Revitalisierung- Wasserrahmenrichtlinie

(Titelbild: Revitalisierung der Ahr in St. Georgen 2017: Auwälder und Ufergehölze werden gerodet)

Die Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) dient der nachhaltigen Bewirtschaftung der Gewässer und dem übergeordneten Ziel, einen „guten Zustand“ für alle Gewässer bis 2015 – mit Ausnahmen spätestens 2027 – zu erreichen und zu erhalten. Grundsätzlich gibt die EU-WRRL ein Verbesserungsgebot und Verschlechterungsverbot für den Zustand aller Gewässer vor.

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Revitalisierung bei Teichen im Natura 2000 Gebiet Falschauer

Ziel dieser Richtlinie ist die Schaffung eines Ordnungsrahmens für den Schutz der Binnenoberflächengewässer, der Übergangsgewässer, der Küstengewässer und des Grundwassers zwecks a) Vermeidung einer weiteren Verschlechterung sowie Schutz und Verbesserung des Zustands der aquatischen Ökosysteme und der direkt von ihnen abhängenden Landökosysteme und Feuchtgebiete im Hinblick auf deren Wasserhaushalt.

Bis zum Jahr 2015 mussen die Umweltziele der WRRL erreicht sein und wurden bis 2027 verlängert:

  • Ein „guter ökologischer Zustand“ und ein guter chemischer Zustand für die natürlichen Oberflächengewässer (Art. 4.1 WRRL),
  • ein gutes ökologisches Potenzial und guter chemischer Zustand
    für künstliche und natürliche, aber erheblich veränderte Gewässer (Art. 4.1 WRRL) sowie
  • ein guter chemischer und mengenmäßiger Zustand des Grundwassers (Art. 4.1 WRRL).

In Südtirol weisen fast alle Fließgewässer offiziell einen guten ökologischen Zustand auf, da die Gewässermorphologie und negative Einflüsse wie der veränderte Stofftransport durch die Wasserkrafte nicht weiter berücksichtigt wurden (siehe Punkt 9).

In Südtirol beschränken sich die Maßnahmen vor allem auf Fließgewässer und sind im Entwicklungsplan der Fließgewässer Südtirols (EFS 30) vorgesehen. Die Projektplaner informierten in Umwelt & Recht Nr. 13. im Jahr 2013: „Mit diesem internen Planungsinstrument sollen die notwendigen Revitalisierungsmaßnahmen priorisiert und abgestimmt werden, um den von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten guten ökologischen Zustand unserer Bäche und Flüsse zu erreichen.“ Einzugsgebietspläne wurden erstellt und Maßnahmen geplant und durchgeführt. Die Biodiverstität und der Zustand der Auen und Flusslebensräume werden darin nur mangelhaft wiedergegen und hochwertige Lebensräume, wie etwa die Prader Sand ist als „Ödland“ in der Karte des Etschdialogs eingetragen. Eine umfassende Zustandsbewertung der Auen der verschiedenen Einzugsgebiete wurde nicht gemacht, weder beim Spatium Etsch für das Etschtal noch für Rienzact im Einzugsgebiet der Rienz.

In zehn Jahren bis 2015 wurden über 23 Millionen Euro zur Revitalisierung von Fluss- und Uferzonen ausgegeben, von 2010 bis 2027 werden alleine in den Unteren Eisack über 20 Millionen Euro gesteckt. Bis 2020 sind 41 Millionen Euro für insgesamt 118 umgesetzte und 43 in Umsetzung derartige Projekte investiert worden.

Die abhängigen Landökosysteme und Feuchtgebiete (z.B. abgetrennte Auwälder, Altarme, usw.) wurden in Südtirol bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie nicht berücksichtigt.

  1. Mit Naturschutz hat diese Revitalisierung  nichts zu tun!
  2. Bewertung der Flüsse und Auen
  3. Keine Renaturierungen
  4. Keine Zustandserfassung bei einzelner Revitalisierung
  5. Generell wurde weder auf Ökosystemebene noch auf Art- und Lebensraumebene eine Erfassung des Ist- Zustands erhoben
  6. Fließgewässer aufweiten, renaturieren und Lebenräume schaffen
    • 6.1. Rückbau von Dämmen und Anbindung von Auen
    • 6.2 Aufweitung auf Flächen zwischen Dämmen
    • 6.3 Anbindung von Altarmen
    • 6.4 Eintiefung der Bäche und Flüsse
    • 6.5 Keine Urwälder und Aufwertung der Auwälder durch waldbauliche Maßnahmen
    • 6.6 Bau von Erholungsstrukturen und Rastplätzen und keine Badeseen
    • 6.7 Lebensräume der Arten schützen!
    • 6.8. (K)EIN Rückbau von Querbauwerken und neue harte Verbauungen
    • 6.9. Keine neuen Feuchtgebiete und systematische Biotopvernetzung
    • 6.10 Keine systematische Aufforstung von ehemaligen Auwaldflächen
  7. Erfolge und Monitoring
  8. Wasserrahmenrichtlinie und Gewässerschutz
  9. Wasserrahmenrichtlinie und Stauseen
  10. Postitionen von Umweltschutzvereinen
  1. Mit Naturschutz hat diese Revitalisierung  nichts zu tun!

Bei Revitalisierungen und Renaturierungen wurden und werden in Südtirol schützenswerte Lebensräume an den Fließgewässern wie Röhrichte, Ufergehölze, Auwälder und andere Wälder beeinträchtigt oder zerstört, obwohl diese für viele Arten Lebensraum sind. MIT NATURSCHUTZ UND ARTENSCHUTZ HAT DAS ALLES NICHTS ZU TUN!

Revitalisierter Auwald im Unterlauf der Falschauer 2015: Unkraut ersetzt
Revitalisierter Auwald im Unterlauf der Falschauer 2015: Unkraut ersetzt vitalen Auwald und Robinien wuchern. Diese Arbeit hätte man sich getrost sparen können, der Auwald war vor der Revitalisierung vitaler als nachher.

„Besonders schützenswerte, weil im Kulturland selten gewordene Habitate sind Nass- und Feuchtflächen, stehende und fließende Gewässer inkl. Ufervegetation, Auwälder und Uferbiotope sowie Flurgehölze und Hecken.“

steht im Landschaftsleitbild Südtirols, doch wird die Ufervegetation von stehenden und fließenden Gewässern weggebaggert und sogar in Naturschutzgebieten werden Auwälder gerodet, obwohl laut Naturschutzgesetz Artikel 17 dies verboten ist.

Naherholungsflächen und andere Einrichtungen für Besucher werden errichtet, an Flüssen, in Naturschutzgebieten und Wäldern und Flüssen. Wo vorher Tiere ungestört leben konnten, finden nachher Erholungssuchende Platz.

Anlage eines Fahrradrastplatzes bei Burgstall: Auwald an der Etsch ging verloren und neben der Schnellstraße wurde ein Rastplatz eingerichtet.
Naherholungsfläche auf „revitalisierter“ Fläche in Ulten am Zoggler Stausse und ein „Vorzeigprojekt“ der Revitalisierung: vorher Wald nachher Bänke. Weniger seltene Tier- und Pflanzenarten nahmen zu, als vielmehr Sonnenschirme und Picknickausrüstung, welche es hier zuvor nicht gab

 

In Südtirol werden natürliche Ufer von Gewässern, meist Bächen und Flüssen, weggebaggert, sogar in Naturschutzgebieten und nicht Bäche „aus ihrem Korsett befreit“. Nicht die natürlichen Ufer, Wälder und Ufervegetation zwängt stehende oder fließende Gewässer in ein Korsett, sondern einzig und allein Verbauungen.

unzählige kleinere Bäche in Südtirol sind in Künetten verbaut-so gut wie keiner wurde aus seinem Betonkorsett befreit. Etliche Umweltschutzvereine sind zufrieden mit der Revitaliserung und die vielen hart verbauten Bächen, welche weder Tierarten noch Pflanzenarten einen Lebensraum bieten, stören sie nicht (siehe Punkt 10).

Sogar am Montiggler See wurde im Herbst 2019 ein Uferbereich weggebaggert und ein natürliches Seeufer damit zerstört. Geschützte Auwälder werden gerodet, Auwälder zu Rückhaltebecken (Gatzaue) oder Feuchtwiesen (Millander Au) und viele weitere Umbauarbeiten durchgeführt, bei denen Südtirols Restnatur an den Gewässern unwiederbringlich zerstört wird. Es werden nicht ökologisch defizitäre Flächen, wie von invasiven Neophyten degradierte Ufer weggebaggert oder Bäche aus ihrem Korsett befreit, indem seitliche Verbauungen oder Sohlenbefestigungen entfernt werden.

Montiggler See mit natürlichen Ufer rechts und weggebaggerten natürlichen Ufer links als Aufwertung
Montiggler See mit natürlichem Ufer rechts und weggebaggerten natürlichen Ufer links als „Aufwertung“

 

"Aufgewertetes" weggabggertes natürliches Ufer am Montiggler See
„Aufgewertetes“ Ufer am Montiggler See, mehr Wald gerodet als See aufgewertet.

Invasive Neophyten sind eine der größten Gefahren für die Biodiverstität. Sie wuchern gerade durch Baggerarbeiten und Holzfällerarbeiten (=künstlichen Störungen). Bestehende Neophytenbestände werden nicht weggebaggert.

