Biber in unseren Bächen: Ökosystem auf dem Weg der Besserung

Biber (Castor fiber)

Der Biber ist die grösste Nagetierart Europas und wird 25 bis 30 kg schwer. Biber ernähren sich rein vegetarisch und sie ernähen sich im Sommer vor allem von Gräsen, krautigen Pflanzen, Knospen, jungen Trieben und Früchten. Im Winter ernährt sich der Biber hauptsächlich von der Rinde und den Knospen von Bäumen. Dazu fällt er Bäume und legt auch Vorräte von Ästen unter Wasser an. Seine Schneidezähne wachsen ein Leben lang nach und er vermag als einzige Tierart Europas auch große Bäume zu fällen, deren Äste als Winternahrung dienen und er gestaltet Gewässer natürlicher und strukturreicher.

Ausrottung und Rückkehr

Der Biber war um 1850 in Euorpa nach jahrhundertelanger Verlolgung fast vollkommen ausgestorben. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Europa nur noch 1200 Tiere in 8 isolierten Populationen. Grund für das Aussterben war hauptsächlich die direkte Verfolgung und Tötung der Tiere, als Nahrung und wegen ihres Fells wurden sie getötet. Das Bibergeil, das Drüsensekret der Biber, war ebenfalls begehrt. Ein weiterer Grund für die Verfolgung war die Bau- und Grabtätigkeit des Bibers, welche auch heute zu Konflikten führen kann, wenn Menschen Bibern Lebensraum nicht zugestehen wollen.

In Österreich ist die Art seit 1863 ausgestorben, in Nordtirol wurde der letzte Biber 1813 bei Vils im Bezirk Reute getötet. In Italien gilt er seit 1541 als ausgerottet. Der letzte Biber Südtirols soll 1594 bei Obervierschach getötet worden sein.

In der Schweiz wurde der letzte Biber 1820 getötet. Diesen Ereignissen voraus ging die systemtische Tötung von lebenden Bibern über die Jahrhunderte hinweg. Derartige Ausrottungsexzesse wie von Menschen betrieben sind von keiner Tierart bekannt. Der Biber starb so in vielen Staaten aus und das Verbreitungsgebiet wurde immer kleiner. Die Art hat in ihrer Anzahl abgenommen und in ihrem Verbreitungsareal.

In einigen Gebieten konnte die Art jedoch überleben, etwa an der Mittleren Elbe in Deutschland oder an Rhone Frankreichs, Flüssen Weissrusslands und Norwegens. Durch Wiederansiedlungen und den strikten Schutz seit 1920 gab es im Jahr 2000 wieder 592.000 Tiere in Europa.

Es gab in Mitteleuropa Wiederansiedlungen in den 1970er und 1980er Jahren in Österreich bei Wien in den Donauauen oder in Deutschland in Bayern (https://www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/biber). Angesiedelt wurden auch Biber aus Kanada, in Finnland und Karelien (Russland) gibt es 12.000 Kanadische Biber. Auch in Polen, Österreich und Frankreich wurden Tiere aus Kanada angesiedelt, wobei diese jedoch nicht überlebten bzw, wieder eingefangen wurden. Der Kanadische Biber (Castor canadensis) ist nämlich keine heimische Tierart und durch Kreuzung mit heimischen Bibern wird der heimische Biber gefährdet.

Die Biber breiteten ihr Verbreitungsgebiet aus und wandern den Bächen nach, indem sie meist bachaufwärts neue Reviere bilden. So wanderten sie etwa in Österreich dem Inn  von Bayern hinauf nach Nordtirol oder von Kärnten nach Osttirol der Drau hinauf. In Nordtirol hat sich dadurch eine Biberpopulation wieder gebildet. Stand 2016: 130 Biberreviere in Nordtirol und 1 oder 2 Biber in Osttirol.

In Italien wurde nach fast 500 Jahren der Abwesenheit 2018 ein Biber wieder am Tarvisio in der Provinz Udine gesichtet und in Südtirol 2020, welcher über die Drau zuwanderte. Heute ist der Biber in wieder vielen Staaten Europas wieder verbreitet, fehlt aber noch in England, Portugal, dem südlichen Balkan und Italien weitgehend bzw. gänzlich. Die Ankunft eines Bibers 2020 in Südtirol am Sextner Bach ist für die Art in Italien ein historisches Ereignis.

