Die illustrierte Checkliste der Vögel der Welt, publiziert 2014 und 2016, umfasst 11.121 Vogelarten, wobei immer neue Arten dazukamen. Genauere Artuntersuchungen führen dazu, dass Vogelarten, welcher nur einer Art zugeordnet wurden, tatsächlich mehrere Arten darstellen und die Zahl der Vogelarten dadurch zunimmt (z.B. Mittelmeermöwe).
Weltweit beobachten Menschen gerne Vögel in ihrer Umwelt. Ohne egoistische Absichten werden Vögel im Winter am Futterhäuschen von Menschen gefüttert. Vogelfutter ist das einzige Wildtierfutter, das in Supermarktregalen angeboten wird. In Südostasien werden Krähen und andere Vögel von Menschen mit gekochtem Reis gefüttert, im Nahen Osten werden Stadttauben gefüttert usw.
Die Artenvielfalt der Vögel ist jedoch bedroht, Populationen nehmen ab und Arten sterben aus. Einige Arten entwickeln sich auch positiv und zeigen einen positiven Populationstrend. Der Weissstorch war um 1950 in der Schweiz ausgestorben, heute gibt es ihn dort wieder. In einigen Gebieten haben die Weissstorchpopulationen zwischen 1980 und 2013 zugenommen, in einigen Gebieten aber abgenommen (EBCC 2015). Der weltweite Bestand gilt als nicht gefährdet. Er besiedelt offene Landschaften wie Graslandschaften mit extensiv genutzten Wiesen und Weiden und Flussniederungen mit periodischen Überschwemmungen, wo er Insekten, Frösche, Mäuse und Regenwürmer verzehrt.
Vögel werden als Bioindikatoren von Landschaften und Naturräumen herangezogen. Um den Zustand von Natur und Landschaft unter dem Einfluss vielfältiger Nutzungen abzubilden, können Vögel als Indikatoren herangezogen werden und ihre Bestandsveränderung gibt Auskunft über den Zustand der Natur. In Deutschland wurde für fünf Landschaftstypen (Agrarlandschaft, Wald, Siedlung, Binnengewässer, Küsten/Meere) ein Monitoring eingerichtet und der Bestand bestimmter Vogelarten beobachtet. Heute liegen die Bestandszahlen deutlich unter den Werten von 1970 und 1975.
STATE OF THE WORLD’S BIRDS, 2018 BirdLife International:
„Analysis of the IUCN Red List shows that there has been a steady and continuing deterioration in the status of the world’s birds since the first comprehensive assessment in 1988. Highly threatened species continue to go extinct, while formerly common and widespread species are in sharp decline. At least 40% of bird species worldwide (3,967) have declining populations, compared with 44% that are stable (4,393), 7% that are increasing (653) and 8% with unknown trends (823)“
Hochgradig gefährdete Vogelarten sterben weiter aus, während ehemals häufige und weit verbreitete Arten weiter abnehmen. 40% der Vogelpopulationen weltweit nehmen ab und Arten die einst nicht gefährdet waren, sind heute gefährdet. In der Roten Liste der IUCN waren 1994 die meisten Geierarten als nicht gefährdet eingestuft, heute sind die Hälfte der Geierarten weltweit vom Aussterben bedroht. In Europa kommen der Schmutzgeier, der Bartgeier, der Mönchsgeier und der Gänsegeier vor, alle vier sind in ihrem Bestand gefährdet.
z.B. Rote Liste Italien:
- Gänsegeier (Gyps fulvus), vom Aussterben bedroht
- Bartgeier (Gypetus barbatus), vom Aussterben bedroht
- Schmutzgeier (Neophron percnopterus), global stark gefährdet (Rote Liste IUCN), Italien vom Aussterben bedroht
- Mönchsgeier (Aegypius monachus), in Italien einst heimisch, jedoch ausgestorben und nicht in der Roten Liste erwähnt.
Der Mönchsgeier war auch ein Brutvogel Österreichs. Der Mönchsgeier wurde nicht wieder angesiedelt, jedoch kreisen Bartgeier wieder über den Alpen Österreichs, sie wurden aktiv angesiedelt. Einst wurden diese Arten vom Menschen ausgerottet: verfolgt, geschossen, vergiftet, erschlagen. Am Balkan sterben heute noch Geier an Vergiftungen (https://www.4vultures.org/our-work/anti-poisoning/balkan-anti-poisoning-project/). Vor 30 Jahren starteten zahlreiche Initiativen zur Rettung und Wiedereinbürgerung dieser Arten in Euorpa.
Der Gänsegeier gehört in Deutschland zu den ausgestorbenen oder ausgerotteten Vogelarten. In Deutschland ausgestorben sind außerdem Blauracke, Doppelschnepfe, Mornellregenpfeifer, Papageitaucher, Rosenseeschwalbe, Rothuhn, Schlangenadler, Schwarzstirnwürger, Steinsperling, Triel, Waldrapp und Zwergtrappe.
2015 wurde unter Führung von BirdLife International eine neue Rote Liste der Vogelarten Europas vorgelegt und von den 533 Vogelarten des Kontinents sind 18% der Vogelarten gefährdet:
- 2% (11 Arten) vom Aussterben bedroht
- 4% (16 Arten) stark gefährdet
- 12% (55 Arten) gefährdet
- 6% (26 Arten) potentiell gefährdet
Jede Hilfe zu spät kommt für Arten, welche global ausgestorben sind, wie dem Kanaren-Austernfischer und dem Riesenalk. Diese waren Brutvögel Europas und sind dort und damit weltweit ausgestorben. Für endemische Arten, also Arten die ausschließlich in einem begrenzten Gebiet vorkommen, trägt jedes Land seine besondere Verantwortung.
Abnahme Vogelpopulationen Europa
Das Langzeitmonitoring der gewöhnlichen und häufigen Arten in Europa von 1980 bis 2016 belegt, dass die Vogelpopulationen abnehmen oder gar dramatisch sinken. Bedroht sind vor allem Arten, die in Agrarlandschaften leben. Insgesamt ist die Zahl der Brutpaare in den landwirtschaftlichen Gebieten in der EU demnach zwischen 1980 und 2010 um 300 Millionen zurückgegangen, was einem Verlust von 57 Prozent entspricht. Insgesamt sind die gewöhnlichen Vögel um 15% zurückgegangen und die gewöhnlichen Waldvögel um 6% (State of common European breeding birds 2018).
In Österreich wurden Bestandstrends von 66 häufigen Brutvogelarten ermittelt (Teufelbauer, N., B. S. Seaman & M. Dvorak (2017): Population changes of common Austrian breeding birds in the period 1998-2016 – Results of the breeding bird monitoring). Gut die die Hälfte aller Arten (36 Arten bzw. 54,5 %) zeigte in den Jahren 1998-2016 eine statistisch signifikante Abnahme, etwa ein Viertel der Arten hatte einen stabilen Bestandstrend (19 Arten bzw. 28,8 %) und nur gut ein Sechstel aller Arten nahm in ihren Beständen zu (11 Arten bzw. 16,7 %). Untersuchungen zu Brutvögeln in der Kulturlandschaft haben bereits 2015 einen negativen Bestandstrend in Österreich ergeben. Dieser Trend hat sich fortgesetzt, und aktuell steht der Farmland Bird Index bei 59 % des Ausgangswertes aus dem Jahr 1998 (Teufelbauer & Seaman 2017a) – d. h., dass in diesem Zeitraum von 19 Jahren gut ein Drittel der Vögel der Kulturlandschaften verschwunden ist. Im Lebensraum Wald bietet sich ein besseres Bild.