Der Japanische Staudenknöterich wurde nicht weggebaggert und hat die Aufwertung heil überstanden.
Invasiver Japanischer Staudenknöterich hat die „Aufwertung“ des Flussraums in Brixen im Zuge der Wasserrahmenrichtlinie überstanden-  naturnahe Ufervegetation ging dort jedoch verloren

Renaturiert wird die Natur an den Gewässern Südirols und dass dabei überhaupt keine Zustandserfassung erfolgt, weder auf Art- noch auf Ökosystemebene und die vorhandene Artenvielfalt vollkommen außer Acht gelassen wird, stört einige Umweltschützer überhaupt nicht. Dass die „Aufweitungen“ in Südtirol zu Lasten der Auvegetation und Wälder geht und diese Revitalisierung/ Renaturierung die größte systematische Rodungsaktion von Wäldern, Auwäldern und Ufergehölzern in der jüngeren Geschichte Südtirols ist, stört sie auch nicht.

„Revitalisierung“ im Natura 2000 Gebiet Stegener Ahrauen im Jahr 2020- Wald wurde zerstört

2.) Bewertung der Flüsse und Auen

Revitalisierungen werden auch als Renaturierungen bezeichnet ( z.B. Bau von Grundwasserteichen im geschützten Biotop http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=5&news_article_id=271835 ) und auf der Grundlage der von der Abteilung für Wasserschutzbauten der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol erarbeiteten und nicht publizierten Projektdokumentationen wurde eine umfassende Synthese erstellt und Perspektiven aufgezeitgt. Die Studie “ Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol“ forderte im Jahr 2012, bei  Renaturierungsprojekten die entsprechenden Daten systematisch zu erfassen. Erfolgskontrolle und Monitoring könnten auf der Grundlage der von der Society for Ecological Restoration (SER 2004) empfohlenen Kriterien durchgeführt werden. Ein detaillierter Katalog zur Bewertung und Qualitätserfassung bei Fließgewässern ist von Lüderitz & Jüpner (2009) vorgelegt worden. Dieser umfasst Was­sergüte, Hydromorphologie (Gewässerstruktur­kartierung), Naturnähe und Diversität. Diese systematische Erfassung der Fließgewässer erfolgt aber nicht.

Bei der Bewertung der Fließgewässer entsprechend Wasserrahmenrichtlinie wurden in Südtirol nur Parameter der Wassergüte herangezogen:

  • Biologische Elemente und chemische Elemente

Zur Einstufung der Gewässer und Definition von Wasserkörpern sind eine Vielzahl an Parametern notwendig. Durch die Beschränkung auf die Wassergüte, wird der Zustand der Fließgewässer (Morphologie/ Struktur des Gewässers, Naturnähe der Auen,  usw.) nur bruchstückhaft wiedergegeben.  (Umfassende Bewertung z.B. https://www.landschaftsoekonomie.tu-berlin.de/fileadmin/a0731/uploads/veranstaltungen/tagungen/03-06-05_Umweltkosten/Podraza.pdf).

Durch die unzureichende Erfassung und Bewertung ergibt sich für die meisten Fließgewässer Südtirols ein „guter“ oder „sehr guter“ Zustand:

  • 94% der Fließgewässer Südtirols sind offiziell in einem „Guten und sehr gutem“ Zustand.
  • nur 37 % der Fließgewässer Österreichs sind offiziell in einem „Guten und sehr gutem“ Zustand.
  • nur 7% der Fließgewässer Deutschands sind offiziell in einem „Guten und sehr gutem“ Zustand.

Weder die vielen Wasserkraftwerke Südtirols noch die vielen Verbauungen der Südtiroler Fließgewässer beeinflussen die Bewertung des ökologischen Zustands. Zur Unmöglichkeit des Erreichens eines guten Zustands durch die Stausseen gibt es ein entsprechendes Landesgesetz (siehe Punkt 9).

Zur Qualitätserfassung und Bewertung bei Renaturierungen von Fließgewässern und Auen werden nicht die geforderten Parameter (Studie zur Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol 2012) erfasst:

  • Wassergüte (=biologische Elemente und chemisch- physikalische Elemente)
  • Naturnähe
  • Diversität (Biodiversität)
  • Hydromorphologie (=Gewässerstruktur= Ökomorpholgie, zum ökomorphologischen Zustand der Bäche Südtirols siehe Gewässerstruktur und Verbauung http://biodiversitaet.bz.it/baeche-und-seen/)

Wird die Qualitätskomponente der Hydromorphologie untersucht, zeigt sich der schlechte Zustand: Eine neuere Bewertung der Etsch (im Zuge des Projektes Spatium Etsch- abgeschlossen 2018 ) zwischen Meran und Salurn ergab für den gesamten Lauf schlecht, ungenügend und mäßig. Der Großteil ist ungenügend, obwohl viele Renaturierungen und Revitalisierungen an der Etsch durchgeführt wurden.

"renaturiertes" bzw. !revitalisiertes" Etschufer (Auwald wurde durch Sandufer und Röhricht ersetzt)
„renaturiertes“ bzw. „revitalisiertes“ Abschnitt Etschufer bei Lana- Hydromorphologisch mit schlechtester Bewertung- Etsch wird aus „Korsett befreit“und „aufgeweitet“, indem der Auwald längs der Etsch gerodet wird (Lebensräume und Arten der Etsch wurden beim Projet „Lebensraum Etsch“ durch das Naturmuseums Bozen untersucht. Diese Daten werden aber nicht berücksichtigt)

Eine für den Schutz der Biodiversität und Richtlinien zum Schutz der Lebensräume und Arten (FFH- Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie) notwendige Erfassung der Lebensräume und Arten auf einer zu renaturierenden Fläche findet nicht statt. (vgl. https://www.researchgate.net/publication/316787980_Gewasserokologische_Empfehlungen_fur_die_Renaturierung_von_Flussauen)

Mit Arten- und Lebensraumschutz hat eine derartige Renaturierung nichts zu tun.

Die Waldtypisierung hat Südtirols Wälder erfasst, auch die Auwälder. Darin sind etliche Maßnahmen für deren Aufwertung klar formuliert worden und insbesondere auch ihr Schutzstatus (prioritär zu schützender Lebensraum nach FFH- Richtlinie) hervorgehoben. Jedoch wurden Auwälder weggebaggert und die notwendigen waldbaulichen Pflegemaßnahmen für die Auwälder nicht umgesetzt (z.B. Fichten fällen). Besonders notwendig wären diese in den Ahrauen (Waldtypisierung Grauerlenauen siehe http://biodiversitaet.bz.it/2017/11/30/grauerlenauwaelder-der-tallagen/). Ebenfalls praktisch unbeachtet blieben etwa auch die Managementpläne der dortigen Natura 2000 Gebiete.

Bei der Revitalisierung orientiert man sich an historischen Karten. Jedoch hat sich der Wasserhaushalt, der Geschiebehaushalt und die gesamte Kulturlandschaft vollkommen verändert und die Rekonstruktion von irgendwelchen Altarmen, wie sie auf historischen Karten aufscheinen, macht daher keinen Sinn. Vorhandene Feuchtgebiete müssten erfasst und degradierte Fließgewässer aufgewertet werden.

3.) Keine Renaturierungen

Die Umbauarbeiten an den Gewässern werden als Renaturierungen bezeichnet, jedoch sind es keine Renaturierungen, wie Wissenschaftler der Universität Padua erklärten:

„Gli interventi realizzati, con l’obiettivo principale della difesa contro il rischio idrogeologico e di un miglioramento ecologico generale, sono interventi di miglioramento dello stato ecologico del corso d’acqua, non interventi di rinaturalizzazione.“
„Die durchgeführten Eingriffe, mit dem vorrangigen Ziel der Eindämmung der Hochwassergefahr und einer allgemeinen Verbesserung des ökologischen Zustands, sind Eingriffe zur Verbesserung des ökologischen Zustands und keine  Renaturierungen“ B. Michalielon und T. Sitzia 2015
Bei Südirols Renaturierungen wird nicht darauf geachtet, ob es sich um naturnahe Gewässerlebensräume handelt oder nicht. Bei der Bewertung wird die Naturnähe nicht erfasst. Es werden dadurch Lebensräume oder Fließgewässer renaturiert, welche keiner Renaturierung bedürfen. Sehr viele Renaturierungen wurden etwa an der unteren Ahr verwirklicht, dem einzigen in weiten Teilen unverbauten naturbelassenen Fließgewässer in Südtirols Talböden und hektarweise Auwälder wurden weggeabggert. Auch die Renaturierung der Millander Au mit der Anlage einer Wiese ist eine Renaturierung, bei welcher ein natürlicher Lebensraum wie ein Auwald zu einer Wiese und damit zerstört wird.
Millander Au: Auwald wurde zu "Feuchtwiese" (rechts- unten im Bild)
Bild: Naturschutzgebiet Millander Au, Auwald der Millander Au wurde zu einer „Feuchtwiese“(Wald gerodet, Boden abgetragen und auf Flussschotterboden Wiese eingesäät), Umbau wird als Renaturierung bezeichnet

 

4.) Überhaupt keine Zustandserfassung bei einzelner Revitalisierung

Für die Umbauarbeiten der Revitalisierungen/ Renaturierungen hat die Studie zur Fluss- und Auenrenaturierung eine Zustandserfassung gefordert, denn bei den einzelnen Revitalisierungen erfolgt überhaupt keine Zustandserfassung. Bei der Revitalisierung orientiert man sich an historischen Karten, obwohl sich die Fließgewässerökosysteme vollkommen verändert haben (Wasserkraftwerke, veränderter Stofftransport, Wasserhaushalt usw.). Weder Arten, noch Lebensräume, noch Wasserqualtiät usw. werden berücksichtigt. Bei Umbauarbeiten im Natura 2000 Gebiet Falschauer wird nicht erwähnt, dass es dort einen hochwertigen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten gibt und sogar ein Natura 2000 Gebiet, in dem Auwald gerodet wurde.