Der Biber ist global als Tierart nicht gefährdet (IUCN), in Nordamerika gibt es viele Biber und in Europa nimmt die Zahl der Biber zu und das Verbreitunggebiet dehnt sich immer weiter aus.

Global selten und in Gefahr ist die Population Chinas und der Mongolei. Die Unterart Chinas  und der Mongolai (Castor fiber birulai) ist eine der seltensten Säugetiere der Mongolai und Chinas. Auf einer Länge von 50 km und 500 Breite leben am Fluss Ulungur (chinesisch) bzw. Bulgan (mongolisch) im Grenzgebiet China- Mongolai ca. 500 Biber, der Großteil der Population Chinas und der Mongolai. Der Biber ist in China offiziell nach der Roten Liste vom Aussterben bedroht.

Der Biber ist eine Bereicherung für die Natur und das Ökosystem. Treffend beschreibt sich der Biber in der Biberbroschüre Tirols wie folgt:

“Denn wir Biber sind eine wichtige Tierart für die heimischen Gewässer. Wir sind Wasserbauer und Holz fäller und können ein Stück Feuchtgebiet in eine wahre Wildnislandschaft verwandeln. Und noch mehr: Wir tragen zur ökologischen Verbesserung der Gewässer bei, stärken die Selbstreinigungskräfte und leisten einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz an den Oberläufen der Bäche.”

 

Biber im Ökosystem:

Biber können schneller schwimmen als laufen

Biber sind semiaquatisch lebende Säugetiere und an das Wasser gut angepasst. Sie können besser schwimmen als an Land laufen und lange Tauchgänge sind für die Lungenatmer kein Problem. Der Biber vermag wie kaum eine andere Wildtierart Gewässer und Landschaft zu gestalten. Er ist ein Landschaftsingenieur und Landschaftsbauer. Er fällt Bäume und errichtet Dämme, wodurch aus fließenden Gewässern auch stehende Gewässer werden können. Biberdämme in Kanada erreichen auch einige hundert Meter, in Europa sind es meist nur einige Meter breite Dämme.

Der Biber hat die Fähigkeit ein ganz neues Gewässer zu schaffen und wirkt sich funktional im Gewässerökosystem aus.

Beton in der Talfer: Beton oder Zyklopensteine prägen die Struktur der Fließgewässer Südtirols: sie wurden und werden massiv verbaut- der Biber baut natürliche Rückhalteteiche.

Auswirkungen des Bibers auf das Gewässerökosystem und den Hochwasserschutz:

  • Neuschaffung von stehenden Gewässern
  • Abminderung der Strömungsgeschwindigkeit eines Fließgewässers und damit Verringerung von Schäden durch Erosion.
  • Bessere Wasserversorgung der Landschaft, da der Grundwasserspiegel und damit der Wasserrückstau in der Umgebung des Fließgewässers erhöht werden. Wo Biber stauen und Wasser langsam fließt, dringt es besser ins Erdreich ein und füllt die Grundwasservorräte auf. Damit werden Trinkwasserreserven gesichert und so auch die Wasserversorgung der landwirtschaftlichen Flächen verbessert.
  • Der Wasserstau ermöglicht eine verbesserte Sedimentablagerung, wodurch neue Lebensräume entstehen.
  • Verbesserung der Wasserqualität und der Strukturvielfalt des Gewässers; es bilden sich z. B. Flachwasserzonen, die eine höhere Wassertemperatur aufweisen als das restliche Gewässer.
  • Verbesserte Regulierung der Wasserdynamik z. B. bei Starkregen, da der Damm Hochwasserspitzen abpuffert und Trockenphasen ausgleicht. Nicht zuletzt bietet dies einen wichtigen Schutz gegen Hochwasser, da Wasserspitzen nach Starkregenereignissen oder nach der Schneeschmelze abgepuffert werden (er baut quasi Rückhaltebecken).
Biberburg: „Wohnhaus“ des Bibers mit Eingang unter der Wasseroberfläche als Schutz vor Raubtieren.