Der Farmland Bird Index für Italien Rete (Rurale Nazionale & LIPU, 2018) startet im Jahr 2000. Für den Zeitraum von 2000 bis 2017 hat der Index ein Minus von 17,9 % in Südtirol ergeben. 4 Arten haben leicht zugenommen und 4 Arten haben leicht abgenommen. Viele Arten sind stabil und für viele Arten fehlen Daten. Extrem abgenommen hat die Feldlerche mit minus 91,9% und das Braunkehlchen minus 86,7%.
„Verstummen die Vögel“ ist der Titel eines Buches des Ornithologen Bezzel Einhard aus dem Jahr 1973. In diesem Buch kommt Südtirol vor: „Ein bayrischer Vogelfreund, beeindruckt von der Vogelleere und dem starken Raupenfraß in Wäldern Südtirols, hatte den Einfall, Meisen zur biologischen Schädlingsbekämpfung von Bayern nach Italien zu exportieren, um sie dort als Keimzelle für eine neue Meisenbevölkerung einzusetzten. Er beantragte ordnungsgemäß bei den zuständigen Behörden, 50 Paare bayrischer Meisen fangen und in Südtirol aussetzten zu dürfen. Von beiden Seiten der Grenze wurde ihm die Erlaubnis erteilt, jedoch erregte das Vorhaben öffentlichen Protest, wodurch die Pläne aufgegeben wurden.“ Südtirols Kulturlandschaft ist auch heute nicht reich an Kohlmeisen und Arten starben seitdem auch aus oder ihre Populationen nahmen ab.
Allseits bekannte Schwalben, einst häufige Brutvögel an Gebäuden der Kulturlandschaft, sind in der Kulurlandschaft des 21. Jahrhunderts selten geworden. Erich Gasser von der AVK hat die Bestandsentwicklung der Schwalben in Südtirol untersucht. Aus dem Vergleich der Anzahl der bebrüteten Nester für den 30-Jahres-Zeitraum 1987-2016 wurde ein Rückgang der Mehlschwalben von 60%, jenen bei den Rauchschwalben gar von 80% festgestellt.
Hohltaube: Die Hohltaube war ein häufiger Brutvogel in Südtirol, wurde jedoch immer seltener und ist heute als Brutvogel in Südtirol ausgestorben. Sie war früher fast ebenso häufig wie die Ringeltaube (Dalla Torre-Anzinger, 1896/97). Hohltauben benötigen zur Brut große Bruthöhlen (z.B. Höhlen des Schwarzspechtes), was zeigt, wie wichtig Spechthöhlen für andere Vogelarten sind. In der Schweiz zeigt die Hohltaube einen positiven Populationstrend, der Brutvogelbestandindex nahm seit 1990 zu. Europa beherbergt 80% der globalen Population und von 1980 bis 2013 zeigte die Art europaweit eine leiche Zunahme. Ebenfalls in Südtirol als Brutvogel nicht mehr nachgewiesen wurde die Turteltaube, deren Population in vielen Ländern Europas seit 1980 stark abnahm. Als Grund für die Abnahme gilt die Jagd im Mittelmeerraum (die Turteltaube ist die einzige europäische Taubenart, die ein Langsstreckenzieher ist).
Jedes Land trägt eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Artenvielfalt der Vögel. In Italien z.B. brütet über die Hälfte aller weltweit vorkommenden Mittelmeersturmtaucher (Puffinus yelkouan), nämlich 65%. 26% des weltweiten Bestandes an Seinhühnern (Alectoris graeca saxatilis) brütet in Italien. Für den globalen Bestand und die Erhaltung dieser Arten trägt Italien eine besondere Verantwortung.
Eine umfassende Auflistung der Vogelarten und Populationen Europas liefert die internationale Organisation Birdlife:
Lebensräume der Vögel
Kleiner Überblick: Der Wald ist der optimale Lebensraum von ca 50 Singvogelarten Mitteleuropas, am artenreichsten sind Laubwälder, Mischwälder und Auwälder mit gut ausgebildeter Struktur (üppige Kraut, Strauch- und Baumschicht, absterbende Bäume usw.). Die Nester der Laubsänger und des Rotkehlchens sind am Boden, in den Sträucher brüten Heckenbraunelle und Möchsgrasmücke, in der unteren Baumschicht brüten Singdrossel, Amsel und Gimpel und ganz oben in den Bäumen Buchfink und Pirol. Reine Nadelwälder sind artenärmer, Tannenmeise, Haubenmeise, Fichtenkreuzschnabel und Goldhähnchen leben in diesen Wäldern. Spechte, Eulen und Greifvogelarten brüten auf und in Bäumen der Wälder.
Viele Waldvögel Europas sind auch Zugvögel und ziehen im Winter vom Norden in den Süden, um dort zu überwintern. Waldschnepfen aus Nord- und Mitteleuropa überwintern im Mittelmeerraum (z.B. in Italien und Griechenland). Bei den Waldschnepfen in Südtirol handelt es sich vorwiegend um Zugvögel, selten brüten sie im Unterland. „Die wichtigsten Brutgebiete der Art liegen in nördlichen Regionen wie Estland oder Lettland. Wenn die Böden dort frieren, zieht die Waldschnepfe in ihre südlichen Überwinterungsgebiete (z.B. Toskana). Auf ihrem Weg macht sie auch in Südtirol Halt. Die Hauptdurchzugszeit liegt zwischen dem 20. Oktober und dem 10. November. “ Unterthurner et al. (2019).
Wieviele Vögel leben im Wald? Die Vogelwelt des Karwendelgebirges in Nordtirol wurde 2014 erhoben und die Anzahl von Brutvögeln ermittelt. Im 700 km² großen Vogelschutzgebiet wurde die Anzahl der Brutvögel ermittelt, einige Zahlen von Waldvogelarten: 15.000 Rotkehlchen, 5000 Wintergoldhähnchen, 2700 Haubenmeisen, 85 bis 275 Rauhfusskäuze, 300-375 Haselhühner, 300-500 Birkhühner, 275-325 Waldschnepfen usw.
Wasservogelarten und Watvögel sind an Feuchtlebensräume gebunden. Ausgedehnte Schilf- und Verlandungszonen, Flachwasserzonen, und Auwälder sind Lebensraum zahlreicher Arten (Enten, Reiher, Eisvogel, Rallen, Fischadler, Flussuferläufer, Bachstelze usw.). Bäche und Flüsse mit natürlich dynamischen Schotter- und Sandbänken bieten Bachstelze, Flussregenpfeifer und Flussuferläufer Lebensraum. Auf ausgedehnten Feuchtwiesen und Mooren brütet der seltene und stark gefährdete Brachvogel.