Falschauer Hecher 1  Falschauer Hecher 2  Falschauer Hecher 3 Falschauer Hecher 4

Es erfolgt keine Zustandserfassung der zu revitalisierenden Fläche. Das Natura 2000 Gebiet Falschauermündung  beherbergt Natura 2000 Lebensräume, wie Auwald, und Natura 2000 Arten, wie die Wasserralle. Diese finden jedoch keine Berücksichtigung (Liste der Lebensräume und Arten http://natura2000.eea.europa.eu/Natura2000/SDF.aspx?site=IT3110013).

Natura 2000 Gebiet Falschauer: Bild von Baggerarbeit (Wächter Fishfirst und AVK „kontrollieren“ und „sind kritisch“)

Bild Falschauer Paint

Natura 2000 Gebiet Falschauer: Bild „Aufweitung“ und „Strukturierung“ Falschauer

Auwald Falschauer

Ein vitaler Auwald wurde im Natura 2000 Gebiet Falschauer weggebaggert und das Bachbett mit Fischstörsteinen verbaut. Derartige Bagger- und Bauarbeiten werden dann als „Aufwertung“ und „Aufweitung“ bezeichnet.

Über Schäden durch Umbauarbeiten im Natura 2000 Gebiet Falschauermündung  und den Biodiverstiätsverlust mehr auf http://biodiversitaet.bz.it/2017/12/10/biodiversitaetsverlust-durch-gesaltungen-und-revitalisierungen/.

5.) Generell wurde weder auf Ökosystemebene noch auf Art- und Lebensraumebene eine Erfassung des Ist- Zustands erhoben.

K. Alverá und Prof. Dr. Stefan Zerbe, von der Fakultät für Naturwissenschaften und Technik der Freie Universität Bozen und die Mitarbeiter der Agentur für Bevölkerungsschutz P. Hecher und W. Gallmetzer stellen in der Studie „Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol“ 2012 fest:

Es liegen meist keine detaillierten Erhebungen des Ausgangszustands vor, sei es auf der Art- oder Ökosystemebene. Lediglich die Fotodokumentationen lassen zumindest auf Landschaftsebene eine erste Bewertung der Renaturierung zu.

Bei Revitalisierungen und Renaturierungen erfolgt keine Zustandserfassung auf Artebene, obwohl 90 % der vom Aussterben bedrohten Arten an Feuchtgebiete gebunden sind. Laut Roter Liste der Gefäßpflanzen Südtirols (Wilhalm & Hilpold 2006) sind 43 % der vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten Südtirols Arten von Feuchtbiotopen und beinahe die Hälfte der Arten, die im letzten Jahrhundert ausgestorben sind, fielen der Vernichtung oder Degradierung von Feuchtlebensräumen zum Opfer.

Laut FF No.14/2018 war auch der ehemalige Landeshautpmann Luis Durnwalder mit Revitalisierungen nicht immer einverstanden.

„Als wir Durnwalder das Projekt gezeigt haben, sagte er: ,Spinnt ihr komplett“

Klaus Graber, vom Verein Naturtreff Eisvogel zur Revitalisierung der Ilsterner Au in der Wochenzeitschrift ff.

Klaus Graber vom Naturtreff Eisvogel begleitet Auwaldrodungen nicht nur an der Ahr mit Begeisterung, sondern auch die Rodung von 8 ha Auwald bei der Revitalisierung der Ilsterner Au an der Rienz im Pustertal, wie auch Andreas Hilpold und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, inklusive dem Geschäftsführer Andreas Riedl (http://biodiversitaet.bz.it/tag/ilstener-au/).

Fichten- (k)ein Grund wegzubaggern

Ein Grund für die Renaturierung und Revitalisierung ist das Vorkommen von Nadelbäumen wie Fichte und Föhre in den Auen. Jedoch gibt es in Südtirol auch seltene und naturschützerisch bedeutende Auwälder, in denen die Fichte und Föhre als Baumarten natürlich vorkommen (z.B. Wintergrün- Kiefern- Auwald mit Lavendelweide (Salici eleagni-Pinetum). Auch in den Ahrauen ist das Vorkommen von Fichten ein Revitalisierungsgrund und der zuständige Amtsdirektor sagte dazu im Tagblatt Dolomiten (25.01.2016): „Die Fichte, die in einem Auwald nichts zu suchen hat, nimmt stark zu, während typische Auwaldsträucher und  bäume absterben.“ In der Gatzaue in Gais, in der es in diesem Artikel auch ging, gibt es jedoch so gut wie keine Fichten (Bilder nach Bauarbeiten http://biodiversitaet.bz.it/2017/07/18/bilder-ahrauen/). Für die Grauerlenauwälder des Talbodens mit Fichte hat die Waldtypisierung darüberhinaus waldbauliche Handlungsempfehlungen abgegeben, welche jedoch nicht systematisch umgesetzt wurden. Fichten, sofern sie tatsächlich nicht standortgerecht wachsen, sollten gefällt werden und nicht ganze Wälder weggebaggert werden. Die Waldtypisierung Südtirols gibt klare Ratschläge, wie die verschiedenen Waldtgesellschaften zu behandeln sind, über den Schutzstatus und die Bedeutung für den Naturschutz der verschiedenen Waldgesellschaften Südtirols. Es erfolgt aber keine Berücksichtiung der vorhandenen Waldgesellschaft und keine Umsetzung der Empfehlungen der Waldtypisierung.

Seltene Ausnahme einer waldbaulichen Aufwertung eines Auwaldes ist das Fällen ausgewählter Nadelgehölze im Auwald in der Industriezone Brixen (http://www.provinz.bz.it/informatik-digitalisierung/breitband/aktuelles.asp?news_action=4&news_article_id=520195)

Flussaufweitung= Wald/ Auwaldverkleinerung

In Umwelt&Recht Nr. 13 ist von Aufweitungen die Rede, damit sich Bäche wieder austoben könnten. Auch in der Studie „Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol“ ist von Aufweitungen die Rede, z.B. „Aufweitung bzw. Hebung des Bachbettes im Bereich Gatzaue im Tauferer Ahrntal…umfangreiche Renataturierungsprojkte…, wenn man die bis zu 2 ha großen Ablagerungs,- bzw. Rückhaltebecken mit einbezieht.“Auwälder wurden bei der Renaturierung/Revitalisierung der Gatzaue zu Rückhaltebecken, wird in der Studie ausgeführt.

„FLUSSAUFWEITUNGEN“ an der Ahr in St. Georgen Raut, Gemeinde Bruneck, wurden im Jahr 2008 vorgenommen. Auwald wurde dabei gerodet, das Gelände abgesenkt, ein Gewässer angelegt und Sand- und Schotterbänke modelliert. Viele „Aufweitungen“ folgen diesem Muster: Bäume fällen, Auwald roden, Gelände absenken, danach wieder bepflanzen. Verschiedene Waldtypen (Auwälder, Fichtenwälder usw) und Ufergehölze werden gerodet und Bäche damit „aufgeweitet“. Auch in Brixen soll der Eisack aufgeweitet worden sein (https://www.suedtirolnews.it/chronik/wildbachverbauung-hochwasserschutz-und-oekologie-am-eisack-in-brixen). Der Eintiefung der Gewässer wird nicht mit der Hebung des Bachbettes und Stabilisierung der Gewässersohle geanwortet.

 

Ahrauen in St. Georgen 2017, gerodeter Auwald, vitaler und naturnaher Auwald wurden zerstört
Ahrauen in St. Georgen 2017, gerodeter Auwald/Ufergehölze, vitaler und naturnaher Auwald wurde zerstört. Weiden (am linken Ufer) sind charakteristisch für vitale Grauerlenauwälder.

Die Auwaldfläche an der Ahr bei Gais und Uttenheim, als Ufergehölzstreifen entlang der Ahr und flächiger Auwald, hat in den letzten Jahrzehnten ständig abgenommen: 1868 gab es 68 ha und 1945 nur mehr 44 ha. Im Jahr 2015 war der Auwald auf 33 ha geschrumpft. Durch Renaturierungen/ Revitalisierungen an der Ahr schrumpfte diese Auwaldfläche weiter, alleine in der Gatzaue in Gais wurden einmal 4 ha gerodet, dann weitere 3 ha und ein neuer Gewässerlauf angelegt und ständige Umbauarbeiten werden dort durchgeführt, bei denen Auwald gerodet wird und wertvoller, seltener und geschützter Grauerlenauwald weggebaggert wird.

Neuer Bachlauf in der Gatzaue: 3 ha Auwald gerodet
Neues Baggerloch in der Gatzaue: 3 ha Auwald gerodet

2019 wurde wieder mit Holzfällerarbeiten und Baggerarbeiten im Geschützen Biotop Stegener Ahrauen begonnen, einige Bilder dazu auf

http://biodiversitaet.bz.it/2020/08/11/renaturierung-ahrauen/

Trotz der kurz beschriebenen Beeinträchtigungen stellt der Ahrunterlauf,  nicht zuletzt wegen ihrer Ausdehnung, die wertvollste Flußlandschaft des Landesgebietes.

Gewässerökologischer Bericht Ahr, (1996)

Einige Umweltschützer (siehe Punkt 10) bezeichnen das Wegbaggern großer Auwaldflächen als Aufweitung.