Biber schafft Lebensräume für Arten

Mit der Bautätigkeit des Bibers einher geht die Schaffung von Lebensräumen. So können etwa trockengefallene Auwälder durch Biberdämme wieder vernässt werden und so können sich Biberbauten auch auf die Qualität von Auwäldern auswirken. Durch die Vernässung des Umlandes können auch neue Auwaldstandorte entstehen und der Biber verändert so nicht nur das Gewässerökosystem, sondern auch Landökosysteme. Er vermag lebendige Auen zu schaffen und dadurch profitieren die Arten der Auwälder. Der Biber ist ein Teil der Arten der Auen und er gehört zu lebendigen Auen wie Weiden oder Erlen eines Auwaldes.

Der Biber schafft neue Strukturen im Gewässer und erhöht die Strukturvielfalt eines Fließgewässers maßgeblich. Im Gewässer gelagerte Äste und Bäume dienen als Unterstand für Fischarten oder als Kinderstube für Fische. Die Anlage von stehenden Gewässern lässt neue Laichgebiete für Amphibien entstehen oder neue Brutgebiete für Wasservögel. Auf die Artenvielfalt eines Gewässers hat der Biber so einen einen sehr großen Einfluss. Wasserpflanzen der stehenden Gewässer, seien es Röhrichtarten oder untergetauchte Wasserpflanzen können sich in den aufgestauten Teichen ansiedeln.

Die Anhebung des Grundwasserspiegels und die Vernässung des Umlandes können neue Auwälder entstehen lassen oder auch Feuchtwiesen. Feuchtwiesen gibt es in Südtirol fast keine mehr und die Arten der Feuchtgebiete sind generell jene Arten, welche am meisten in Südtirol abgenommen haben.

Durch die Erhöhung der Artenvielfalt werden die natürlichen Kreisläufe stabiler. Wir Menschen hängen von diesen Kreisläufen ab und eine höhere Stabilität der Kreisläufe des Ökosystems hilft uns, Katastrophen wie Dürre oder Hochwasser besser abpuffern zu können.

Biber beleben Gewässer, machen sie vielfältiger und natürlicher. Auf diese Weise steigert sich der ökologische Zustand und auch der Erlebniswert der Gewässer. Wo Natur entsteht und Biber bauen, dort entsteht ein Stück Natur an und in Gewässern. Gerade um Gewässerökosysteme ist es in Südtirol sehr schlecht bestellt, die Artenvielfalt nahm ab und die Gewässerökosysteme wurden grundlegend und fast flächendeckend verändert wie kaum ein anderes Ökosystem (bis auf einige unverbaute Bäche im Hochgebirge gibt es in Südtirol keine natürlichen Fließgewässer mit sehr gutem ökologischen Zustand) .

Biber statt Bagger: Renaturierung von Flüssen

Biber können durch ihre Bautätigkeit Gewässer renaturierungen. Während bei Südtirols Renaturierungen Ufervegetation und Auwälder verschwinden und weggebaggert werden, ohne Zustandserfassung auf Art- und Ökosystemebene, gibt es gute Beispiele von Renaturierungen etwa durch Biber in der Schweiz. Im Kanton Bern wurde die Tätigkeit des Bibers genutzt, um einen Maisacker in ein Feuchtgebiet zu verwandeln.

Fernsehbeitrag dazu: https://www.srf.ch/play/tv/schweiz-aktuell/video/biber-statt-bagger?urn=urn:srf:video:38a16d38-ac57-4604-b81e-d5425347c5f6&id=38a16d38-ac57-4604-b81e-d5425347c5f6

Biber können Gewässer strukurieren, Lebensräume schaffen, Gewässerökosysteme verbessern und mit ihrer Bautätigkeit so auch Gewässer revitalisieren und lebendiger gestalten.

Bagger bei der „Revitalisierung“ bzw. systematischen Waldzerstörung an der Ahr http://biodiversitaet.bz.it/2020/08/11/renaturierung-ahrauen/.

Biber als Gewässerrevitalisierer: „Seine Mitarbeit hilft, Geld zu sparen: Anstatt den Gewässerlauf aufwendig mit Baggern zu formen, kann man sich oft mit initialen baulichen Eingriffen begnügen. Die weitere dynamische Gestaltung des Gewässerlebensraums wird dann der Biber gratis und auf natürliche Weise besorgen – falls man ihm den Raum dafür überlässt. Zuweilen kann die Aktivität des Bibers auch dem Hochwasserschutz dienen: Biberdämme im Oberlauf kleiner Gewässer können Hochwasserspitzen dämpfen (Nyssen et al.
2011). Dazu braucht es allerdings Platz für ausreichend grosse Überflutungszonen.“ Bundesamt für Naturschutz Schweiz, Biber als Partner bei Gewässerrevitalisierungen, 2014.