In Auwäldern oder auf Bäumen in der Nähe von Fischgewässern leben z.B. Graureiher, welche in Südtirol erstmals 1997 brüteten. 2008 gab es mehrere Brutplätze in Südtirol:
- in Riffian/Kuens an der Passer (größte Kolonie mit 17 Horsten)
- Kiens/ St. Sigmung an der Rienz, 4 Horste, nur einer besetzt (dieser Auwald wurde jedoch als Revitalisierung gerodet http://biodiversitaet.bz.it/tag/ilsterner-au/)
- Sand in Taufers an der Ahr: 11 Horste (zehn besetzt)
- Brixen Auwald Industriezone am Eisack: 6 Horste alle besetzt ( dieser Auwald kommt ebenfalls fort http://biodiversitaet.bz.it/2019/09/15/auwald-brixen/)
In Südtirol wird nicht nur die Ufergehölze an Gewässsern durch die Wildbachverbauung ständig kahlgeschlagen, durchforstet oder anderweitig als Lebensraum für Vögel zerstört, sondern sogar ganze Auwälder werden weggebaggert oder zuzementiert. Die Nachtigall, welche in den Ufergehölzen Südtirols brütet, hat durch die wilden Schlägerungen der Ufergehölze stark abgenommen.
Feuchtgebiete und Uferbereiche von Seen und Flüssen sind herausragende Vogellebensräume: Beispiel Chiemsee: 1994 veröffentlichte Michael Lohmann eine erste Fassung einer „Statusliste der Vögel des Chiemsees (1980-1993). Die Bilanz für den Zeitraum 1980-1993 umfasst 262 Vogelarten, von denen 135 brüteten oder brutverdächtig waren. 127 waren Gastvögel und Durchzügler, davon zwölf Gefangenschaftsflüchtlinge.
In Südtirol ist das Biotop Falschauermündung ein Vogelschutzgebiet, in dem über 220 Vogelarten nachgewiesen wurden, wobei Zugvögel den Großteil ausmachen. 50 Vogelarten wurden als Brutvögel dort nachgewiesen.
Alpine Landschaften mit alpinen Rasen und Zwergstrauchheiden sind Heimat von Schneehuhn, Alpendohle, Schneefink, Steinschmätzer, Ohrenlerche, Bergpiper, Alpenbraunelle. In alpinen Landschaften mit Felsen und Geröll kommen auch Steinhuhn, Steinrötel und Hausrotschwanz vor. Der Mauerläufer ist auf Felswänden zu beobachten.
Ornithologische Untersuchungen des Schlern in den Jahren 2005 bis 2007 erbrachten für Dolomitfelswänden 21 Vogelarten. Der Mauerläufer wurde dabei auf sonnseitigen und schattseitigen Dolomitwänden festgestellt. Bei den Bestandserhebungen wurde das Alpenschneehuhn, charakteristischer Vogel der subalpinen und alpinen Lagen, auch in günstigen Habitaten nicht nachgewiesen.
Für Vögel wichtige Lebensräume sind Felswände, zahlreiche seltene Vogelarten (z.B. Wanderfalke, Uhu, Steinadler) brüten auf Vorsprüngen von Felswänden. Felsenschwalbe und Alpensegeler brüten auch auf Felsen.
Landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaften beherbergen 20 bis 30 Singvogelarten. Hochwertige Kulturlandschaften mit Wiesen, Hecken und extensiv genutzten Flächen sind Lebensraum von Neuntöter, Braunkehlchen und Feldlerche und zahlreicher anderer Singvogelarten (hochwertige Kulturlandschaften beherbergen bis ca 70 Arten, Landschaften mit kleinen Feuchtgebieten, Hecken, Waldresten usw.).
Intensiv landwirtschafltich genutzte Kulturlandschaften mit Monokulturen und fehlenden Lebensräumen wie Hecken oder kleinen Feuchtgebieten bieten nur wenigen Arten einen Lebensraum. Brutvogelbestandserhebungen in einem Ackerbaugebiet ( Getreide, Kartoffeln, Raps) im südlichen Weinviertel (Niederösterreich) in den Jahren 1985 bis 1991 Von Ulrich Straka ergaben für ein Gebiet von 350 ha nur 18 Brutvogelarten. Von diesen 18 Arten brüteten nur 10 Arten tatsächlich jedes Jahr im Gebiet. Von den 18 Brutvogelarten waren 14 (78 Prozent) in ihrem Brutvorkommen an den Bach gebunden, der durch die Ackerlandschaft fließt.
In den Apfelmonokulturen des Etschtalbodens können nur drei Brutvogelarten erfolgreich leben und sich fortpflanzen: die Amsel, die Singdrossel und die Wacholderdrossel. Nützlinge wie Meisen, welche Schadinsekten jagen, können durch den massiven Einsatz von Pestiziden in den Monokulturen nicht überleben. In Gewässer- oder Waldnähe können in den Apfelmonokulturen auch andere Vogelarten beobachtet werden.
Städte und Siedlungen sind Lebensraum zahlreicher Arten. Das Vogelgezwitscher in Parks mit großen Bäumen, in Privatgärten und Friedhöfen mit altem Baumbestand ist vielfältig und einige Vogelarten, darunter auch Waldvogelarten, kommen in Siedlungen und Städten vor, z.B. Kleiber, Ringeltaube, Baumläufer. In Küstenstädten kommen auch Arten der Meere vor, wie Möwenarten.
Der Haussperling und die Stadttauben sind typische Stadtbewohner. Von 2010 bis 2015 wurden Brutvogelerhebeungen von der AVK in Südtirol durchgeführt, diese ergab 153 Brutvogelarten. Die allseits bekannte Stadttaube fehlt aber in diesem Brutvogelatlas. Die Wildform der Stadttaube oder Strassentaube ist die Felsentaube (Columba livia), welche in Nordafrika und Eurasien natürlich verbreitet ist. Als Stadttaube kommt sie weltweit vor und ist eine der erfolgreichsten Vogelarten der Welt. An Küsten und auf Felsen legt die Felsentaube in der Natur ihr Nest an, in Städten auf Gebäuden und unter Brücken. Zu hohe Taubendichten in Städten sind für die Gesundheit der Tauben nicht förderlich. Natürliche Feinde wie Uhu, Wanderfalke, Sperberweibchen usw. sind in Stadtzentren eher selten und hohe Populationsdichten sind die Folge. „Ziel sollte keine Vernichtung, sondern ein kleiner gesunder Taubenbestand sein, denn auch Stadttauben zählen zur Artenvielfalt unserer Siedlungen.“ Stefan Bosch und Peter Havelka, NABU Deutschland zu Stadttauben.
Vögel im Ökosystem
Einige Beispiele von Vogelarten, ihre Anpassung und ihre Rolle im Ökosysstem.
Vogelarten, die sich etwa von Insekten ernähren, müssen in wärmere Gebiete ziehen, da ihre Nahrung im Winter nicht verfügbar ist. Auch Wasservögel können im Winter in Europa nicht überwintern, wenn Gewässer zufrieren. Einige Langsteckenzieher fliegen alljährlich von Europa bis nach Afrika um zu überwintern. Kurzsteckenzieher ziehen weniger weit und Standvögel ziehen nicht. Zu den Standvögeln gehören etwa Spechte oder auch Schneehühner.
