(Titelbild: neu aufgeschütteter Erdhaufen im geschützten Biotop Millander Au)
Die Gesellschaft für Biodiversität hat auf die Presseaussendung der Umweltgruppe Eisacktal vom 06.12.2019 mit einer Stellungnahme geantwortet:
(https://umweltgruppeeisacktal.wordpress.com/2019/12/29/pressemitteilung-vom-06-12-2019-zum-thema-auwaldrest-brixen-industriezone/)
„Es würden keine Waldflächen verloren, sondern neue qualitativ hochwertigere Biotopflächen dazugewonnen“ ( Tageszeitung “Dolomiten”, 7/8 Dezember 2019), behauptet die Gruppe der Befürworter der Rodung des Auwaldes und im gleichen Zuge wird behauptet, dass der Verlust des Auwaldes langfristig keiner sei. In Brixen ist zurzeit nicht nur der Auwald in Gefahr, sondern weitere 16 ha Wald, welche in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandlt werden sollen. Ein derartiger Raubbau an den Wäldern ist ein langfristiger und irreperabler Verlust. Die Behauptung, es würden keine Waldflächen verloren gehen, ist in diesem Kontext vollkommen falsch.
Auwälder nehmen nur 0,6% der Landesfläche ein und jeder weitere Verlust müsste ein absolutes Tabu für Umweltschützer sein und der Schutz der letzten Auwaldreste deren Maxime. Die Zerstörung von Lebensräumen bzw. die Landnutzungsänderungen sind der Hauptgrund für den Biodiversitäsverlust. Auch was die Rote Liste der Tiere und die Rote Liste der Pflanzen Südtirols betrifft, ist die Zerstörung von Feuchtgebieten inklusive Auwäldern die Hauptursache für die Gefährdung der Arten.
“Ein wesentliches Ziel der Umweltgruppe Eisacktal ist, vorhandene, noch intakte Lebensräume zu schützen und zu erhalten.” Schreibt die Umweltgruppe Eisacktal in der Pressemitteilung am 06.12.2019. Hier gilt es vor allem auch dynamische natürliche Lebensräume am Eisack zu schützen, was jedoch nicht der Fall gewesen ist. Dynamische Lebensräume, wie Auwälder und Röhrichte sind im Raum Brixen nur mehr spärlich vorhanden und sind durch sogenannte “Aufwertungen” des Flussraumes noch spärlicher geworden. Im Bereich der neuen Nahrerholungszone am Eisack in Brixen gab es ausgedehnte Röhrichte und Auwald auf einer Flussinsel. Diese wertvollen Lebensräume sind jedoch weggebaggert worden. Auch das angeschwemmte Totholz ist entfernt worden und damit gingen Lebensräume verloren, welche die Natur an Gewässern ausmachen. Vorhandene intakte Flusslebensräume wurden nicht geschützt und die als Aufwertung bezeichneten Baumaßnahmen hatten den Totalausfall von naturnahen Lebensräumen zur Folge.
Auch der Auwald in der Industriezone in Brixen ist ein intakter Lebensraum für zahlreiche gefährdete Arten.
Zitat Hyla: “Auch wenn es noch offiziell als Auwald eingetragen ist, handelt es sich allerdings fachlich gesehen nicht mehr um das Ökosystem Auwald als solches, welches sich durch regelmäßige Überschwemmungen und einen hohen Grundwasserspiegel entlang eines Flusses auszeichnet, sondern leider um einen trockengefallenen Rest dieses ursprünglichen Auwaldes.”
Das ist fachlich gesehen totaler Unsinn. Die Einstufung eines Waldes als Auwald erfolgt aufgrund seiner Vegetation und der pflanzensoziologischen Zuordnung einer Gesellschaft (allgemein siehe Wikipedia- Auwald ist Pflanzengesellschaft, Der Vorsitzende Andreas Hilpold der Umweltgruppe Eisacktal sollte dies den Vereinsmitgliedern erklären, Checkliste der Lebensräume Südtirols: “Die untergeordneten Hierarchiestuf
Die Einstufung einer Fläche als Auwald erfolgt nicht aufgrund dessen, wie oft eine Fläche überschwemmt wird. Dass der Auwald trockengefallen sei, davon kann auch keine Rede sein, denn es wächst sogar Schilf im Auwald, was das untrügliche Zeichen einer guten Wasserversorgung ist. Die Umweltschutzgruppe Eisacktal sollte sich mehr an Fakten halten. Fakten für die Feuchtgebiete und den Zustand der Gewässer im Brixner Raum liefert das Projekt StadtLandFluss Mittleres Eisacktal (2009-2011). Ziel war die planerische Festlegung von Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwassersicherheit und Erreichung eines guten ökologischen Zustandes der Gewässer.