Eisack in Brixen vor und nach Umbauarbeiten, wertvolle naturnahe Lebensräume am Gewässer werden weggebaggert (Umweltschutzgruppe Eisacktal bezeichnet dies als Renaturierung beim Familienaktionstag am 08.06.2019):

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2018 Eisack in Brixen: Flussinsel mit Bachröhricht und Auwald

 

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Eisack in Brixen nach ökologischer Aufwertung 2019: durchforstete Ufergehölze links im Bild und fehlender Auwald auf Flussinsel

 

Der Eisack in Brixen wurde umgebaut, zum Erreichen des ökologisch guten Zustands der Gewässer. Obwohl der Eisack bereits in einem ökologisch guten Zustand ist und die Analyse im Mittleren Eisacktal ergab, dass die Zubringerbäche ökologische Defizite aufweisen. Am Eisack unterstützt die  Umweltgruppe Hyla die Rodung von Auwäldern. Für den Flussraum Mittleres Eisacktal erfolgte eine Zustandserfassung, im Gegensatz zu einzelnen Revitalisierungen. Mehr zum Mittleren Eisack  auf http://biodiversitaet.bz.it/2019/01/16/revitalisierung-und-wasserrahmenrichtlinie-mittleres-eisacktal/

 

6) Fließgewässer aufweiten, renaturieren und Lebenräume schaffen

  • 6.1. Rückbau von Dämmen und Anbindung von Auen
  • 6.2 Aufweitung auf Flächen zwischen Dämmen
  • 6.3 Anbindung von Altarmen
  • 6.4 Eintiefung der Bäche und Flüsse
  • 6.5 Keine Urwälder und Aufwertung der Auwälder durch waldbauliche Maßnahmen
  • 6.6 Bau von Erholungsstrukturen und Rastplätzen und keine Badeseen
  • 6.7 Lebensräume der Arten schützen!
  • 6.8. (K)EIN Rückbau von Querbauwerken und neue harte Verbauungen
  • 6.9. Keine neuen Feuchtgebiete und systematische Biotopvernetzung
  • 6.10 Keine systematische Aufforstung von ehemaligen Auwaldflächen

Wie werden Flüsse tatsächlich aufgeweitet und revitalisiert, wie entsteht Natur, etwa ein Urwald und wie kann der Ansturm auf Südtirols natürliche Badeseen entschärft werden? Antworten zu solchen Fragen werden hier geliefert.

6.1. Rückbau von Dämmen und Anbindung von Auen

Bäche werden seitlich von Dämmen eingegrenzt und es erfolgten nicht Aufweitungen, indem Dämme abgebaut bzw. rückgebaut werden. Dämme trennen Auwälder von Bächen. Im Natura 2000 Gebiet Falschauer trennen mehrere Dämme die Falschauer von Teichen. Lebendige vitale Auen sind auf Überflutungen angewiesen, doch Dämme unterbinden die Überflutung von Flächen.

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Damm zwischen stehendem Gewässer und Bach im Natura 2000 Gebiet Falschauer

 

In Südtirol wurden nicht systematisch Dämme abgebaut oder rückverlegt, um lebendige vitale Auen zu schaffen, obwohl zahleiche Auen (z.B. Eyrerser Au im Vinschgau, Auen an der Passer) von den Fließgewässern getrennt sind. Zwischen dem Zusammenfluss des Eisacks und der Etsch in Bozen/ Liefers wurden im geschützten Biotop Fischerspitz Renaturierungen durchgeführt, bei denen Auwald verlorgen ging und der Damm stehen blieb.

Schema:

Paint Schema 1

Hohe Pegelstände in Etsch und Eisack gaben den Anlass, dass die Gesesellschaft für Biodiversität die Anbinung von abgetrennten Auen auch im Sinne des Hochwasserschutzes forderte https://www.voxnews.online/artikel/gesellschaft-fuer-biodiversitaet-auen-an-fluesse-anbinden

Der Rückbau von Dämmen und Dammrückverlegungen wurden z.B. an der Elbe in Deutschland (https://www.bund.net/fluesse-gewaesser/lebendige-elbauen/hohe-garbe/) oder in der Schweiz am Inn realisiert (https://www.innauen.ch/von-der-idee-zum-abbruch-der-daemme.html)

 (Foto: Provinz Bozen, Agentur für Bevölkerungsschutz)
Illsterner Au- vom Auwald blieb durch die „Revitalisierung“ nichts übrig (Foto: Provinz Bozen, Agentur für Bevölkerungsschutz)

Kein einziges der Vorzeigeprojekte der Revitalisierung Südtirols basiert auf einer realen Aufweitung, indem ein Damm zurückgebaut wurde.

Die Ilsterner Au war ein Auwald und ist geschützes Biotop, an dem die Rienz in einem verbauten Bachbett daran vorbei  floss. Der Auwald wurde revitalisiert, indem er weggebaggert wurde. Während der Brutzeit wurde ein geschützter Auwald in einem Naturschutzgebiet gerodet. Der ganze Wald mit seinen Eschen, Fichten, Weiden und anderen Laubgehölzen wurde weggebaggert. http://biodiversitaet.bz.it/2016/10/28/die-revitalisierung-der-ilsterner-au/.

6.2 Aufweitung auf Flächen zwischen Dämmen

Auch zwischen Dämmen, welche die Fließgewässer Südtirols seitlich begrenzen, erfolgte keine Aufweitung. Nur bei Terlan wurde die Etsch an einer Stelle auf Obstplantagen aufgeweitet. Obwohl z.B. an der Talfer in Bozen oder der Falschauer in Lana Flächen zwischen den Dämmen hätten revitalisiert oder renaturiert werden könne. An der Talfer in Bozen hätten Talferwiesen und auch Apfelplantagen innerhalb der alten Dämme renaturiert werden können. Die Ahr hätte auf überdüngte artenarme Mähwiesen aufgeweitet werden können. Derartige Flächen werden aber in Südtirol nicht systematisch den Bächen wieder zurückgegeben, damit sich dort neue Auflächen bilden können.

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Falschauer Lana: Flächen innerhalb der Dämme wurden nicht abgesenkt, damit sich dort eine lebendige Au bilden kann

 

Baustofflagerfäche an der Falschauer innerhalb der Dämme- keine Renaturierung dieser Fläche
Lagerfäche an der Falschauer innerhalb der Dämme- keine Renaturierung dieser Fläche

 

Positivbeispiel München: Beispiel für Absenkung von Gelände und Schaffung Schotterbänken Isar Auweitung https://www.youtube.com/watch?v=JAmpgEieg9o

Schema:

Paint schema 4

Die „Aufweitungen“ in Südtirol gingen zu Lasten der Auvegetation und Wälder und so ist diese Revitalisierung/ Renatureirung die größte systematische Rodungsaktion von Wäldern, Auwäldern und Ufergehölzern in der jüngeren Geschichte Südtirols. 

6.3 Anbindung von Altarmen der Bäche und Flüsse

Bäche wurden begradigt und dabei wurden Altarme der Bäche abgetrennt. Heute noch finden sich Altarme in der Kulturlandschaft, welche teilweise als Biotope unter Naturschutz stehen, z.B. Gargazoner Lacke, ein Altarm der Etsch. Es wurden nicht systematisch Altarme in der Kulturlandschaft identifiziert und an das Gewässer wieder angebunden.

Altarm Vinschgau
Kanalisierte Etsch und Altarm als Auwald in der Kulturlandschaft erhalten- keine Anbindung an die Etsch

Auch das Vorzeigeprojekt Revitalisierung Altarm Mareiterbach ist nach der Revitalisierung nicht an den Mareiterbach angebunden. Der Altarm wurde nur ausgebaggert und der Mareiterbach fließt weiter am Altarm vorbei.

Schema:

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2018 wurde im Etschtal das Projekt Spatium Etsch Adige durchgeführt, bei dem abgetrennte Auwälder im Etschtal und Feuchtgebiete keine Erwähnung finden. Ziel soll die nachhaltige Entwicklung sein, jedoch wurde die Anbindung der Feuchtgebiete des Etschtales ausgeklammert. Während beim Projekt Etschdialog im Oberen Vinschgau Auwälder und Altarme noch in den Karten zur terrestrischen Ökologie aufscheinen, scheinen diese Lebensräume im Flussraummanagementplan Etsch (von Meran bis Salurn) nicht auf.

(Vinschgau Flussraum mit Erfassung der Auen: http://www.provinz.bz.it/sicherheit-zivilschutz/wildbach/downloads/etschdialog_abschlussbericht.pdf

Spatium Etsch ohne Erfassung der rezenten und der Altauen https://docplayer.org/140707300-Projekt-flussraummanagementplan-etsch-abschlussbroschuere.html)

6.4 Eintiefung der Bäche und Flüsse

Bäche haben sich oft im Laufe der Zeit durch die Verbauung der Bäche und den fehlenden Stofftransport eingetieft, sodass auch Auen und andere Feuchtgebiete in den Talböden trockengefallen. Durch Stabilisation des Bachbettes, durch Einbringen von Kies- und Sand, Bau von Buhnen usw. kann eine weitere Eintiefung verhindert werden und das Bachbett und der Grundwasserspiegel erhöht werden. Schema:

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Die Ahr tieft sich ein, der Geschiebemangel ist für die dortigen Auenwie für andere Auen Südtirols erkennbar. Doch wird nicht einfach nur das Bachbett angehoben durch Einbringung von Sedimenten, sondern ständig Auwald weggebaggert.

6.5 Keine Urwälder und Aufwertung der Auwälder durch waldbauliche Maßnahmen

Bei der Renaturierung und Revitalisierung von Südtirols Auwäldern sind nicht natürliche Urwälder das Ziel der Auenrenaturierung. Der Naturzustand von Auwäldern sind Urwälder, an Totholz und Altbäumen reiche Wälder. Für die Artenvielfalt, insbesondere Käfer, Fledermäuse und Vögel, sind alte Bäume von großem Wert. Jedoch werden Auwälder, wie die Schwarzerlenauen des Vinschgaus sogar gemäß Niederwaldbewirtschaftung bewirtschaftet, wodurch alte Bäume rar sind und invasive Neophyten gefördert werden.

Auwälder werden sogar bei Renaturierungen zu Feuchtwiesen umgebaut, wie in der Millander Au oder zu Sümpfen, wie im Natura 2000 Gebiet Falschauermündung.