Anpassung an widrige Umweltbedingungen im alpinen Gelände
Die in den Alpen vorkommenden Standvögel der montanen bis alpinen Stufe sind optimal an die Umweltbedingungen angepasst. Das Schneehuhn ist ein gutes Beispiel für die Anpassung an lange und hohe Schneelagen: Auf das verminderte Nahrungsangebot Winter reagieren sie mit einer Drosselung des Stoffwechsels und damit des Energiebedarfes. Der Organismus der Vögel funktioniert im Energie- Spar- Modus. Diese Strategie der Anpassung funktioniert aber nur, solange die Tiere nicht gestört werden. Bei Störung reagieren sie mit Flucht und es wird dabei sehr viel Energie verbraucht. Der Energieverlust durch häufige Flucht kann nur schwer kompensiert werden, da die Nahrung im Winter knapp ist.
Im Winter ist das Gefieder der Schneehühner weiss und im Sommer grau. Der Farbwechsel dient nicht nur der Tarnung, sondern auch dem Schutz vor Kälte, indem ins Wintergefieder Luft eingelagert wird, was wiederum isolierend wirkt. Bei sehr niederen Temperaturen, stürmischen Schneegestöber usw. versteckt sich das Schneehuhn in Schneehöhlen, wo die Temperatur nur wenige Grad unter Null sinkt.
Das Schneehuhn hat sich optimal an die niederen Temperaturen und die langen Winter im alpinen Gelände adaptiert. Erst durch die Anpassungen ist ein Überleben im Hochgebirge möglich.
Vögel als Nützlinge
Vogelarten wie Meisen sind in Wäldern und in der Kulturlandschaft weit verbreitet und im Waldökosystem und in agrarisch genutzten Ökosystemen spielen sie eine wichige Rolle, indem sie Insekten fressen. Einige Insektenarten gelten als Schädlinge, wie etwa Blattläuse und Kohlmeisen suchen im Herbst überwinternde Blattläuse auf Hecken und fressen diese. Im Sommer verzehren sie große Mengen an Spinnen und Insekten. Massenvermehrungen von Insekten wird damit vorgebeugt und sie tragen wesentlich zum ökologischen Gleichgewicht im Ökosystem bei. Auch der Buchfink mag am liebsten Insekten und Spinnen bzw. deren Larven ebenso wie das Rotkehlchen. Insektenfressende Vogelarten vertilgen ausgewachsene Insekten auch die Larven, etwa Raupen oder Käferlarven und Puppen. Im Wald sucht der Kleiber die Stämme der Bäume nach Insekten ab.
Diasporenausbreitung (Samenverbreitung) durch Vögel
Vögel sind wichtig für das Ökosystem Wald indem sie Samen verbreiten: Eichelhäher und Tannenhäher stecken die Samen von Bäumen in den Boden. Ein Teil dieser Samen keimt und eine neue Generation von Waldbäumen entsteht im Wald. Leider werden Eichelhäher in Europa auch von Jägern geschossen und dem Ökosystem Wald wird dadurch geschadet. Eicheln sind schwere Samen, die mit der Hilfe Eichelhähern über weitere Strecken verbreitet werden können. In Südtirol gibt es sehr wenig Eichelhäher und ebensowenig Eichen in den Eichenwäldern. Die Artenvielfalt und das Ökosystem wird durch die Jagd auf den Eichelhäher beeinträchtigt. http://biodiversitaet.bz.it/2020/10/24/eichtelhaeher-und-tannenhaeher/
Vögel in der Nahrungskette eines Ökosystems
In Ökosystemen gibt es komplexe Nahrungsbeziehungen (trophische Ebene) zwischen den einzelnen Arten. Produzenten sind jeweils Pflanzen, welche Tieren als Nahrungsgrundlage dienen. Die Pflanzenfresser sind Konsumenten erster Ordnung darauf folgen die verschiedenen Konsumenten zweiter, dritter und vierter Ordnung. Nahrungsketten und Nahrungspyramiden beschreiben die stoffliche Abhängigkeit im Ökosystem.
In Ökosystemen gibt es komplexe Nahrungsbeziehungen zwischen den Arten und jede Art füllt eine bestimmte ökologische Nische aus. Fische ernähren sich von Insekten und auch Wasserpflanzen. Raubfische und fischfressende Vögel, wie der Haubentaucher, ernähren sich von Fischen (Konsuenten III Ordnung) und diese können wiederum von anderen Tieren gefressen werden, wie z.B. Greifvögeln.
Quelle: Public domain
Die Anzahl und Masse von Kosumenten erster Ordnung ist hoch (z.B. Insekten, Fische), während Konsumenten der IV Ordnung (z.B. Baumfalke und Seeadler) sehr gering ist.
Spitze der Nahrungskette: Steinadler
Seeadler, Uhu und Steinadler sind in Europa Vogelarten, welche an der Spitze der Nahrungskette stehen.
Am Tag der Artenvielfalt 2018, welche im Bereich des Weissbrunnstausees im Ultental stattfand, wurden 54 Vogelarten festgestellt, darunter auch ein Steinadlerpaar. Es wurde dabei vom Vorsitzenden der AVK Leo Unterholzner auf das „Schrumpfen“ der Vogelpopulationen hingewiesen. Viele Vogelpopulationen nehmen nämlich ab. Im alpinen und subalpinen Gelände sind die Vogeldichten aber generell gering.
Der Steinadler ist ein charakteristischer Vogel des Hochgebirges, dessen bevorzugte Beute bei der Aufzucht von Jungen Murmeltiere darstellen. Streif- und Jagdgebiete der Steinadler liegen hauptsächlich oberhalb des Nestbereiches im Bereich der Waldgrenze und darüber, außerhalb der Brutzeit zum Teil auch auf Talböden unmittelbar am Alpenrand. Als Reviergrößen wurden bei 11 Paaren im Werdenfelser Land zwischen 35 und 70 km2 ermittelt. Der Steinadler ist ein Top- Karnivor und ernährt die Jungen zur Brutzeit vor allem von Murmeltieren. Eine hohe Murmeltierdichte in einem Gebiet, sichert dem Steinadler die erfolgreiche Aufzucht der Jungen. In vielen Gegenden Südtirols gibt es aber relativ geringe Murmeltierdichen (z.B. Ultental) und Südtirol ist das einzige Land Italiens, in dem Murmeltiere gejagd werden dürfen.
Gefährdungsursachen für Vögel
STATE OF THE WORLD’S BIRDS, 2018 BirdLife International:
„A range of threats drives declines in bird populations
BirdLife systematically evaluates the threats facing globally threatened bird species as part of its work assessing avian extinction risk for the IUCN Red List. This provides an important insight into the principal drivers not only of bird extinction, but of the biodiversity crisis more widely and informs BirdLife’s conservation strategies and approaches. Humans are responsible for most of the threats to birds. Foremost among them are: agricultural expansion
and intensification, which impacts 1,091 globally threatened birds (74%); logging, affecting 734 species (50%); invasive alien species, which threaten 578 (39%) species; and hunting and trapping, which puts 517 (35%) species at risk. Climate change represents an emerging and increasingly serious threat—currently affecting 33% of globally threatened species—and one that often exacerbates existing threats.“
Gefährdungsursachen weltweit:
- Ausdehnung der Landwirtschaft und Intensivierung
- Holzeinschlag Forstwirtschaft
- Invasive Arten
- Jagd und Fang
- Klimawandel
Gefährdungsursachen Italien:
Die generellen Hauptgefährdungsursachen für Vögel in Italien sind:
- Wilderei
- äußere Gefahren außerhalb der Europäischen Union ( betrifft Zugvögel)
- Veränderung der Lebensräume
Häufige Gefährdungsfaktoren von großer Wichtigkeit sind:
- Nutzungsaufgabe von Wiesen und Weiden,
- Intensivierung der Landwirtschaft
- hydraulische Veränderungen (Gewässer)
- Alienarten (invasive Neobiota)
(Quelle: Nationaler Bericht der ISPRA zur Umsetzung der Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten)
Die Intensivierung der Landwirtschaft geht auch mit dem Verlust von Habitaten (Lebensräumen) einher. Hecken, Magerwiesen, kleine Feuchtgebiete in der Kulturlandschaft und andere Strukturen sind verschwunden. Übernutzung und Nutzungsänderung (z.B. Ausdehung des Obstbaus in Südtirol auf Gebiete, wo einst der Kiebitz brütete) gefährden ebenfalls die Vogelpopulationen.