Das Projektgebiet umfasst hauptsächlich die Gemeinde Brixen und Vahrn. Der Eisack selbst weist einen GUTEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND auf, weswegen eine weitere Verbesserung nicht zwingend notwendig ist.
Jedoch wurde festgestellt, dass insbesondere kleinere und mittlere Zubringer harte Verbauungen und naturferne Strukturen aufweisen. Viele Seitengewässer sind für Gewässerorganismen nicht mehr erreichbar oder als Lebensraum ungeeignet. So ist der Bach, der durch Albeins fließt, einer dieser Bäche. Das Projekt sah Renaturierungen für die Seitenbäche vor, unverständlicherweise jedoch wurden die naturfernen Seitenbäche nicht renaturiert, sondern der Eisack selbst wurde umgebaut. Gerade die hart verbauten Zubringerbäche müssten dringendst renaturieriert werden, jedoch ist vom Einsatz für die Renaturierung dieser Gewässer nichts von den Umweltverbänden zu hören. Weder die Umweltschutzgruppe Eisacktal, noch der Dachverband für Natur und Umweltschutz und schon gar nicht die Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde treten aktiv für die Renaturierung der ökologisch defizitären Seitengewässer ein.
Der Eisack ist laut Wasserrahmenrichtlinie in einem guten ökologischen Zustand. Nur, der Eisack wurde emsig umgebaut, und dessen Auwälder an den Ufern wurden durchforstet, kahlgeschlagen oder gerodet. Es wurde sogar eine neue Nahrerholungsfläche gebaut, wodurch lebendiger Auwald am Eisack verloren ging und die Ufer wurden hart verbaut. Das heisst für den Bau der neuen Naherholungsfläche wurde Auwald gerodet und die Ufer mit Steinen hart verbaut. Es wurden nicht Sand- und Kiesufer angelegt, sondern harte Verbauungen wurden realisiert. Nur wenig oberhalb dieser Naherholungsfläche befindet sich eine weitere, bereits bestehende Nahrerholungsfläche. Zwei Naherholungsflächen nebenander ist eine zu viel. Die „Aufwertung“ hat dem Ökosystem des Eisack nichts gebracht, sondern im Gegenteil, intakte dynamische Aulebensräume am Eisack gingen verloren.
Die Faktenlage ist klar und beim Projekt Stadt-Land-Fluss wurde festgestelllt:
Es sind noch Reste ehemaliger Flusslebensräume vorhanden, durch welche sich ein relativ hohes ökologisches Potenzial ergibt. Allerdings werden die für das Überleben von Populationen notwendigen Mindestflächen bereits vielfach unterschritten.
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-Die Auwaldreste des Eisacks stellen einen wichtigen Lebensraum für den in Südtirol selten vorkommenden Kleinspecht dar.
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-Das Biotop “Millander Au“ ist von hoher Bedeutung für verschiedenste Libellenarten.
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-Es besteht ein hohes ökologisches Potenzial für Amphibien wie z.B. Gelbbauchunke und Laubfrosch.
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-Die ursprüngliche Vegetation des heutigen Flussgebietes ist nur mehr auf kleinen Restflächen vorhanden. Durch die Eintiefung des Eisacks und die damit verbundene Grundwasserabsenkung sind diese vom Austrocknen bedroht.
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–Dynamisch geprägte Lebensräume entlang der Wasserläufe wie Sand- und Schotterbänke, Auwälder oder Röhrichte sind nur mehr spärlich vorhanden.