Weitere Infors in der Biberboschüre des Landes Tirol: https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/umwelt/naturschutz/downloads/Biberbroschuere_2018_WEB.pdf.

Biber als Revitalisierer von Gewässern: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/biber-als-partner-bei-gewaesserrevitalisierungen.html

mehr zu Baggerarbeiten in Bächen auf: http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/

mehr zu Bächen auf: http://biodiversitaet.bz.it/baeche-und-seen/

Bilder Revitalisierung Ultental

Bilder Revitalisierung Falschauer Ultental

Die Falschauer entwässert das Ultental auf einer Länge von 41 km mit einem Einzugsgebiet von rund 300 km². Das Umland der Falschauer wird landwirtschaftlich genutzt: in Ulten herrscht intensive Grünlandwirtschaft vor, in Lana intensive Apfelanbau. Das hydrographische Einzugsgebiet der Falschauer ist von zahlreichen Staubecken gekennzeichnet, von denen aus das abgeleitete Wasser in fünf großen Kraftwerken zur Stromerzeugung verwendet wird. Die Falschauer besteht aus Restwasserstrecken, die von Stauseen unterbrochen werden. Von der Falschauer geht für einst hochwassergefährdete Gemeinden wie Lana heute durch den Stauseenbau keine Gefahr mehr aus (Staussen halten Material und Hochwässer zurück). Entlang der Falschauer wachsen Grauerlenauwälder und Lavendelweidenauen nur noch linear längs der Falschauer.

Der ökologische Zustand der Falschauer im Ultental ist nach offizieller Bewertung entsprechend Wasserrahmenrichlinie gut bis sehr gut. Die Wasserqualität ist unbelastet bis gering belastet. Das Gewässerökosystem der Falschauer wird vor allem duruch die Wasserkraftwerke und die Hochwasserschutzbauten beeintächtigt.

Im Ultental wurden mehrere Revitalisierungen an der Falschauer durchgeführt. Dabei wurden aber nicht hart verbaute Bäche, wie etwa Künetten (siehe Bild) rückgebaut und renaturiert. Es wurden auch so gut wie keine Querbauwerke rückgebaut.

Künette bei St. Nikolaus im Ultental- Nicht Verbauungen wurden entfernt, sondern Wälder gerodet und Ufergehölze durchforest.

Es erfolgte auch kein Umbau der veänderten Wälder in Gewässernähe. Fichten prägen den Talboden, die Flächen wo Auwälder mit ihren Laubbäumen (Weiden, Eschen, Erlen usw.) gedeihen müssten.

Wald an der Falschauer im Talboden: kränkelnde Fichten (Nadelverlust) beherrschen die Baumschicht, sie wurden nicht gefällt um Laubbäumen, der standortgerechten Vegetation auf diesen Flächen, Platz zu machen.

Beispiele an der Falschauer in Bildern:

1.) Revitalisierung Falschauer Gemeinde St. Pankratz (unterhalb des Sportplatzes- ein „Vorzeigeprojekt“ der Revitalisierung):

Die Arbeiten beginnen mit Kahlschlägen (Ufergehölze und Wald), Rodung und der Einrichtung der Baustelle:

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Revitalisierung- Totalverlust naturnaher gewachsenener Strukturen

Revitalisierung- Zerstörung der naturnahen Ufergehölze

Nach Abschluss der Bauarbeiten, inklusive Aufstellen von Sitzbänken und Tisch, ist die Falschauer nun renaturiert. Bilder September 2018:

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Auf der Fläche wurden zahlreiche Grauerlen gepflanzt, einige Purpurweiden und Bergahorn. Angesiedelt haben sich die Kanadische Goldrute und der Sommerflieder in beeindruckend großer Zahl. Diese beiden Arten sind invasive Neophyten, welche nicht Teil des natürlichen Erbes Südtirols sind. Als lebendige vitale Au kann man die Fläche nicht bezeichnen, da die Hochwässer der Falschauer am gepflanzten Auwald vorbeifließen. Die Falschauer bildet auf der renaturierten Fläche keine Schotterbänke oder andere typische Auenlebensräume, welche man in lebendigen vitalen Auen erwarten würde und welche einst typisch für die Falschauer waren. Durch den Staussenbau und die Verbauung der Seitenbäche hat die Falschauer die Kraft dynamische Lebensräume am Gewässer zu bilden weitgehend eingebußt.