Die Intensivierung der Forstwirtschaft und die Förderung der Fichte ist für Laubwaldarten, wie den Weissrückenspecht, eine Bedrohung. Waldrodungen (z.B. Regenwälder Indonesien) bedrohen unzählige Arten.
Durch die Jagd wurden in der Vergangenheit zahlreiche Vogelarten ausgerottet und auch heute noch werden gefährdete Vogelarten von Jägern abgeschossen (z.B. Steinhuhn, dessen Population weltweit abnimmt (IUCN) und in Italien in einem schlechten Erhaltungszustand ist http://www.uccellidaproteggere.it/Le-specie/Gli-uccelli-in-Italia/Le-specie-protette/COTURNICE).
Auf das Konto der Jagd fallen ebenfalls Bleivergiftungen durch Schrotkugeln (Das Blei kommt über die Nahrungskette in die Vogelkörper, wenn Vögel Eingeweide und Fleisch von Wildtieren aufnehmen, welche nach dem Abschuss von Huftieren durch Jäger im Freiland verbleiben, Europas gefährdete Geier sind davon betroffen)
Invasive Arten/ Neobiota Die Weisskopfruderente ist durch Hybridisierung mit der Schwarzkopfruderente aus Nordamerika in ihrem Bestand gefährdet. Die Einschleppung von Katzen, Ratten und Mäusen auf Inseln oder Kontinenten (z.B. Australien) ist für viele Vogelarten eine Gefährdungsursache. Gebietsfremde Arten bedrohen weltweit 578 gefährdete Vogelarten.
Weitere Gefährdungsursachen:
- Störungen durch menschliche Aktivitäten (Schneeschuhwanderer, Angler, Jäger, Jogger usw) gelten zusammen mit der Zerstörung von Lebensräumen und der Verminderung der Lebensraumqualität als eine Hauptursache für den Rückgang vieler Vogelarten in Europa.
- Vogelschlag (Vögel verletzten sich oder sterben beim Aufprall auf Glasfassaden an Gebäuden, werden von Autos angefahren usw.)
- Hochspannungsleitungen (für Uhus eine der Hauptgefährdungsursachen in Südtirol)
- Windräder: Durch Windkraftanlagen sterben zahlreiche Vögel (z.B. Rotmilane in Deuschland)
- Hauskatzen: Hauskatzen erbeuten zahllose Singvögel. Reine „Stubentiger“ stellen keine Gefahr dar.
- Vogellebensräume in Südtirol werden bei Revitalisierungen/ Renaturierungen und Gestaltungen von Biotopen zerstört oder beeinträchtigt (Ufergehölze, Wälder und Auwälder gehen bei Revitalisierungen verloren, ebenso Röhrichte und andere wichtige Lebensräume für Vögel) z.B. Verschwinden von Röhricht in Vogelschutzgebiet Falschauer
Der Flussregenpfeifer war einst Brutvogel am Unterlauf der Falschauer, jedoch dort heute nicht mehr. Die Turteltaube ist kein Brutvogel mehr in Südtirol und als Brutvogel ausgestorben. Ihr Lebensraum sind auch die Auen der Flüsse, Auwälder und Ufer der Flüsse mit Augehölz.
Der WWF Bozen hat auf die negativen Auswirkungen der Revitalisierung aufmerksam gemacht ( mehr dazu aufhttp://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/) und auch auf die Vergiftung von wildlebenden Tierarten durch Blei.
Rote Liste Vögel Südtirol
In der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Südtirols (1994) wurden 141 Arten Vogelaren beschrieben und Gefährdungskategorien zugeordnet:
- 3 Arten sind ausgestorben, ausgerottet oder verschollen
- 25 Arten vom Aussterben bedroht
- 25 Arten stark gefährdet
- 21 gefährdet
- 13 potentiell gefährdet
- 54 ungefährdete Arten
„Flussuferläufer, Flussregenpfeifer und Eisvogel gehören zu den gefährdetsten Arten….Leider ist auch in Südtirol keine Trendwende zu erkennen; im Gegenteil, die Zahl der gefährdeten Arten und der Grad der Gefährdung nimmt zu. Ursachen dafür sind weitere Lebensraumverluste oder ungünstige Veränderungen derselben sowie intensivere oder veränderte Bewirtschaftung der Kulturlandflächen“ (AVK Nachrichten 63- 2014 S. 25). Trotz der unzähligen Renaturierungen und Revitalisierungen von Gewässern seit dem Jahr 2000, bei denen Lebensraum für bedrohte Arten geschaffen wird, gibt es keine Zunahme bedrohter Arten wie des Eisvogels, des Flussregenpfeifers oder häufigerer Arten wie des Teichhuhns.
Obwohl überall in Südtirol Lebensräume in den Auen und Flüssen geschaffen wurden (Grundwasserteiche, Steilhänge für Eisvögel usw.), ist es gerade um die Vögel der Gewässer und Auen schlecht bestellt. Aus den Auen und Feuchtgebieten Südtirols ist auch die Beutelmeise verschwunden. Der Pirol, der einst in Auwäldern des Etschtales (z.B. Biotop Falschauermündung) zu finden war, ist als Brutvogel nicht mehr nachgewiesen worden. Als Lebensraum für den Pirol gibt die AVK „Pappelanlagen“ an, wobei es in Südtirol keine Pappelanlagen gibt.
Entlang der Etsch im Etschtal konnte die Nachtigall einst häufig beobachtet werden und im Brutvogelverzeichnis steht: „Der Bestand ist in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, durch weitere Verluste an Auwaldflächen, Entfernung von uferbegleitenden Gehölzen und des strauchreichen Unterholzes in den Laubwäldern.“
Und für den Schutz der letzten Auwälder treten in Südtirol nicht alle Umweltschutzvereine kompromisslos ein, siehe Auwald Brixen http://biodiversitaet.bz.it/2019/09/15/auwald-brixen/
Neben den Feuchtgebieten sind Wiesenlebensräume vom Rückgang an Vogeldiversität betroffen: Feldlerchen, Rebhühner, Braunkehlchen und andere Wiesenvögel haben abgenommen oder sind ausgestorben (Rebhuhn).
„Atlas der Brutvögel Südtirols“ der AVK
Auch Südtirol ist von der Abnahme der Vogelarten betroffen. Von 2010 bis 2015 wurden Brutvogelerhebeungen durchgeführt, 2017 war das Werk abgeschlossen (AVK 2017) und erst drei Jahre später (2018) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Leo Unterholzner leitete die Redaktion.