Der Verlust weiterer dynamischer Lebensräume am Gewässer ist am Beispiel der Umbauarbeiten im Eisack im Bereich der neuen Naherholungszone unübersehbar. So kann man nicht die Biodiversität schützen und den ökologischen Zustand des Flussraums verbessern!
Die Umweltschutzgruppe schreibt in ihrer Aussendung: “Ein langfristiges Ziel der Umweltgruppe Eisacktal wird es sein, sich dafür einzusetzen, dass auch andere Umweltgelder (BBT, Wasserkraft usw.), die der Gemeinde Brixen zur Verfügung stehen, sinnvoll für eine zusätzliche Erweiterung von Feuchtlebensräumen in der Talsohle Brixens eingesetzt werden. Die Aufwertung, Vernetzung und Vergrößerung der intakten Auwaldflächen im Talkessel südlich von Brixen ist und bleibt eine Herzensangelegenheit des Vereines.”
Die Umweltgruppe Eisacktal sollte Ergebnisse von Untersuchungen und Projekten, wie dem Projekt Stadt-Land-Fluss Mittleres Eisacktal, ernst nehmen, und nicht nach Laune und Gutdünken irgendwelche Biotope umbauen und ausbauen. Für den Flussraum im Mittleren Eisacktal liegen die Defizite vor. Die Vergrößerung der Biotope Millander Au und der Schrambacher Au wurden damals bereits gefordet. Die Gesellschaft für Biodiversität begrüßt die Idee, Umweltgelder für den Ankauf von Flächen zu verwenden und es ist höchste Zeit, dass die beiden Biotope vergrößert werden. Ebenso wichtig ist aber die Renaturierung naturferner Zubringerbächen, die aus ihrem Betonkorsett befreit werden müssen. Hier sollten sich die Umweltschutzvereine viel stärker für die Verbesserung des ökologischen Zustands einsetzen. Die Gesesellschaft für Biodiversiät unterstützt die Aufwertung von Gewässern im Brixner Raum, welche nachweislich ökologische Defiztie aufweisen, wie zum Beispiel in Künetten kanalisierte Gewässer. Durch Aufwertungen dürfen aber nicht wertvolle Lebensräume verloren gehen.
“Ein umfassender Schutz der natürlichen Lebensräume in der Talsohle Brixen kann langfristig gesehen nur durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Interessensverbände, erzielt werden. “ schreibt die Umweltgruppe Eisacktal.
Die Umweltgruppe Eisacktal und auch die Vogelkundler sollten mit anderen Umweltschutzvereinen kooperieren. Die Gesellschaft für Biodiversität unterstützt jede Renaturierung eines in einer Künette verbauten Baches und jede Erweiterung von Biotopen auf landwirtschafltlich genutzten oder bebauten Flächen. Zuallerest müssen aber hochwertige, naturnahe Lebensräume wie der Auwald erhalten werden.
Der Schutz von Auwaldresten ist niemals verhandelbar. Hier geht es auch um Glaubwürdigkeit. Ein Bauer, der ein Niedermoor entwässert, mit Gülle düngt und neu einsät kann auch sagen, ich mache eine artenreiche Bergwiese aus dem Niedermoor oder eine Kleewiese für Schmetterlinge. Beklagter Verlust wird kein Verlust sein. Vielleicht füttert er noch eine gefährdete Haustierrasse mit dem Heu. So gesehen müssten alle Niedermoore zu artenreichen Bergwiesen oder Kleewiesen für Schmetterlinge werden. Man kann nicht vom Bauern erwarten, dass sie Niedermoore erhalten und nicht wegbaggern, wenn man selbst nicht für den Schutz von Auwäldern eintritt. Der Schutz des Auwaldes in Brixen ist deshalb nicht verhandelbar.
Die Umweltschutzgruppe Eisacktal und die anderen Befürworter der Auwaldrodung sollten zur Vernunft zurückkehren und konstruktiv für die Verbesserung des Flussraums Mittleres Eisacktal eintreten. Die Fakten liegen auf dem Tisch,- es gilt sie umzusetzten. Der Auwald in der Industriezone ist ein wichiger Teil des Flusslebensraums im Mittleren Eisacktal und dieser muss erhalten werden.