Positivbeispiel: Waldbauliche Renaturierung des Auwaldes in der Industriezone Brixen (https://umwelt.provinz.bz.it/news-events.asp?news_action=4&news_article_id=520195), Fichten und Föhren wurden zum Fallen ausgewiesen.

Negativbeispiel Ahrauen: seit 20 Jahren wiederholte Rodungen von Auwald und dazu noch intensive Forstwirtschaft

6.6 Bau von Erholungsstrukturen und Rastplätzen und keine Badeseen 

Den Bächen in Südtirol wurde nicht mehr Raum gegeben und Ufergehölze gingen durch den Bau von Erholungszonen sogar für immer verloren. Erholungszonen innerhalb der Dämme wurden zahlreich errichtet (Burgstall ein Fahrradrastplatz, Projekt Passer für Meran mit Terrassen im Bachbett, Ahr St. Georgen Freizeitgelände an der Ahr, Brixen Eisack 1,4 Millionen Euro). Von Bächen gehen auch Gefahren (z.B. Hochwasser, Schwallbetrieb, Rutschgefahr) aus und es kommt auch vor, dass Menschen von der Wasserrettung aus Notsituationen befreit werden müssen.

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Erholungsfläche im Eisack bei Brixen
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Fahrradrastplatz und „Geländeaufweitungen“ in Burgstall. Vom ehemaligen breiten Auwaldstreifen längs der Etsch blieb nicht viel übrig. Kosten: 480.000 Euro.

 

Es wurden nicht Badeseen angelegt, obwohl Südtirol sehr wenig Badeseen hat, in denen die vielen die Biodiversität der Seen gefährden, indem etwa Brutvögel gestört werden. Für die Südtiroler Bevölkerung wären systematisch über das ganze Land angelegte Badeseen eine echte Bereicherung gewesen, welche auch neue Lebensräume etwa für Frösche als Laichgewässer im Frühjahr hätten bilden können. Auch als Abkühlung in heissen Sommern (Klimawandel) oder Wasserspeicher  böten solche Seen Ökosystemleistungen.

6.7 Lebensräume der Arten schützen!

Keine Zustandserfassung auf Artebene: MIT ARTENSCHUTZ HAT DAS NICHTS ZU TUN!

Bei Revitalisierungen und Renaturierungen wurden und werden schützenswerte Lebensräume an den Fließgewässern, wie Kiesbettfluren, Krautfluren, Röhrichte, Ufergehölze, Auwälder und andere Wälder beeinträchtigt oder zerstört, obwohl diese für viele spezialisierte Arten von Bedeutung sind. Ob die Grauerlenauwälder der Ahr, die Natura 2000 Gebiete oder der Auwald an der Etsch, Daten über die Verbreitung von Arten sind vorhanden, werden aber nicht weiter bei der Renaturierung usw. berücksichtigt und damit nicht geschützt.

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Verlust und Zerstörung von Auwald in der Gatzaue durch Anlage eines Seitenarms für die Ahr

 

Allein an der Ahr sind über 22 ha Grauerlenauwald bei unzähligen Revitalisierungen weggebaggert worden, Auwälder welche geschützt werden müssten. Auwälder sind gemäß FFH- Richlinie prioritär zu schützende Lebensräume und auch in Natura 2000 Gebieten wurden Auwälder gerodet. Auwälder sind durch das Naturschutzgesetz geschützt (Naturschutzgesetz Art. 17 Ufervegetation und Auwälder (1) Es ist verboten, Ufervegetation oder Auwald zu roden oder auf sonstige Weise zu zerstören) und auch außerhalb von Naturschutzgebieten sind Auwälder in Südtirol gesetzlich geschützt. Jedoch werden bei Revitalisierungen und Renaturierungen Auwälder gerodet.

Die Maßnahmen zur Renaturierung und Revitalisierung stehen im Widerspruch zum gesetzlichen Schutz von Auwäldern und die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie steht in Südtirol grundsätzlich in Widerspruch zur FFH- Richtlinie.

Die Artenvielfalt des Auwaldes, z.B. an der Ahr ist bei Renaturierungen kein Thema. So wurde in der Gatzaue bei vielen Renaturierungen Auwald gerodet und künstliche Strukturen wurden angelegt. Als Erfolg wird dann die Ansiedlung von bestimmten Arten, wie Fröschen verbucht, welche in ein neues künstliches stehendes Gewässer einwandern. Die Artenvielfalt des Auwaldes der Ahr ist dabei kein Thema (siehe: https://www.youtube.com/watch?v=3Re5W1Commw). Ebenfalls kein Thema ist, dass sich Teile der gerodeten Flächen wieder bewalden  und die künstliche Schaffung von neuen Sandbänken damit wenig nachhaltig ist. Die Ursache für die fehlenden Schotter- und Sandbänke ist der fehlende Transport von Geschiebe in den Bächen durch Hochwasserschutzbauten.

Von Hochwasserschutz wird an der Ahr in Zusammenhäng mit Revitalisierungen auch ständig geredet und doch haben fast 20 Jahre Umbau der Ahr die Hochwassergefahr an der Ahr nicht reduziert.

Die Lage der Südtiroler Auwälder ist in der Vegetationskarte von Südtirol und bei der Waldtypisierung flächendeckend erhoben worden. Auwälder wurden jedoch gerodet und zerstört (z.B. Etsch bei Laas, Ahr usw.). Es wird auch nicht den waldbaulichen Empfehlungen der Waldtypisierung gefolgt, wie dem Fällen von Fichten in Grauerlenauwäldern, sondern vitale Auwälder werden weggebaggert und zerstört. Es erfolgt keine Einstufung und Bewertung der zu renaturierenden Wälder nach vorkommenden Pflanzengesellschaften.

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Revitalisierung des Baches Falschauer im Natura 2000 Gebiet Falschauermündung- Rodungsfläche im Auwald

Große Waldflächen (Nadelwälder) wurden bei der Revitalisierung des Mühlwalderbaches oder bei der Revitalisierung der Gisser Au gerodet. „Durch die Eintiefung der letzten Jahrzehnte des Bachbettes ging der typische Auwaldcharakter verloren, der bereits jetzt zum Großteil von Nadelbäumen überwachsen wurde.“ (http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=615691) Dass die Talfer den ganzen Platz braucht und dass sie sich in dem Bereich eingetieft hat, ist zu bezweifeln. Wertvolle Teile des geschützten Biotops Gisser Au wurden jedoch nicht revitalisiert und sind damit erhalten geblieben (Siehe Bilder mit blühenden Sumpfdotterblumen, Weidengebüsch, Feuchtwiese usw. im Biotop Gisser Au http://gis2.provinz.bz.it/mapAccel/ImageLoader.jsp?PATH=images/biotope/BIO086_G01.jpg&NAME=BIO086_G01).

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Ufergehölze/ Auwald entlang der Etsch. Lebensraum für über 1500 nachgewiesene Tier- und Pflanzenarten. Bei Revitalisierungen erfolgt keine Zustandserfassung.

 

Der linear entlang der Etsch ausgebildete Auwald wurde auch als naturnaher Silberweidenauwald und Grauerlenwald beim Projekt Lebensraum Etsch beschrieben, der floristisch artenarm ist, in der Gesamtheit von Tier- und Pflanzenarten überaus artenreich.

In der Karte der aktuellen Vegetation Südtirols ist die Etsch als Auwald eingezeichnet. Bei Revitalisierungen/ Renaturierungen erfolgt keine Zustandserfassung dahingehend, ob eine Fläche einen naturnahen Silberweidenauwald oder geschützte und gefährdete Arten beherbergt oder nicht. Die Bedeutung des Auwaldes entlang der Etsch für viele Tiergruppen wurde beim Projekt Lebensraum Etsch klar herausgearbeitet, wie z.B. bei den Ameisen: Betrachtet man Gesamtartenzahlen in unterschiedlichen Biotoptypen an der Etsch, weisen Auwälder mit Altbäumen mit 21 Arten am meisten Arten auf. Ufer und Hochstaudenfluren liegen im Mittelfeld. Trockenwiesen, jüngere Auwälder und Ruderalstandorte weisen die geringste Vielfalt auf . 40 Arten wurden an der Etsch nachgewiesen, eine hohe Artenzahl (insgesamt gibt es in Südtirol 100 Ameisenarten). Ältere Augehölze mit Totholz und alten Bäumen weisen mehr Ameisenarten als junge Bestände auf. Besonders wichtig sind sie als Lebensraum stenotoper, arboricoler Ameisenarten, wie der Rossameise (Glaser 2004). Bei Revitalisierungen/ Renaturierungen werden alte Augehölze und ganze Wälder gerodet und zerstört.

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Revitalisierung an der Etsch: Ufergehölze verschwinden
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Bild: links mit revitalisierten Ufer (= weggebaggert), rechts Auwald an der Etsch

 

In den Jahren 2002/03 wurden an den Etschufern zwischen Meran und Salurn 25 Standorte vegetationskundlich untersucht und Vegetationstypen beschrieben:   Waldgesellschaften: Grauerlenbestände (Alnetum incanae), Silberweidenbestände (Salicetum albae) und Robinien – Schwarzpappel – Ersatzgesellschaften. Daneben Sukzessionsstadien und Rasen- und Wiesengesellschaften (Böschungen und Flugplatz Modellflugzeuge). Das Problem der Neophyten an der Etsch wurde beim Projekt Lebensraum Etsch ebenfalls festgestellt: „Die Ufervegetation an der Etsch wird, bedingt durch großflächige Rodungsmaßnahmen und Durchforstungen stark von Neophyten unterwandert. Neophyten hindern standorttypische Arten in ihrem Aufkommen und präsentieren sich an den Ufern streckenweise als großflächige Staudenfluren.“ Bei Revitalisierungen und Renaturierungen an der Etsch wurden nicht Neophytendominierte Flächen oder Robinien- Ersatzgesellschaften weggebaggert, sondern ohne Zustandserfassung werden Gehölzbestände gerodet. Naturnahe Ufergehölze mit Silberweiden- und Grauerlenwald werden weggebaggert.