Beginnend bei der Geologie fallen Fehler ins Auge: Südtirol wird im Atlas geologisch in Ost- und Südalpen aufgeteilt, wobei die Südalpen jedoch Teil der Ostalpen sind und ganz Südtirol zu den Ostalpen gezählt wird.
Die Erhebungen ergaben 153 Brutvogelarten, wobei die Felsentauben bzw. Stadttauben (Columba livia) fehlen, obwohl sie sicherlich zu den Brutvögeln Südtirols gehören. Auch der Fasan scheint nicht als Brutvogel auf, obwohl einige abgeschossene Fasane in der Jagdstatistik angeführt sind. Von der Wachtel wurde in diesem 5 Jahreszeitraum kein sicherer Brutnachweis von der AVK erbracht, obwohl eine Zählung auf der Malser Haide von Mitarbeitern der AVK im Jahr 2011 in diesem Wiesenbrütergebiet genau 20 Reviere zählte (https://www.zobodat.at/pdf/AVK-Nachrichten_67_2016_0014-0021.pdf).
Die Waldschnepfe sei „Regelmäßiger Brutvogel, spärlicher Durchzügler und
Wintergast…Außerhalb der Brutzeit wird die Waldschnepfe auffallend häufig im Monat November beobachtet.“ Als Brutvogel ist die Waldschnepfe selten, als Zugvogel, der im Mittelmeerraum überwintert, ist sie im November freilich häufig zu beobachtender Durchzügeler (Brutgebiete, Überwinterungsgebiete siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Waldschnepfe). Der Pirol lebe in Auwäldern, Parks und Pappelanlagen, wobei es in Südtirol keine „Pappelanlagen“ gibt. Obwohl der Brutvogelatlas lange auf sich warten ließ, ist er durchaus verbesserungswürdig.
Laut Tageszeitung „Dolomiten“ vom 13/14.1.2018 und Interview mit dem Vorsitzenden der AVK Leo Unterholzner haben sich die Brutvogelarten seit den 1970ern verändert:
8 Brutvogelarten seien aus Südtirol verschwunden (Kiebitz, Zistensänger, Wiesenpiper, Bekassine, Rebhuhn, Hohltaube, Steinkauz, Beutelmeise), den Flussregenpfeifer und andere nicht mehr als Brutvögel nachgewiesene Arten wurden im Artikel nicht aufgezählt.
5 Brutvogelarten seien hinzugekommen (Graureiher, Bartgeier, Reiherente, Schwarzmilan und Schlangenadler.)
Der Vorsitzende der AVK Leo Unterholzner erwähnte im Artikel den Fahlsegler nicht. Dieser dehnte sein Areal auf Südtirol aus und kam neu dazu. Der Bartgeier wurde vor ca 100 Jahren in den Alpen ausgerottet. Nachzuchten aus dem Alpenzoo Innsbruck waren die Grundlage für die Wiedereinbürgerung in den Alpen. Er brütet wieder in Südtirol und ist in das Brutvogelverzeichnis der AVK aufgenommen worden, er ist keine neue Vogelart. Wichtig für den Bartgeier ist, dass es einen Bestand von Beutegreifern wie Wolf und Luchs sowie großen Greifvögeln wie den Steinadler gibt, da der Aasfresser Bartgeier von diesen Arten einen Teil der Beute übernimmt.
Über die Vogelwelt Südtirols im Mittelalter oder im 19 Jahrhundert ist sehr wenig bekannt. Ob Graureiher, Schlangenadler oder Schwarzmilan zur Römerzeit oder im Mittelalter in Südtirol gebrütet haben, kann nicht gesagt werden. Das Klima war im Mittelalter wärmer als heute und ausgedehnte Auen und Feuchtgebiete bedeckten die Talböden. Schwarzmilan und Reiher dürften in den breiten Talböden mit Auen sicherlich einen Lebensraum vorgefunden haben. Die Rohrdommel trägt den Namen Mooskua im Südtiroler Dialekt, ist aber schon länger als Brutvogel abwesend.
Die Erfassung der Avifauna druch die AVK findet seit etwa 40 Jahren statt. Zur Verbreitung des „neuen“ Schlangenadlers schrieb Peter Ortner (Tierwelt der Südalpen 1978): „ Wenn man bedenkt, dass das Etschtal südwestlich von Bozen besonders reich an Reptilienarten ist, nimmt es nicht Wunder, dass der Schlangenadler früher regelmäßig am Mendelgebirge gebrütet hat. Er wurde dann auf der Jagd nach Schlangen und Eidechsen im Gebiet der Leuchtenburg (Kaltern) beobachtet. In jüngster Zeit hat man den Schlangenadler nur mehr ganz vereinzelt auf dem Durchzug festgestellt“. Nachweise einer erfolgreichen Brut liefert nun auch die AVK und der Schlangenadler ist von den Vogelkundlern in das Verzeichnis der Brutvogelarten aufgenommen worden. Der Bartgeier ist nicht neu in Südtirol, sondern er ist wieder da, nachdem er ausgerottet worden war, wie andere Tierarten auch (z.B. Wildschwein, Wolf).
Zur Blaumerle steht im Brutvogelatlas: „Vor über hundert Jahren scheint die Blaumerle viel häufiger gewesen zu sein. Nach Dalla torre und anzinger (1897/98) brütete sie im Raum Bozen an Felsen und Burgen, ja sogar an der Pfarrkirche in Bozen und war bis Klausen und Sarnthein verbreitet. Der Bestand ist in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen. Es gibt nur noch wenige Brutpaare im Unterland.“ Dalla Torre und Anzinger (Vögel von Tirol und Vorarlberg, 1896/1897) stellten fest: “Bei Bozen ist sie auf Felsen und bei Schlössern nicht selten, nistet seit undenklichen Zeiten auch auf dem Turme und Kirchdach der Stadtpfarrkirche Bozen und verschwand nach Einbürgerung der Amsel aus den Gärten der Stadt.“ Vor über hundert Jahren ist die Blaumerle durch die Ausbreitung der Amsel bei Bozen seltener geworden.
Neozoen
Echte Neuheiten der heimischen Vogelwelt sind Neobiota. Der Höckerschwan ist eine Art, welche sich seit etwa 100 Jahren in Europa immer weiter ausbreitet und dessen Bestandszahlen zunehmen. In Dänemark wurde 1917 ein Schwanenpaar angesiedelt und die Anzahl der Schwäne in Dänemark nahm stark zu:
- 1923, 24 Schwäne
- 1925, 40 Schwäne
- 1935, 350 Schwäne
- 1940, 600 Schwäne
- 1962, über 1000 Schwäne und heute Zigtausende mit Wintergästen
Erst wenn sich eine Art über mehrere Generationen selbständig in freier Wildbahn fortpflanzt, spricht man von Neozoen. Einige der neuen Vogelarten sind invasive Neozoen (z.B. Jagdfasan, Halsbandsittich) und damit eine Gefahr für die Artenvielfalt. Mehr dazu auf http://biodiversitaet.bz.it/invasive-neobiota/
Arealveränderungen und die natürliche Ausdehung des Verbreitungsgebietes sind eine ganz natürliche Sache. Einige Arten sind erfolgreicher, konkurrenzstärker, anpassungsfähiger usw. und breiten sich dadurch aus.
