Edellaubwälder

Titelbild: Ziegenweide im Edellaubwald

Edellaubbäume prägen einige für die Biodiversität bedeutende Lebensräume, wie Hang- und Schluchtwälder. Zu den Edellaubbäumen gehören Esche, Ahorn, Ulme, Linde, Vogelbeere usw. Diese Wälder sind auf bewaldeten Hängen, auf Block- und Schutthalden und in Schluchten ausgebildet. Es sind besondere Waldtypen, welche für die Artenvielfalt und als Lebensraum bedeutend sind.

Maßnahmen zum Erhalt und Verbesserung der Biodiversität von Hang- und Schluchtwälder wurden z.B. im Oberen Donautal in Deutschland und Österreich  umgesetzt. Durch den Ankauf von Waldflächen und großräumige Extensivierungen konnte beidseits der Grenze ein ökologisch intakter Naturraum geschaffen werden. Von diesen Maßnahmen profitierten Arten wie Uhu, Schwarzspecht, Wespenbussard, Hirschkäfer, Gelbbauchunke und Kammmolch.
Maßnahmen:
  • Flächenankauf im Wald;
  • Aufbau eines Netzes von Naturwaldparzellen;
  • Umbau von Nadelholzbeständen in standortheimische Laubwälder;
  • Förderung von artspezifischen Lebensräumen
  • usw.

 

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Hang- und Schluchtwälder in der montanen Stufe

In der Vegetationskarte von Südtirol, welche auf der Kartierung der Vegetation Südtirols durch Thomas Peer beruht, sind relativ große Schluchtwälder in der montanen und obercollinen Stufe eingezeichnet (Aceri -Fraxinetum und Aceri -Fagetum). In den Orginalkarten, welche nicht online verfügbar sind, sind auch Mischformen von Wäldern, z.B. montane Fichenwälder mit Schluchtwäldern eingezeichnet, welche in der veröffentlichten Version fehlen.

Schluchtwälder und Edellaubwälder sind Wälder, welche gut mit Nährstoffen und Wasser versorgt sind und eine üppige Kraut- und Strauchschicht aufweisen. Zahlreichen Tierarten, vom Großen Schillerfalter bis zum Feuersalamander, bietet ein Schluchtwald einen idealen Lebensraum.

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Schluchtwald mit fehlenden Laubbäumen in der ersten Baumschicht, in der zweiten Baumschicht kommen Ulme, Buche, Eschen und Linde auf.

Zahlreiche Laubwälder (Auwälder, Eichenwälder, Buchenwälder, Eschen- Ulmenwälder usw.) werden heute von Nadelbäumen dominiert.

Ein Fichtenforst ersetzt Buchenwald im Bärental bei Salurn
Ein Fichtenforst ersetzt Buchenwald im Bärental bei Salurn

 

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Wald- Geissbart, Aruncus dioicus, typische Schluchtwaldart

 

Die Krautschicht des Waldes verrät häufig, dass Wälder nicht natürlich sind. Der Wald- Geißbart ist z.B. eine Pflanze, welche charakteristisch für Linden- Ahornwälder der feuchten Standorte ist (Verband Tilio-Acerion). Schluchtwälder aus diesem Verband sind oft verändert worden und werden in der Baumschicht von Fichten beherrscht. Der Wald- Geißbbart ist u.a. die Nahrungsfutterpflanze der Raupen des Schwarzen Schillerfalters, welcher in Südtirol vom Austerben bedroht ist.

Bei der Waldtypisierung von Südtirol wurden ebenfalls Schluchtwälder beschrieben. Diese Laubmischwälder mit Edellaubbäumen, wie Eschen, Linden, Ahorn, Ulmen usw. sind für die Biodiversität und naturschutzfachlich sehr bedeutend. Vielfach werden die Wälder jedoch durch Fichten stark beeinträchtigt. Gefährdet sind die Wälder auch durch Beweidung. Diese Waldgesellschaften sind durch die FFH- Richtlinie priorität zu schützende Lebensräume.

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Haselnuss (Mitte), Buche (links) und Esche (rechts) im Schluchtwald mit fehlenden Laubbäumen

 

Linden- und Eschenwälder

(Zitate aus Waldtypisierung) „ Auffallend ist der hohe Struktur- und Artenreichtum, die Bestände bieten vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum“. Mehrere Waldgesellschaften wurden dieser Kategorie zugeordnet und verschiedene Waldgesellschaften, deren Restbestände meist stark verändet und vegetationskundlich schwer zuordenbar sind, da sie nur fragmentarisch ausgebildet sind, wurden dabei festgestellt. Die Flächen sind durch den Menschen geprägt: „Nach Kahlschlag und Aufforstung mit Fichte oder Lärche entstanden naturferne Ersatzgesellschaften, die den standörtlichen Bedingungen nicht entsprechen

Naturnahe Bestände sind daher selten, die natürlichen Schlucht- und Hangschuttgesellschaften gelten als gefährdet.

„Die Linden- Eschenwälder sind besonders sensibel gegenüber anthropogen bedingten Einflussfaktoren, da ihre Vorkommen nur kleinflächig und die Randeffekte dadurch hoch sind. Zudem wurde/ wird die ober- colline Höhenstufe aufgrund ihrer Siedlungsnähe meist stark durch die Landwirschaft beeinflusst, so wurden Bestände lokal intensiv beweidet.“

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Ziegenweide in einem potentiellen Schluchtwald- Wälder werden durch Beweidung starkt verändert

 

Waldgesellschaften: Inneralpische Linden- Eschenmischwald (Primulo veris- Fraxinetum)

Die Baumschicht besteht aus Edellaubbäumen: Winterlinde, Esche, Vogelkirsche, Traubeneiche, Spitzahorn, Bergulme. Die Strauchschicht ist artenreich, wmit Haselnuss, Rote Heckenkirsche, geminer Liguster, Purgier- Kreuzdorn, Wolligem Schneeball, Gemeinen Schneeball und Schwarzem Holunder. Die Krautschicht ist von Krautigen Arten wie Wiesen- Schlüsselblume, Klebrigem Salbei, Echter Nelkenwurz, Leberblümchen und Nesselblättriger Glockenblume artenreich. Geschützte Orchideen können vorkommen, insbesondere in den Sonnlagen.

Prioritär geschützter Lebensraum nach FFH- Richtlinie, Code 9180

Geißbart- Linden- Eschenmischwald mit Edelkastanie (Arunco- Fraxinetum castanetosum)

Durch den Menschen stark verändert wird dieser Waldtyp oft von Fichte dominiert. Die eigentlichen natürlich vorkommenden Baumarten sind die Winterlinde, Esche, Bergulme, Vogelkirsche und auch Schwarzerle und Grauerle. Hopfenbuche, Buche und Edlekastanie sind ebenfalls eingesprengt bis subdominant. Die Krautschicht ist üppig und artenreich, Wald- Geißbart, Weiße Pestwurz und Christophskraut bilden als Hochstauden einen üppigen Unterwuchs. Die Strauchschicht wird von Haselnuss, Roter Heckenkirsche und Holunder charakterisiert.

Die Vitalität der Fichte in den Wäldern wird glücklicherweise durch Borkenkäfer, Scheinschlag und Windwurf etwas reduziert.

Prioritär geschützter Lebensraum nach FFH- Richtlinie, Code 9180

weitere Gesellschaften: Silikat- Block-Lindenwald mit Tüpfelfarn, Linden- Schuttwald