Keine Zustandserfassung auf Artebene: MIT ARTENSCHUTZ HAT DAS NICHTS ZU TUN

Bei Revitalisierungen und Renaturierungen erfolgt keine Zustandserfassung auf Artebene, obwohl 90 % der vom Aussterben bedrohten Arten an Feuchtgebiete gebunden sind. Laut Roter Liste der Gefäßpflanzen Südtirols (Wilhalm & Hilpold 2006) sind 43 % der vom Aussterben bedrohten Pflanzenarten Südtirols Arten von Feuchtbiotopen und beinahe die Hälfte der Arten, die im letzten Jahrhundert ausgestorben sind, fielen der Vernichtung oder Degradierung von Feuchtlebensräumen zum Opfer.

Es erfolgt keine Zustandserfassung auf Artebene, obwohl an der Etsch mit den erhobenen 1595 Tier- und Pflanzenarten, darunter 249 Arten, welche in der Roten Liste als potentiell gefährdet, gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht aufscheinen oder an der Ahr mit den 1330 festgestellten Tier- und Pflanzenarten, die Ufergehölze und Auwälder an Ahr oder Etsch für die Artenvielfalt von großer Bedeutung sind.

In geschützten Biotopen (z.B. Biotop Natura 2000 Gebiet Falschauer) sind sämtliche Tier- und Pflanzenarten geschützt (Naturschutzgesetz). In der Praxis ist keine Tier- und Pflanzenart bei Revitalisierungen und Renaturierungen in Biotopen geschützt, ganze Wälder werden gerodet. Auch im Biotop Castelfeder (Natura 2000 Gebiet) wurden 2,5 ha Auwald bei der Revitalisierung/ Renaturierung des Schwarzenbaches gerodet.

Betreffend die Biodiversität von Schmetterlingen an der Etsch (Peter Huemer 2004) wurden wichtige Schmetterlingslebensräume beschrieben, z.B. Bozen, Etsch-Eisackmündung: artenreiche thermophile Hangwälder, Schilfröhrichtgesellschaft, Uferweidensaum, Auwaldgehölze, kleinflächigste Ruderalfluren: am artenreichsten mit 299 Schmetterlingarten und viele gefährdete Arten der Roten Liste und auch weniger hochwertige, wie die Etschau in Lana mit individuenarmer Schmetterlingsgemeinschaften mit Vorkommen von wenigen schützenswerten Arten. „Die durch Rodungsmaßnahmen stark beeinflusste Au ist durch das Fehlen älterer Baumbestände sowie die starke Präsenz von Neophyten an Schmetterlingen verarmt.“ Jedoch wurden an der Etsch zwischen Meran und Salurn viele Rodungen und Durchforstungen durchgeführt.

Naturnahe Ufer und Ufergehölze sind als Lebensraum für Rote Liste Arten im Landschaftsleitbild der Provinz Bozen erwähnt und auch in der FFH-Richtlinie wird in Artikel 10 der Habitatrichtlinie auf deren Funktion als Lebensraum hingewiesen.

Ilstener Au
Zerstörter Auwald des Biotops Illsterner Au: 8 ha Auwald wurden gerodet (das Biotop war für seinen Eschenreichtum, entspricht Hartholzauwald, bekannt)

Biodiversitätsverlust: 

Auch das Vorzeigeprojekt Mareiterbach ist in der Revitalisierung vom Biodiversitätsverlust betroffen und am Mareiterbach wurden nicht systematisch abgetrennte Auen und Altarme an das Gewässerregime des Mareiterbaches angebunden und die Auen damit revitalisiert, siehe http://biodiversitaet.bz.it/2017/11/14/biodiversitaetsverlust-mareiterbach/

6.8. (K)EIN Rückbau von Querbauwerken und neue harte Verbauungen

Fließgewässer werden durch Querbauwerke unterbrochen. Zahlreiche Bauwerke in den Bächen unterbrechen die Gewässer. Nur zögerlich wurden einige Querbauwerke bei der Revialisierung rückgebaut.

Im Unterlauf der Falschauer wurden einige Querbauwerke rückgebaut, jedoch wurden zwei neue Stahlbetonkonstruktionen errichtet. Zwei L- förmige Rampen bilden zwei Fremdkörper im Unterlauf der Falschauer.

Falschauer Rampe

Im Mareiterbach wurden mehrere Querbauwerke rückgebaut. In der Talfer in Bozen wurden die zahlreichen Querbauwerke nicht rückgebaut.

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revitalisierte Talfer in Bozen: die alten Querbauwerke in der Talfer sind fast verschüttet und mit Steinen wurde das Bachbett gestaltet (Vorzeigeprojekt 2010–2016; Kosten: 2.219.292,07 €)

 

Neue harte Befestigungen werden an den Ufern sogar errichtet, wie am Eisack in Brixen oder dem Natura 2000 Gebiet Falschauer.

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Eisack Brixen- neue harte Uferbefestigung gebaut bei Umsetzung der WRRL
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Falschauer Natura 2000 Gebiet: neue harte Uferbefestigung gebaut bei Revialisierung

 

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Revitalisierung Talfer 2018: Bau einer neuen Rückhaltesperre

Bei Revitalisierungen wird häufig die Gewässermorphologie weiter verändert, indem Fischstörsteine/ Fischsteine eingebaut werden oder andere Strukturen modelliert werden. Bachläufe werden mit Steinen zugepflastert und für Schotter- und Sandbänke bleibt kein Platz. Es kommt nicht zu einer natürlichen Ausbildung von Sand- und Schotterbänken in den Gewässern.

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Falschauer mit Steinen zugepflastert: kein Platz für Kiesbänke

 

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Falschauer ohne Steine: Platz für Schotterbänke und dadurch natürliche Gewässermorphologie

 

Die Untere Ahr im Ahrntal wird von keinen Hochwasserschutzbauten unterbrochen. Nur ein Bauwerk unterbricht die Durchgängigkeit für Fisch und Geschiebe: Das alte Wehr in St. Georgen. Dieses Bauwerk hätte abgerissen werden sollen, jedoch waren Heimatpfleger für die Unterschutzstellung dieses Querbauwerkes (mehr zur Ahr http://biodiversitaet.bz.it/tag/ahrauen/)

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steht immer noch: unnützes Querbauwerk in der Ahr, welches Geschiebetransport und Fischwanderung unterbindet

 

Schema Revitalisierung und Renaturierung Bäche in Künetten und mit Querbauwerken

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6.9. Keine neuen Feuchtgebiete und systematische Biotopvernetzung

Bei der Revitalisierung und Renaturierung wurden nicht systematisch Feuchtgebiete in der intensiv genutzten Kulturlandschaft, wie z.B. im Etschtal, geschaffen. In den Talböden sind Auwälder und Feuchtgebiete in den letzten Hundert Jahren verloren gegangen und es wurden nicht systematisch Trittsteinbiotope zur Vernetzung bestehender Feuchtgebiete oder neue Feuchtgebiete angelegt.

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Keine systematische Anlage von Trittsteinbiotopen oder Feuchtgebieten bei Revitalisierung und Renaturierung in Südtirol

 

Eine Reihe von Vorzeigeprojekten wurden 2018 in der Broschüre „Revitalisierung der Fließgewässer Südtirols Hintergründe und Praxisbeispiele“, herausgegeben von der Provinz Bozen, veröffentlicht, auf denen sehr gut dokumentiert wurde, wie Ufergehölze, Wälder und Auwälder bei der Revitalisierung systematisch gerodet und zerstört werden. Ob im Rückhaltebecken von Morter, an der Etsch beim Kammergraben, der Rienz bei Percha oder der Etsch bei Laas überall gingen Auwälder verloren. Den Durchforstungen entlang von Gewässern (z.B. Revitalisierung Falschauer in St. Gertraud Ultental) fallen wiederum viele Bäume zum Opfer. Invasive Neophyen finden in der Broschüre keine Erwähnung. Einzig positive Projekt einer Renaturierung und Revitalisierung einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche ist die Revitalisierung am Krebsbach in Lana, mit dem Bau eines neuen Teiches 2018 und eines weiteren 2019 (Vorzeigeprojekt der Revitalisierung, welches tatsächlich vorzeigbar ist).

Gelungene Revitalisierung: neues Feuchtgebiet auf ehemaliger Apfelplantage
Gelungene Revitalisierung/Renaturierung einer ökologisch defizitären Fläche: neues Feuchtgebiet auf ehemaliger Apfelplantage

 

Auf der revitalisierten Fläche am Krebsbach haben sich keine invasiven Neophyten eingestellt, die Hühnerhirse besiedlete als erste die Ruderalflächen. Schilf und Rohrkolben besiedeln aber auch die Fläche und werden sich weiter ausdehnen.

6.10 Keine systematische Aufforstung von ehemaligen Auwaldflächen

Magdalena Gschnitzer, bekannte Südtiroler Umweltaktivistin, rief bei einer Demonstration am Auwald in Brixen dazu auf, Bäume zu pflanzen und aufzuforsten. Auch am Auwald in Brixen gibt es Wiese, welche aufgeforstet werden könnte.