In Südtirol wurden folgende Arten beobachtet, welche Neozoen sind:
- Türkentaube: seit 1959 in Südtirol verbreitet (dehnte Areal natürlich aus)
- Halsbandsittich: (ca 15 bis 20 in Bozen Stadt) (in Europa nicht heimische Art)
- Brautente: einige Exemplare bei Meran (in Europa nicht heimische Art)
- Mandarinente: immer wieder können Bruten beobachtet werden (in Europa nicht heimische Art)
- Höckerschwan: Bruten am Toblacher und Kalterer See
- Nilgans: eine bekannte Brut (in Europa nicht heimische Art)
- Jagdfasan: wurde häufig ausgesetzt und vermehrt sich in einigen Gebieten (z.B. Unterland/ Überetsch) (in Europa nicht heimische Art)
- Wacholderdrossel (dehnte Areal natürlich aus)
- Karmingimpel (dehnte Areal natürlich aus)
Die Türkentaube (Bild oben) ist eine neue Vogelart in Südtirol, welche weit verbreitet und erfolgreich ist. Die Türkentaube lebt im Gegensatz zur Stadttaube nicht in Gruppen. Türkentaubenpaare verteidigen ihr Territorium gegen Artgenossen. Im Herbst jedoch sammeln sich Türkentauben und überwintern in Gruppen. Türkentauben haben wie einige andere Vogelarten ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet ausgedehnt, ohne Zutun von Menschen. Die Türkentaube breitete sich seit dem 19. Jahrhundert vom südlichen Balkan aus. Es gibt mehrere kontinental- osteuropäische Vogelarten, welche ihr Areal gegen Westen ausdehnen. Auch die Wacholderdrossel hat ihr Areal gegen Westen ausgedehnt und schafft es in Südtirol sogar in Obstplantagen zu überleben. Jedoch hat auch die Zahl der Wacholderdrosseln in Südtirol abgenommen.
Neozoen, welche ihr Areal natürlich ausbreiten, wie Wacholderdrossel oder Türkentaube, sind eine Bereicherung für die Biodiversität.
Biodiversitätsstrategie und Vogelschutzrichtlinie
Die EU und die einzelnen Mitgliedsstaaten haben zur Eindämmung des Biodiversitätsverlustes eine Biodiversitätsstrategie bis 2020 formuliert und als erstes Ziel:“ ZIEL 1: VOLLSTÄNDIGE UMSETZUNG DER VOGELSCHUTZ- UND DER HABITAT-RICHTLINIE Aufhalten der Verschlechterung des Zustands aller unter das europäische Naturschutzrecht fallenden Arten und Lebensräume und Erreichen einer signifikanten und messbaren Verbesserung dieses Zustands, damit bis 2020 gemessen an aktuellen Bewertungen i) 100 % mehr Lebensraumbewertungen und 50 % mehr Artenbewertungen (Habitat-Richtlinie) einen verbesserten Erhaltungszustand und ii) 50 % mehr Artenbewertungen
Schutzstatus Südtirol: Alle wildlebenden Vogelarten Südtirols sind geschützt (Naturschutzgesetz 2010), jedoch nicht vollkommen und teilweise jagdbar.
Auf EU Ebene wurde zum Schutz der Vögel 1979 die Vogelschutzrichtlinie erlassen, welche 2009 durch die Richtlinie zur Erhaltung der wildlebenden Vogelarten ersetzt wurde. Diese Richtlinie wird ebenfalls Vogelschutzrichtlinie genannt.
Vogelschutzgebiete und Vogelschutzrichtlinie
Im Sinne der Vogelschutzrichtlinie 2009/147/EG wurden in Südtirol bislang 17 Zonen ausgewiesen und mit Dekret des Umweltministers vom 19. Juni 2009 in das staatliche Verzeichnis der besonderen Vogelschutzgebiete (BSG) aufgenommen. Dabei handelt es sich um Gebiete in großflächigen Naturparks und kleinflächige Biotope. Von den Biotopen wurden hauptsächlich Auwälder und Steppenvegetation (Trockenrasen) des Vinschgau zu Vogelschutzgebieten:
kleinflächige Vogelschutzgebiete:
- Biotop Ahrauen
- Biotop Stegener Ahrau
- Biotop Falschauermündung
- Biotop Kalterer See
- Biotop Steppenvegetation Sonnenberg
- Biotop Schludernser Au
Vogelschutzgebiete in großflächigen Naturschutzgebieten:
- Pfossental im Naturpark Texelgruppe
- Naturpark Fanes-Sennes-Prags
- Naturpark Sextner Dolomiten
- Chavalatschalm im Nationalpark Stilfser Joch
- Ulten – Sulden im Nationalpark Stilfser Joch
- Ortler – Madatschspitzen im Nationalpark Stilfser Joch
- Naturpark Schlern-Rosengarten
- Naturpark Trudner Horn
- Villnöß – Peitlerkofel – Raschötz im Naturpark Puez-Geißler
- Naturpark Rieserferner–Ahrn
- Lazins – Schneebergzug im Naturpark Texelgruppe
In Südtirol wurden 2017 keine Zonen eingerichtet, in denen Wildtiere möglichst wenigen Störungen ausgesetzt sind. Störungen durch Wanderer, Paragleiter, Jäger usw. beeinträchtigen die Vogellebensräume, gerade zur Brutzeit und auch im Winter oder zur Mauser sollten Vögel nicht gestört werden. Wildruhezonen waren ein Kompromiss mit dem Staat, damit die im restlichen Staatsgebiet untersagte Jagd in Naturschutzgebieten in Südtirol weiterhin möglich bleibt. Etwa zehn Prozent der Naturparkflächen hätten mit einem Jagdverbot und Einschränkung von Freizeitaktivitäten geschützt werden sollen. Dies konnte jedoch nicht verwirklicht werden. In einigen kleinen Naturschutzgebieten (Biotopen) Südtirols gibt es Zonen, die nicht betreten werden dürfen und in denen auch keine Jagd stattfindet.
Vogelschutzrichtlinie Anhang I und Anhang II
Die Vogelschutzrichtlinie zählt die Brutvogelarten und Zugvogelarten auf, für welche Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Vogelarten getroffen werden müssen. So müssen z.B. Brut- und Balzgebiete vor Störungen durch Aktivitäten von Menschen geschützt werden, da Vögel mit Flucht auf Störungen durch Menschen reagieren und dies den Fortpflanzungserfolg und damit den Bestand der Vögel gefährdet (z.B. Bartgeierhorste müssen vor Kletterern geschützt werden).