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Ein neuer kleiner Bach und ein künstlicher Teich wurden parallel zur Falschauer angelegt. Für Fischer bietet der Teich einen gemütlichen Aufenthaltsort.

Faunistisch, betreffend Wildtiere positiv und sehr gut gelungen ist der neue Wanderweg, welcher von zahlreichen Heuschrecken bewohnt wird (z.B. Blauflügelige Ödlandschrecke).

2.) Revitalisierung Falschauer Gemeinde St. Walburg im Ultental:

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Falschauer ohne Revitalisierung- unmittelbar unterhalb der „revitalisierten“ Flächen.

 

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Falschauer mit Revitalisierung

 

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Anlage von Stillgewässer mit großen Steinbrocken neben der Falschauer

 

Ziel der Revitalisierung ist die Schaffung lebendiger und vitaler Auen. Ob dies eine lebendige Au oder einfach nur ein Teich neben der Falschauer und aufgeworfene Schotterhäufen sind….invasive Neophyten findet man auch hier (Sommerflieder und Drüsiges Springkraut).

Die Fichten- dominierten Wälder im Talboden des Ultentales sind das Resultat der forstwirtschaftlichen Nutzung und Umformung des Waldes. Die Waldtypisierung hat Handlungsempfehlungen für derartige Wälder geliefert, mehr dazu auf http://biodiversitaet.bz.it/waelder/. Auch hier wurde Wald gerodet, Oberboden und Wald abgetragen und Schotterflächen geschaffen, welche sich aber nicht zu dynmaischen Auen weiterentwickelt haben. Die revitalisierte Fläche ähnelt mehr einer Schuttfläche (v.a. Unkräuter wachsen). Die Schutthügel könnten von jählichen Überschwemmungen nicht überlfutet werden, da sie zu hoch sind.

Revitalisierung Ulten St. Gertraud

Ein „Vorzeigeprojekt“ ist die Revialisierung der Falschauer in St. Gertraud im Ultental. Dort wurde eine Sitzgelegenheiten geschaffen, gebaggert und Holzfällarbeiten druchgeführt.

Weniger eine lebendige Au als Sitzgelegenheiten für müde Wanderer wurden in St. Gertraud realisiert.
Weniger eine lebendige Au als eine Sitzgelegenheit für müde Wanderer wurde in St. Gertraud als Revitalisierung realisiert. Nur wenige Bäume am Ufer durften stehen bleiben.

Im Bereich von St. Gertraud wurden vor allem Durchforstungen an der Falschauer durchgeführt, Bäume entlang des Baches wurden gefällt.

Falschauer in St. Gertraud mit Ufergehölzen
Falschauer in St. Gertraud mit Ufergehölzen und Auvegetation

 

Skurrile Pflanzung von Zirben in den Ufergehölzen.
Skurrile Pflanzung von Zirben in den Ufergehölzen.

 

Zirben wurden an der Falschauer gepflanzt. Diese Bäume sind charakteristisch für die subalpine Stufe und kommen in Stufen darunter nicht vor. Sie wurden in den Ufergehölzen der Falschauer in der monatanen Stufe jedoch angepflanzt.

Inwieweit sich der ökologische Zustand der Falschauer durch „Aufwertungen“ der Falschauer im Zuge der Revitalisierung verbessert hat, muss kritisch hinerfragt werden.

Ohne Zweifel und mit hundertprozentiger Sicherheit kann aber gesagt werden: „Die Sitzgelegenheiten sind gut gemacht! Bravo!“

 

 

 

 

Biodiversitätsverlust durch Gesaltungen und Revitalisierungen

Verbautes Bachbett- die Natürlichkeit der Bachstruktur ist nicht mehr gegeben

Revitalisierte Fläche im Natura 2000 Gebiet Falschauer nach Revitalisierung: keine Röhrichte, keine Sand- und Schotterbänke mehr- gerodeter Auwald mit gepflanzten Bäumen rechts im Bild.

