen auf Waldwegen sein. Durch Erhaltungsmaßnahmen auf Waldwegen oder Auffüllen von Geländevertiefungen in Wiesen gehen solche Lebensräume verloren.

Gelbbauchunke (Bildquelle Commons Wikimedia)
Gelbbauchunke (Bildquelle Commons Wikimedia)

Gelbbauchunken sind in den Pfützen und Tümpeln schwer zu sehen und gut getarnt. Zur Paarungszeit im Frühjahr bis in den Frühsommer kann man aber abends ihr dumpfes und tiefes Rufen hören, wo es denn noch welche gibt. Die Gelbbauchunke ist in Südtirol gefährdet und in Österreich, der Schweiz und Deutschland stark gefährdet. Die Gelbauchunke ist durch die FFH- Richtlinie Anhang II und IV geschützt.