Liste Brutvogelarten Südtirol Vogelschutzrichtlinie Anhang 1:
- Aegolius funereus (Raufußkauz)
- Alcedo atthis (Eisvogel)
- Alectoris graeca (Steinhuhn)
- Anthus campestris (1) (Brachpieper)
- Aquila chrysaetos (Steinadler)
- Bonasa bonasia (Haselhuhn)
- Bubo bubo (Uhu)
- Caprimulgus europaeus (Ziegenmelker)
- Circaetus gallicus (Schlangenadler)
- Circus aeruginosus (Rohrweihe)
- Crex crex (1) (Wachtelkönig)
- Dryocopus martius (Schwarzspecht)
- Emberiza hortulana (1) (Ortolan)
- Falco peregrinus (Wanderfalke)
- Glaucidium passerinum (Sperlimgskauz)
- Gypaetus barbatus (Bartgeier)
- Ixobrychus minutus (Zwergrohrdommel)
- Lagopus mutus helveticus (Alpenschneehuhn)
- Lanius collurio (Neuntöter)
- Lullula arborea (Heidelerche)
- Tetrao tetrix tetrix (Birkhuhn)
- Milvus migrans (Schwarzmilan)
- Pernis apivorus (Wespenbussard)
- Picoides tridactylus (Dreizehenspecht)
- Picus canus (Grauspecht)
- Sylvia nisoria (1) (Sperbergrasmücke)
- Tetrao urogallus (Auerhuhn)
(Liste Vogelschutzrichtlinie Zugvogelarten und Wintergäste siehe http://www.provinz.bz.it/natur-umwelt/natur-raum/natura2000/avifauna.asp#brutvogel)
Das Europäische Instrumentarium der Vogelschutzrichtlinie zielt auf Arten von EU- Interesse ab. Für den Erhalt der Biodiversität sind alle Vogelarten und Vogelpopluationen zu erhalten und deren Bestand zu verbessern. Gerade in Hinblick auf Landschaften, wie die Apfelmonokulturen der Talböden, sind Verbesserungen der Situation erstrebenswert. Obstplantagen sind im Gegensatz zu den traditionellen Streuobstwiesen extrem artenarm, mehr dazu auf http://biodiversitaet.bz.it/2018/10/22/streuobstwiese/
IV Artenschutzprojekte Vögel
In Südtirol werden Artenschutzprojekte wie die Wiedereinbürgerung des ausgerotteten Bartgeiers oder Artenschutzprojekte wie Nistkastenhilfen für Wiedehopfe oder Lebensraumverbesserungen für den Auerhahn umgesetzt.
Wolfgang Platter macht in den AVK Nachrichten von 2018 auf die Gefahr der Bleivergiftung bei Bartgeiern aufmerksam: Im Jahr 2012 gab es 9 Brutpaare Bartgeier in den Westalpen und drei Tiere wurden infolge Bleivergiftung aufgefunden: In Vorarlberg wurde ein Bartgeierweibchen, das in Frankreich freigelassen worden war, geschwächt aufgefunden, der Bleigehalt betrug 8,5 Mikrogramm/ Deziliter Blut. Ein anderes Weibchen, das 2012 im Nationalpark Hohe Tauern freigelassen wurde, wurde in Slowenien geschwächt aufgefunden, Bleigehalt von 656,4 Mikrogramm/ Deziliter Blut. 2012 wurde auch ein Männchen bei Matrei in Osttirol tot aufgefunden, drei Schrotkugeln aus einer Schussverletzung
Artenschutzprojekt: Wiedehopf
Der Wiedehopf stand kurz vor dem Aussterben. Die Bestände haben am Ende des vorigen Jahrhunderts fast europaweit einen Tiefstand erreicht. Die wichtigsten Gründe hierfür sind: 1) Die Intensivierung der Landwirtschaft 2) Ausräumung der Landschaft und Verlust wichtiger ökologischer Strukturen 3) Die Zerstörung der Höhlen als Brutmöglichkeit und 4) der Einsatz vogelgiftiger Insektizide in den Brutgebieten aber auch in den Überwinterungsgebieten. Eines der Hauptbeutetiere des Wiedehopfes, nämlich die Maulwurfsgrille, wurde mit Meserul in der Kulturlandschaft vergiftet. Man hielt die Maulwurfsgrille für einen Schädling im Obstbau. Zur Förderung von Brutmöglichkeiten in Südtirol wurde ein Wiedehopfprojekt gestartet und künstliche Nisthilfen den Vögeln zur Verfügung gestellt. 2006 startete der WWF Bozen das Projekt. 2013 bis 2014 standen 144 Nistkästen bereit. Im Jahr 2010 wurden 55 bis 60 junge Wiedehopfe in den Brutkästen gezählt. 2012 waren 10 bis 11 Wiederhopfnistkästen (8%) besetzt und 36-40 Jungvögel dürften flügge geworden sein.
Auerhahn
Im „Brutvogelatlas“ der AVK wird als Ursache für den Rückgang der Auerhuhnpopulationen genannt: „….und vor allem Verluste bei der Nachkommenschaft in verregneten und kühlen Frühjahrsmonaten angenommen. Verluste sind auch durch zunehmend höhere Dichte von Beutegreifern (Marderartige, Fuchs) zu verzeichnen.“ Südtirols Vogelschützer machen das Wetter und natürliche vorkommende fleischfressende Tiere wie Marder und Fuchs für den Rückgang verantwortlich.
Lebensraumverbessernde Maßnahmen wurden im Naturpark Trudner Horn druchgeführt und die Auerhahnpopulationen hat sich nicht wesentlich erhöht. Ploner, Schroffenegger und Eccli vom Forstinspektorat Bozen I stellten klar (Tageszeitung 16. August 2016):“ „ In einem begradigten Bach mit wenig Wasser, wird auch der Abschuss des Kormorans wenig helfen. Ähnlich verhält es sich auch bei Fuchs und Wildhühner.“ Oft führen Gewässer in Südtirol gar kein Wasser (z.B. Hirschbrunnbach 2018) Mit diesem Beispiel haben die Forstbeamten die Situation treffend auf den Punkt gebracht. Auch wenn es keine Füchse gäbe und auch das Wetter immer auerhuhnfreundlich wäre, könnte man sicher nicht damit rechnen, dass die Auerhuhnbestände wieder auf Zahlen anwachsen, wie sie einst waren.
Bereits 2003 wurde auf die Notwendigkeit, einer umfassende Raumplanung, auerwildfreundlichen Bewirtschaftung der Wälder und die Gefahr der Isolation der letzten Populationen verwiesen:
„Die auf einem großen Teil der Waldfläche „geeignete“ bis „optimal geeignete“ Habitatqualität für Auerwild im Untersuchungsgebiet (66% der Waldfläche) ist eine wichtige Voraussetzung zur Erhaltung dieser Tierart. Allerdings bietet sie keine Garantie für ein langfristiges Verbleiben der Art im Gebiet. Denn ebenso wichtig wie eine auerwildfreundliche waldbauliche Bewirtschaftung auf Bestandesstrukturebene, ist die großräumige Einbindung der Gebiete in geeignete benachbarte Auerwildgebiete. Nur wenn es zum Austausch zwischen Populationen in großräumig geeigneten Lebensräumen kommt, ist auf Dauer eine reelle Überlebenschance der Art gegeben. Ist ein Untersuchungsgebiet als Auerwildlebensraum isoliert, ist ein langfristiges Überleben des Vorkommens auch bei optimaler Habitatstruktur unwahrscheinlich. Auerwildschutz erfordert deshalb eine großräumige Raumplanung und die enge und gute Zusammenarbeit benachbarter Waldbesitzer.“ Univ.Prof. DI Dr. Friedrich Reimoser, vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien.
Bei vielen Vogelarten fehlt es an einer umfassenden Strategie oder Umsetzung von Maßnahmen, welche den Erhalt der Art garantieren. Vielfach fehlt es schlichtweg an Nahrung: große Insekten für Wiedehopfe oder Aas für Bartgeier und andere Geierarten sind Mangelware.