Biodiversitätsverlust durch Revitalisierung im Mareiterbach:
In den Jahren 2009 bis 2010 fanden im unteren Mareiterbach ausgedehnte Revitalisierungsmaßnahmen statt. Es ist eine der größten Revitalisierungsmaßnahmen in Südtirol, deren Grundlagen im Rahmen des Interreg-III-B-Projektes „River Basin Agenda“ geschaffen wurden. Mit EU-Geldern (EFRE 2007-2013) wurden umfangreiche Bau- und Planungsmaßnahmen durchgeführt. Diese Arbeiten gelten als Vorzeigeprojekte der Revitalisierung. In der Nähe des Sportplatzes wurden Kahlschläge des Waldes durchgeführt.
Biodiversitätsverlust
(Quelle: https://www.sciencesouthtyrol.net/blob/78753,,,NATUR,21,404.pdf)
Vögel:
Bei den Vögeln zeigen sich ein genereller Rückgang der Individuen- und Artenzahl und insbesondere ein drastischer Rückgang typischer Auwaldarten in der Revitalisierung. Insgesamt wurden 30 Vogelarten am Mareiterbach gezählt.
Spinnen und Ameisen:
Ein hoher Beitrag zur lokalen Artenvielfalt kommt Heißländen außerhalb des Revitalisierungsbereichs zu. ( Insgesamt wurden 30 Ameisenarten, 106 Spinnenarten, die Ameisen- und Spinnenfauna beinhaltet eine Reihe spezialisierter Arten: Manica rubida, Formica cinerea, F. selysi, Myrmica constricta, Pardosa wagleri, Janetschekia monodon sowie xerothermophile Arten erhöhter, lückig bewachsener Schotterbänke.)
Amphibien: Grasfrosch und Erdkröte
Grasfrosch (Rana temporaria) und Erdkröte (Bufo bufo) profitieren v.a. vom Anstieg des Grundwasserspiegels im Hinterland.
Libellen:
Im Sommer 2011 wurden immerhin 19 Libellenarten im Untersuchungsgebiet, v.a. an Gewässern (Baggerlöcher, Fischteiche, Autümpel und Gräben) im Umland des revitalisierten Mareiterbaches, beobachtet.
Lebensräume am Mareiterbach:
Lebensraumtypen Fließgewässer, Schotterbänke mit keiner bis geringer Vegetationsbedeckung sowie Ruderalgesellschaften in den Böschungsbereichen (keine Auwälder, Krautfluren, Bachröhrichte usw).
Das derzeitige Artenspektrum ist artenarm.
Limitierende Faktoren einer positiven Entwicklung:
- Fischbesatz
- Überdüngung
- rigorose Grabenräumungen
Ziel der Revitalisierung war die Schaffung vitaler Auwälder. Dieses Ziel wurde am Mareiterbach nicht realisiert. Die Aulandschaft am Unteren Mareiterbach hat seit 1850 deutlich an Fläche verloren. Ursprünglich nahmen die von Hochwässern überfluteten Flächen (Lebensraum Auwald, Kiesbänke, Fließgewässer usw.) 66,6 ha ein. Heute beschränken sich diese Flächen auf die unmittelbar am Mareiter Bach gelegenen Flächen, der Großteil des Talbodens wird durch seitliche Dämme vor Überflutungen geschützt. Durch die Revitalisierung gingen Auwälder (ca 7 ha) entlang des Baches verloren.
Die Durchgängigkeit für Fische wurde wieder hergestellt, der Geschiebetransport verbessert und die Grundlagen für eine natürliche Entwicklung des Baches im Mareiterbach gelegt. Der Lebensraum- und Artenverlust in der Revitalisierung ist jedoch nicht zu übersehen. Dieser hätte vermieden werden können, wenn nur die überflüssigen Querbauwerke rückgebaut worden wären und der Auwald längs des Baches erhalten geblieben wäre.
Bei der Revitalisierung des Mareiterbaches wurden abgetrennte Auwälder, Feuchtgebiete und Altarme aber nicht wieder an die Dynamik des Mareiterbaches angebunden:
Auen am Mareiterbach:
Am Mareiterbach finden sich Aulebensräume, welche auch als Biotope geschützt sind und ein Altarm, welcher „revitalisiert“ wurde.