Magdalena Gschnitzer rief zum Aufforsten auf
Magdalena Gschnitzer rief zum Aufforsten auf

 

Bei der Renaturierung und Revitalisierung der Südtiroler Auen wurden nicht systematisch ehemalige Auwaldflächen mit hoch anstehendem Grundwasser aufgeforstet. Intensiv bewirtschaftete Agrarflächen finden sich sogar innerhalb von Natura 2000 Gebieten (z.B. Natura 2000 Gebiet Kalterer See mit Apfelplantagen, Natura 2000 Ahrauen Kematen mit artenarmen Grünland usw.) und es wurden nicht landwirtschaftliche Flächen als Renaturierung aufgeforstet und wiederbewaldet, obwohl Wald die natürliche Vegetation auf diesen Flächen darstellt.

7.) Erfolge und Monitoring

Invasive Neophyten degradieren Südtirols Gewässer und mit der Renaturieung und Revitalisierung von Gewässern breiten sich invasive Neopyhten weiter aus. Es erfolgt zwar eine Bekämpfung, die weitere Ausbreitung wird jedoch durch Baggerarbeiten gefördert.

Generell sind die meisten Arbeiten nicht nachhaltig. Deutlich wird dies etwa bei der Anlage eines Grundwasserteiches im Rückhaltebecken bei Tramin. Ein Rückhaltebecken wird irgendwann immer von Material durch den Bach aufgefüllt und wenn in einem solchen Rückhaltebecken ein Teich gebaut wird, so kann er nicht lange bestehen bleiben. Der künstlich geschaffene Teich existiert nicht lang und diese Renaturierung war deshalb nicht nachhaltig.

Ausbreitung invasiver Neophyten

Durch das Herumbaggern und durch Holzfällarbeiten werden invasive Neophyten gefördert. Häufig siedeln sich nicht die Zielarten bei Revitalisierungen an, sondern invasive Neopyhten besetzten die künstlichen Strukturen an und in den Bächen.

Fallopia an Talfer Revitalisert
Invasive Neophyten (Asiatischer Staudenknöterich und Sommerflieder) an den Ufern der revitalisierten Talfer

 

Auf Vorzeigeprojekten der Revitalisierung, wie z.B. an der Falschauer im Ultental (Gemeinde St. Pankratz) gedeihen invasive Neophyten, mehr dazu auf  http://biodiversitaet.bz.it/tag/revitalisierung-ulten/ und auf den revitalisierten Ufern der Falschauer in Lana beherrschen Robinien und Sommerflieder die Ufer. Am Eisack in Brixen (siehe Bilder oben) wurde die heimische Vegetation der Flussinsel entfernt, der dichte Staudenknöterichbestand am Ufer blieb stehen.

Auf den revitalisierten Flächen stellt sich zudem meist ganz gewöhnliches Unkraut ein (siehe z.B. Revitalisierung Ilsterner Au, Falschauer, Mareiterbach), während hochwertige Auwälder und Ufervegetation verschwindet. Beim Mareiterbach hätte man sich auf den Abriss der Querbauwerke beschränken können, doch hat man den vitalen Auwald, welcher als Ufergehölzstreifen entlang des Baches ausgebildet ist, weggebaggert.

Einige Monitoringprogramme ( Projekt Monitoring Falschauerbiotop, Monitoring Mareiterbach) wurden nach (!) der erfolgten Revitalisierung gestartet. Vor einer Revitalisierung müsste der Zustand erfasst werden, um über den Erfolg von Revitalisierungen Aussagen machen zu können.

Die Fischfauna wird in Südtirol, wie von der Wasserrahmenrichtlinie vorgegeben, untersucht und überwacht. Ein Monitoring der Fischfauna wird gemacht und die EU über die Entwicklungen der Fischfauna in den Gewässern informiert. Fische haben mit der Revitalisierung (z.B. Etsch- Bozen bis Salurn) sogar dramatisch abgenommen. Äschen sind im Bereich der Unteren Rienz drastisch zurückgegangen und der Fischbesatz gefährdet den Renaturierungserfolg (siehe Mareiterbach).  Das Fischmonitoring wird alle 6 Jahre durchgeführt, 2003, 2009,2015, 2021, 2027.

Es erfolgt kein systematisches Monitoring der Revitalisierungen und Renaturierungen, wie in der Studie zur Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol gefordert wurde.

Renaturierungen betreffen auch große Flächen, wie etwa die Renaturierung des Suldenbaches im Jahre 2001 bis 2004 mit der Hebung des Bachbettes des Suldenbaches. 110 ha Auwald im Umfeld des Suldenbaches werden damit besser mit Wasser versorgt. Revitalisierungen wurden seit dem Jahr 2000 an fast allen Südtiroler Fließgewässern durchgeführt.

Abnahme Vögel: Der Brutvogelatlas der AVK mit Brutvogelerhebungen lässt nicht erkennen, dass die Zahl der Wasservögel zugenommen hätte (z.B. Teichhuhn), Arten der Feuchtgebiete sind sogar ausgestorben (z.B. Flussregenpfeifer, Beutelmeise) und uferbewohnende Vogelarten wie Nachtigallen haben stark abgenommen.

Aussterben Laubfrosch: Ebensowenig gibt es mehr Laubfrösche in der Milländer Au, die letzte Laubfroschpopulation Südtirols stirbt aus.

Abnahme Fische: In der Etsch zwischen Bozen und Salurn haben Fische sogar dramatisch abgenommen, trotz oder wegen Revitalisierung. Gefährdete Fischarten wie Marmorierte Forelle oder Schmerle sind weiterhin stark gefährdet und die Populationen haben nicht zugenommen. Obwohl gerade für Fische unzählige Steine in die Fließgewässer geworfen wurden, haben diese nicht zugenommen. Ein Grund liegt auch darin, dass Schwallstrecken und Restwasserstrecken „aufgewertet“ wurden, in denen jedoch der durch die Stauseen veränderte Wasserhaushalt den Fischen subopimale Lebensbedingungen bietet. Eine Zustandserfassung auf Ökosystemebene wäre nicht ganz dumm gewesen.

Die neuen Roten Listen der Heuschrecken und Libellen lassen auch nicht den Schluss zu, dass es um Libellen und Heuschrecken besser steht. 3 Heuschreckenarten der Alluvionen (Schotterbänke und Kiesbänke) sind bereits ausgestorben.

Die Tamariske ist eine der Pflanzen, welche massenhaft an Bächen angepflanzt und angesiedelt wurde. Jedoch sind viele Anpflanzungen vergebens, die Pflanzen wurden von Robinien überwuchert (Passer Meran), bei Hochwässern fortgespült oder einfach nur am falschen Ort gepflanzt.

8.) Wasserrahmenrichtlinie und Gewässerschutz

Im Zuge der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) erfolgt eine Neuausrichtung im Sinne des Gewässerschutzes. Die nunmehr ökologische und nicht nutzungsorientierte Ausrichtung der Richtlinien hat den Schutz und soweit möglich die Wiederherstellung der natürlichen Beschaffenheit von Oberflächengewässern und deren Lebensgemeinschaften zum Ziel. Auch Feuchtgebiete und vom Gewässer abhängige Land-Ökosysteme sind nun als direkter Bestandteil ökologisch intakter Gewässer anzusehen. Bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Südtirol wurden diese abhängigen Land-Ökosysteme aber nicht weiter berücksichtigt. Ob beim Gewässerbetreuungskonzept Untere Ahr, im mittleren Eisacktal oder dem Projekt Passer für Meran, mögliche negative Beeinträchtigungen der Fließgewässer durch Stoffeiträge (Pestizide, Nitrat usw.) aus der intensiven Landwirtschaft wurden nicht behandelt.

Bei Revitalisierungen und Renaturierungen erfolgt keine Zustandserfassung auf Art- oder Habitatebene (z.B. welcher Waldtyp gerade weggebaggert wird), obwohl im Übergreifenden Leitfaden Feuchtgebiete der Wasserrahmenrichtlinie explizit auf die Arten und Habitate hingewiesen wird (http://www.wrrl-info.de/docs/Feuchtgebiete_WRRL_Endfassung_deutsch.pdf).  Arten mit mindestens einem von Oberflächengewässern abhängigen aquatischen Entwicklungsstadium (z. B. Fortpflanzung, Brüten, Jugendentwicklung, Geschlechtsreifung, Fütterung oder Rast – darunter viele Natura-Vogel- und Wirbellosenarten) müssten berücksichtigt werden.

Die biologische Verschmutzung von Gewässern mit nicht- heimischen Fischarten z.B. in Hochgebirgsseen ist ebenfalls ein Problem. In Zusammenhang mit dem Gewässernutzungspan wird diese Verschmutzung behandelt.

9.) Wasserrahmenrichtlinie und Stauseen

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Zoggler Stausee im Ultental

Im Jahr 2009 wird von der Landesregierung mit Beschluss (Nr. 1543) festgestellt und beschlossen: „Aus den Untersuchungen geht außerdem hervor, dass es möglicherweise Wasserkörper gibt, die als erheblich veränderete Wasserkörper eingestuft werden könnten. Insbesondere gibt es einige große Stauanlagen, die für die hydroelektirsche Erzeugung von Spitzenstorm genutzt werden, die flussabwärts der Kraftwerke täglich erhebliche Schwankungen der Wassermenge bedingen und folglich hydrogeologische und morphologische Veränderungen bewirken, die das Gewässerökosystem erheblich beeinträchtigen. Die notwendigen Maßnahmen zur Sanierung dieser Ökosysteme wären mit einer Beeinträchtigung der spezifischen Nutzung der Ressource Wasser verbunden, die beträchtlichhe wirtschafliche Folgewirkungen hätte.

