Importierte Gefahren

Die Marmorierte Baumwanze, Halyomorpha halys, war ursprünglich in Asien (China, Japan, Taiwan, Korea) beheimatet. Über Warentransporte wurde sie in andere Kontinente verschleppt und führte mit ihrer explosionsartigen Vermehrung auch zu Ernteausfälle bei diversen Kulturen. Hauptsächlich Apfel, Pfirsich und Tomaten waren betroffen. In Südirol ist sie seit 2016 präsent. Solche neue Arten sind invasive Neobiota. Besonders viele Baumwanzen konnten in den Jahren 2018 und 2019 auch in Südtirol beobachtet werden. Die Baumwanzen dringen im Herbst auch in Häuser ein, um zu überwintern.

Invasive Baumwanzen überwintern auch in Gebäuden- die natürlich vorkommenden Wanzenarten Südtirols nicht.

Es ist nicht die erste invasive Wanzenart, die sich massiv vermehrte. Die grüne Reiswanze oder die Grüne Stinkwanze vermehrten sich einige Jahre ebenfalls massenhaft, doch nahmen sie auch wieder von alleine ab. Viele Hobbygärtner hatten Ausfälle bei Tomaten im Herbst. Wanzen stechen nämlich und saugen auf den Früchten, was eigentlich kein großes Problem wäre, doch sie übertragen dabei auch Pilzkrankheiten und diese Krankheiten breiten sich in der Frucht aus. Bei Tomaten können dann etwa die Früchte schwarz werden.

Diese neuen invasiven Wanzenarten haben jedoch auch heimische Gegenspieler, etwa Schlupfwespen, welche die Wanzen parasitierien und zum Absterben der Wanzen führen. Vermehren sich die Wanzen stark, so vermehren sich mit der Zeit auch diese natürlichen Gegenspieler. Auch Spinnen können die Wanzen ins Netz gehen.

Spinne (Weberknecht) saugt Marmorierte Baumwanze aus

Neue Arten bringen häufig neue Probleme und in Südtirol wurden nicht heimische Gegenspieler, die Samurai-Wespe (Trissolcus japonicus), gezüchtet und ausgesetzt. Obwohl auch heimische Arten, etwa Anastatus bifasciatus Baumwanzen parasitieren. Diese Gegenspieler legen ihre eigenen Eier in die Eigelege der Wanzen und die heranwachsenden Wespenlarven ernähren sich von den Wanzeneieren, sie fressen diese von innen aus.

Streifenwanze (Graphosoma lineatum)

Eine neue Wanzenart ist auch die Streifenwanze, welche ürsprünglich nur im Mittelmeerraum vorkam, sich jedoch bis zur Nordsee ausbreitete. Diese Art bereitet dem Biogärtner oder anderen Menschen sicher keine Probleme und ist ein wahres Schmuckstück.

Die Einfuhr von Arten, auch von Nützlingen hat sich schon negativ auf die Biodversität ausgewirkt. Es gibt zahlreiche natürlich vorkommende Arten von Marienkäfern in Europa und zur Schädlingsbekämpfung wurde der Asiatische Marienkäfer in den 1980eer Jahren nach Europa und schon früher in die USA eingeführt. Inzwischen tritt die Art gebietsweise massenhaft auf und wenn sich Hausbesitzer über Schwärme von Marienkäfern an Häusern beklagen, so handelt es sich um Massenvorkommen des Asiatischen Marienkäfers. Seit 2002 tritt die Art gehäuft in Europa auf und Massenvermehrungen des Asiatischen Marienkäferns gibt es seit 2004 in Großbritannien, Frankreich und Deutschland.

Dem Siegeszug des Asiatischen Marienkäfers stehen einheimische Marienkäferarten gegenüber, die in ihrem Bestand gefährdet sind und in Roten Listen stehen. Vom Asiatischen Marienkäfer wird berichtet, dass er heimische Arten verdrängt. Eingeführte Arten können heimische Arten verdrängen und invasive Neobiota sind eine der Hauptgefährdung der Biodiversität weltweit.

Wachsen Pflanzen etwa zu schnell, weil sie zu viele Nährstoffe und Wasser bekamen, so können Blattläuse leicht zum Problem werden. Marienkäferlarven, Ohrwürmer und andere Nützlinge vertilgen Blattläuse und helfen beim Pflanzenschutz.

Der Asiatische Marienkäfer wurde zuerst in die USA eingeführt, wo er heute in Weinbergen als Schädling auftritt. Der eingeführte Nützling wurde zum genauen Gegenteil: zum Schädling in landwirtschafltichen Kulturen. Der Asiatische Marienkäfer ist in der Datenbank der global invasiven Arten der IUCN aufgelistet und ist inzwischen ein Schädling im Weinbau der USA.

Die Ausbreitung des Asiatischen Marienkäfers hat in Deutschland dazu geführt, dass der einst häufigste Marienkäfer, der Zweitpunkt Marienkäfer stark abgenommen hat. Parasiten des Asiatischen Marienkäfers wurden mit der Art eingeführt und die heimischen Zweitpunkt-Marienkäfer werden von diesem Parasiten infiziert und sterben, wie eine Studie der Universität Gießen herausfand. Der Asiatische Marienkäfer trägt Pilze in sich, auf welche die Art restitent ist, der heimische Zweipunkt Marienkäfer jedoch ist nicht restistent dagegen und stirbt durch diesen Pilz. Neobiota sind häufig eine Gefährdungsursache für heimische Arten, gerade auch als Überträger von Krankheiten. Klassisches Beispiel für das hohe Schadenspotential durch die Übertragung von Krankheiten eingeführter Arten ist die sogenannte Krebspest, welche schon vor 100 Jahren die europäischen heimischen Flusskrebsarten durch die Einfuhr und Ausbreitung einer amerikanischen Art dahinraffte.

Oft werden Arten eingeführt, obwohl es heimische Arten gibt, welche eigentlich die Funktion als natürlicher Gegenspieler erfüllt. Sogar in Kastanienhainen Südtirols geht es recht chinesisch zu: Die Japanische Esskastaniengallwespe, welche 2008 erstmals in Südtirol nachweislich auftrat, wurde mit einem eingeführten asiatischen Gegenspieler (Torymus sinensis) bekämpft. Wissenschaftliche Untersuchungen haben zwar ergeben, dass auch heimische Schlupfwespenarten durchaus in der Lage sind, die Larven der Esskastaniengallwespe zu parasitieren, jedoch wurde eine asiatische Schlupfwespenart (Torymus sinensis) eingeführt. Importiertware aus Asien ist auch in der Landwirtschaft gefragt.

Leider wird in der Schädlingsbekämpfung im konventionellen und integrierten Anbau auf den Schutz der heimischen Arten wenig Rücksicht genommen und Arten wurden absichtlich eingeführt. Erst im Nachhinein zeigten sich die weitreichenden und gravierenden negativen Effekte, die mit ihrer Einfuhr verknüpft sind. Schäden sind dann nicht mehr gut zu machen. Dem Siegeszug des Asiatischen Marienkäfers steht die Bedrohung der heimischen Marienkäfer gegenüber.

In den agrarischen Ökosystemen, wie etwa den Apfelplantagen Südtirols, gibt es vor allem das Problem, dass große Mengen an Pestiziden eingesetzt werden, welche auch für Nützlinge eine Gefahr sind. Marienkäfer überleben Insektizide ebensowenig wie Blattläuse.

mehr zum Thema Pestizide auf http://biodiversitaet.bz.it/pestizide/