Geschützte Feuchtgebiete und Auwälder:
- Biotop Unterackern
- Biotop Schönau
- Biotop Angererau
Der Mareiterbach wird von Grauerlen- und Weidenauwäldern gesäumt. Der Mareiterbach beherbergt heute noch relativ große Auwaldflächen im Talboden, wie auch auf der Karte der aktuellen Vegetation Südtirols zu sehen ist. Die Fichte ist in Wäldern des Talbodens (potentiell natürliche Vegetation sind Auwälder) gefördert worden.
Während Querbauwerke im Mareiterbach rückgebaut wurden, wurden seitliche Verbauungen zu den abgeschnittenen Auwäldern am Marieterbach (Biotop Schönau, Biotop Unterlacken) nicht rückgebaut. Durch die Begradigung der Bäche und den Bau von seitlichen Dämmen wurden Auwälder vom Wasserregime der Flüsse abgetrennt. Die Bäche tiefen sich zudem ein, wodurch Auen auch trockenfallen können. Am Mareiterbach sind die Aulebenräume im Talboden auch nach der Revitalisierung des Mareiterbaches nicht an das Hochwasserregime des Mareiterbaches angebunden worden.
Altarm Mareiterbach
Der Altarm des Mareiter Bachs galt unter Fischern wegen seines Fischreichtums stets als besonders begehrte Strecke. Allerdings hat die Anzahl der Fische in den vergangenen Jahren laufend abgenommen und der Altarm ist verlandet.
Als Grund der Verlandung wird die Wasserarmut durch die allgemeine Absenkung des Grundwasserspiegels im Talboden sowie die Ablagerung von Geschiebe im Bachbett angegeben, beides Faktoren, die dem Altarm des Mareiter Baches, der ausschließlich von Grundwasser gespeist wird, besonders zugesetzt haben soll.
Der Altarm ist jedoch, wie der Name schon sagt, ein Altarm, der eben nicht mehr ein Fließgewässer ist, sondern einst ein Fließgewässer war. Der Altarm wurde vom Mareiterbach im oberen Bereich abgeschnitten (dort ist heute auch eine Industriezone) und er wird daher nur vom Grundwasser gespeist, bzw vom unteren Ende her von den sommerlichen Hochwässern des Mareiterbaches.
Um seine Funktion als Feuchtlebensraum wieder herzustellen, hat das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Nord ein Projekt ausgearbeitet, mit dem vor allem die ganzjährige Wasserführung gewährleisten werden sollte. Der neu geschaffene Lebensraum sollte damit wieder als Kinderstube für Fische dienen, als Laichplatz für Frösche sowie als Nist- und Nahrungsplatz für Wasservögel.
Im Februar 2007 haben die Arbeiter des Amtes mit dem großflächigen Aushub des Bachbettes begonnen, um bis zum Grundwasserspiegel vorzustoßen. Dazu wurde ein stark mäandrierendes, rund 450 Meter langes neues Bachbett geschaffen, an dem sich Steil- und Flachuferbereiche abwechseln. Auch Wurzelstöcke und alte Baumstämme wurden in das Bachbett eingearbeitet, um den Seitenarm des Mareiter Bachs möglichst naturnah zu gestalten. Schließlich hat man im unteren Abschnitt des Altarms zusätzlich Grundwasserteiche geschaffen, die auch sogleich von einigen Grasfrösche zum Laichen genutzt wurden.
Der Altarm wurde künstlich gestaltet und nur ausgebaggert. Der Altarm wurde nicht an den Mareiterbach angebunden, wie auch die Auen längs des Mareiterbaches nicht angebunden wurden. Lebendige dynamische Auen können nur an Fließgewässern entstehen, in denen Bäche Sand- und Kies ab- und umlagern. Der Altarm des Mareiterbaches ist auch nach der Revitalisierung kein lebendiger vitaler Auenlebensraum.
Skizzen Altarm Mareiterbach:
(Altarm Mareiterbach Provinz Bozen mit Bildern von Fichten im Altarm des Mareiterbaches: http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=166575)