…. Die Gründe für die erhebliche Beeinträchtigung des Gewässerökosystems und dem damit verbunden Nicht- Erreichen des guten ökologischen Zustands sind jedenfalls vielfältig….Um zu einer diesbezüglichen Entscheidung zu gelangen, wurden spezifische Studien eingeleitet, um die absolute Unmöglichkeit einer Verbesserung der Situation und des Erreichens eines guten ökologischen Zustandes – wie für natürliche Gewässer vorgesehen-, zu untermauern.”

Offiziell ist der Zustand der Südtiroler Gewässer gut. Die Unmöglichkeit des Erreichens eines guten Zustands, wie für natürliche Gewässer vorgesehen, ist aber nicht möglich, durch die Stauseen.

Die Wasserrahmenrichtlinie hat die Möglichkeit geboten, Gewässer als erheblich veränderten oder künstlichen einzustufen und damit ergeben sich andere Ziele:

  • Ein „guter ökologischer Zustand“ und ein guter chemischer Zustand für die natürlichen Oberflächengewässer (Art. 4.1 WRRL)
  • ein gutes ökologisches Potenzial und guter chemischer Zustand
    für künstliche und natürliche, aber erheblich veränderte Gewässer (Art. 4.1 WRRL)

Jedoch wurden die Gewässer, obwohl durch die Wasserkraftwerke erheblich verändert (veränderter Stofftransport, veränderter Wassertransport, Unterbrechung der Durchgängigkeit usw.) zu natülichen Gewässern erklärt.

10.) Postitionen von Umweltschutzvereinen

2015 nahm der WWF zur Revitalisierung Stellung und spricht von einer misslungenen Revitalisierung, da nicht stark verbaute Zubringerbäche renaturiert wurden und es zur Ausbreitung von invasiven Neophyten kommt.

https://wwfbolzano.wordpress.com/2015/11/20/die-misslungene-revitalisierung-der-fliesgewasser-sudtirols/

Die Stellungnahme des WWF Bozen wurde von Südtirols Medien nicht der Öffentlichkeit präsentiert, obwohl gerade Umweltschutzverbände wie der WWF national und international am meisten im Auenschutz und zum Zustandekommen der Wasserrahmenrichtlinie beigetragen haben.

Auch die Anlage von Naherholungsflächen wurde darin kritisiert. In einigen Presseartikeln hat Martin Hilpold 2015 Kritik hervorgebracht, etwa in der Tageszeitung mit dem Titel „Insistenter Mahner“, in der „Dolomiten“ mit dem Titel „Hilpold kritisiert, Land kontert“ oder einem Gastkommentar in der Wochenzeitschrift FF und das Artenschutzzentrum hat ebenfalls bei Behörden Kritik hervorgracht und interveniert. Jedoch kamen einige Umweltschützer den Bemühungen des Artenschutzzentrums in die Quere.

2016, nachdem in der Tageszeitung Dolomiten die Frage aufkam (http://biodiversitaet.bz.it/2015/08/24/revitalisierung-der-gatzaue-und-mediales-echo/), wie viel Hilfe die Natur an der Ahr brauche, traten einige Umweltschützer an die Öffentlichkeit und in der Tageszeitung „Dolomiten“ vom 1. August 2016 erschien ein Artikel das Thema betreffend. Die Überschrift lautete: Mit Geld aus Wasserkraft Flüsse aus ihrem Korsett befreien“. Darin werden die Revitalisierungsarbeiten gelobt, jedoch wurde darauf verwiesen, dass Ufer rückstichtsvoller gepflegt werden sollten, gerade auch für Vögel. Umweltgelder sollten für den Ankauf von landwirtschaftlichen Flächen verwendet werden. Besonders den großen Flussläufen der Talsohle stehe nur ein enges Korstett zur Verfügung.“ schreiben die Umweltverbände. „Diesen mehr Fläche zu geben, sei ein Gebot der Stunde, auch im Sinne eines verbesserten Hochwasserschutzes,“ sagten Umweltverbände in der Tageszeitung „Dolomiten“. Nach 15 Jahren der Revitalisierung und Renaturierung kamen Südtirols Umweltverbände auf die Idee, auch für einen verbesserten Hochwasserschutz Flüssen in den Talsohlen mehr Platz zu geben. Bei der Erstellung der einzelnen Einzugsgebietspläne sind sie bei Planungen dabei, dort hörte man nichts derartiges. 

Es wurden auch nicht Flüsse aus ihrem Korsett befreit und aufgeweitet. Die Hochwassergefahr hat sich durch die Revitalisierung nicht entschärft, da man Aufweitungen nicht dort vornahm, wo in den Naturgefahrenzonenpläne Gefahren aufscheinen. Deutlich wird dies z.B. an der Ahr, als etwa ein Seitenbach der Ahr die Ortschaft Gais vermurte https://www.tageszeitung.it/2017/07/30/die-mure-von-gais/. Trotz der  Verbauung des kleinen Baches wurden Gebäude überschwemmt. Bei Revitalisierungen an der Ahr ist ständig von Hochwasserschutz die Rede, jedoch geht weniger von der Ahr als vielmehr den Seitenbächen eine Naturgefahr für Wohngebiete aus.

Dass es eine Studie zur Fluss- und Auenrenaturierung gibt, scheint Umweltschutzvereine gleich wenig zu interessieren wie die Waldtypisierung oder der gesetzliche Schutz von Auwäldern, wie er im Naturschutzgesetz klar formuliert ist. Mit Dekreten wird die Revitalisierung legitimiert.

Im Onlinemagazin Salto oder in der Pustertaler Zeitung wurden einige Umweltschutzvereine wie „Wächter“ dargestellt und Umweltschützer zögen an einem Strick: https://www.pz-media.it/inhalt/wirtschaftumwelt/1317-umweltverb%C3%A4nde-ziehen-an-einem-strick-ja-zur-revitalisierung-ausg-06_2016.html

„Dieser neue Umgang mit Fließgewässern und Flächen des öffentlichen Wassergutes mit dem Ziel, die vielfach verlorene ökologische Funktionsfähigkeit zumindest an geeigneten Stellen wieder herzustellen, ist der richtige Weg. Die Arbeiten an der Ahr und am Mareiterbach sind Vorzeigeprojekte, die nationale Auszeichnungen gebracht haben und internationale Beachtung finden. Aber auch die gewässerökologischen Aufwertungsarbeiten an der Etsch, am Eisack und der Talfer zeigen positive Auswirkungen und machen Hoffnung auf noch mehr Revitalisierungsmaßnahmen“…“Daher unterstützen wir die Revitalisierungsmaßnahmen und werden sie weiterhin kritisch verfolgen und Verbesserungen einbringen. Von haltlosen Anschuldigungen und Verunglimpfungen dieser Arbeiten durch einzelne Personen distanzieren wir uns ganz klar.“

Behautpteten jene, die Gefallen an der systematischen Zerstörung von Ufervegetation und Auwälern im Zuge von „Aufweitungen“ und “ „Aufwertungen“ finden.

Folgende Personen unterstützen dies:

  • Klaus Graber, Naturtreff  Eisvogel;
  • Klauspeter Dissinger, 
  • Dachverband für Natur- und Umweltschutz;
  • Norbert Dejori,
  • Vereinigung Südtiroler Biologen (VSB);
  • Leo Unterholzner, Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz (AVK);
  • Eva Prantl, Umweltschutzgruppe 
  • Vinschgau;
  • Andreas Hilpold, Hyla-Umweltgruppe EI;
  • Andreas Riedl, FishFirst.

FishFirst schreibt (abgerufen am 5.09.2020): „Besonders umfangreiche Projekte von Flussaufweitungen wurden in Südtirol beispielsweise an der Ahr im Pustertal sowie am Mareiter Bach im oberen Wipptal verwirklicht. Punktuelle Aufweitungen wurden bis heute aber an vielen weiteren Fließgewässern des Landes und auch an der stark begradigten Etsch umgesetzt.“ Auch das Wegbaggern des Auwaldes im Natura 2000 Gebiet Falschauer ist dort als Aufweitung im Foto zu sehen. Die Ahr liegt übrigens nicht im Pustertal, sondern im Ahrntal und der Mareiter Bach nicht im Wipptal, jedoch in den Bezirken Pustertal bzw. Wipptal.

Die „Gesellschaft für Biodiversität“ hat im Gegensatz zu diesen Umweltschützern klare Vorstellungen: Martin Hilpold von der „Gesellschaft für Biodiversität“: „Die Revitalisierung der Fließgewässer kann nur gelingen, wenn abgetrennte Auen an das Hochwasserregime der Flüsse wieder angebunden werden.“

mehr dazu auf: http://biodiversitaet.bz.it/2020/09/03/abgetrennte-auwaelder-an-fluesse-anbinden/

Martin Hilpold hat sich mit veschiedenen Umweltschutzvereinen 2015 in Verbindung gesetzt, von der AVK bis zum Naturtreff Eisvogel. Interessanterweise stimmte Andreas Riedl vom Dachverband für Natur- und Umweltschutz damals Kritikpunkten weitgend zu, meinte aber, rechtlich sei die Sache in Ordnung. Er hatte ihn und andere darauf aufmerksam gemacht, dass viele Arten an der Falschauer in Lana durch Revitalisierungen verschwunden sind. Auch der Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde, welche Paten des Biotops sind, hat er den Bericht geschickt http://biodiversitaet.bz.it/tag/revitalisierung-falschauer-biotop/. Aber an der nachweislichen Verbesserung des ökologischen Zustands scheinen sie weniger Gefallen zu finden, als an Fahrradrastplätzen und zerwühlten Wäldern. Dass viele Umweltmillionen so in den Sand gesetzt werden, stört sie auch nicht. Geld fließt die Bäche hinunter und Natur geht verloren, mit Revitalisierungen und Renaturierungen ohne Zustandserfassung.

Allgemein zu Bächen und Seen Infos auf http://biodiversitaet.bz.it/baeche-und-seen/