 

 Falschauer wie sie nicht mehr ist- mit Röhricht (linkes Ufer hinten) und Kiesbänken (rechts)

Falschauer vor Revitalisierung: Schotterbänke, Schilfröhricht (links am Ufer), junge Lavendelweiden (rechts am Ufer)

(Aus dem Vergleich der Karte der Lebensraumkartierung im Unterlauf der Falschauer und Artenlisten (von 1998) hat Martin Hilpold einen Bericht erstellt, welcher an viele Naturschutzvereine und an Ämter und Politiker geschickt wurde- in leicht veränderter Form und mit Bildern ist er hier online)

Kartierung der Lebensräume
Karte der Lebensräume

 

Dynmamik und Sedimentation der Falschauer: Schwallbetrieb und tatsächliches Einzugsgebiet

Die Dynamik der Falschauer im Etschtalboden wird nicht durch die Größe des Einzugsgebietes, theoretisch 280km², bestimmt, sondern durch den Schwallbetrieb des Wasserkraftwerkes.

Je nach Tages- und Jahreszeit verändert sich der Wasserspiegel der Falschauer in Abhängigkeit vom Schwallbetrieb.

Wenn es zu keiner Stromproduktion im Elektrizitätswerk in Lana kommt, summiert sich die Wassermenge in der Falschauer aus der Restwassermenge des Pankranzer Stausees und den kleinern und größeren Nebenbächen, welche die Falschauer ab dem Pankratzer Stausee bis hin zur Mündung speisen.

Die Sedimentation im unteren Bereich der Falschauer wird vom tatsächlichen Einzugsgebiet ab dem Pankratzer Stausse bestimmt.

Es muss aber festgehalten werden, dass der Schwallbetrieb auf die Vegetation und die Nicht-Fisch Fauna keinen großen Einfluss hatte (siehe Bilder Falschauer von 1997). Die Vegetation an der Falschauer hat sich über Jahrzehnte in einem naturnahen Zustand erhalten. Die Dynamik und Sedimentation im verkleinerten Einzugsgebiet fand statt und findet weiterhin statt.

Veränderung des Fließverhaltens und der Sedimentation

Der Bau der Fischtreppe und das Hinstellen von großen Steinen, welche niemals auf natürliche Weise dort abgelagert worden wären, hat das Fließverhalten der Falschauer verändert. Die Veränderung der Bachmorphologie hat eine unnatürlichere Sedimentablagerung zur Folge. Das Fließverhalten der Falschauer wird heute durch diese Steine bestimmt, nicht durch die schwache Neigung des Geländes, wie es ähnlich auch im Naturzustand der Fall gewesen wäre.

Falschauer mit Fischsteinen zugepflastert
Falschauer mit Fischsteinen zugepflastert

 

Falschauer März 1997- auf Höhe des Schotterwerkes
Falschauer März 1997, nicht mit Steinen zugepflastert- mit Schilfröhricht, Sand- und Schotterbank (heute gibt es keine grösseren Sanbänke und Röhrichte mehr).

 

Die alten Kiesbänke vor den Revitalisierungsarbeiten bestanden aus Sand, Kies und Steinen, welche die Falschauer in den letzten Jahrzehnten dort abgelagert hat. Diese sind nun in Bewegung und lagern sich flussabwärts im Bachbett ab. Im Natura 2000 Gebiet hat sich dadurch die Bodenstruktur im Bachbett wesentlich verändert und nicht mehr feiner Sand und Schluff bestimmen den Boden sondern grober Sand, Kies und Steine. Die Flächen mit feinem Sand und Schluff, wie sie an langsam fließenden Flüssen zu finden sind, haben abgenommen. Seit 1999 wurde durch mehrere Eingriffe die Bachmorphologie verändert. Das gesamte Bachbett wurde umgestaltet, sogar der obere Bereich des Natura-2000-Gebietes. Arten der Röhrichte, wie Schilf, Rohrkolben und der Große Wasserschwaden (Glyeria maxima), sind heute an den Ufern nicht mehr zu finden.

 

Röhricht mit Rohrkolben auf Sandbank an der Falschauer im Biotop (März 1997)
Röhricht mit Rohrkolben auf Sandbank an der Falschauer im Biotop im März 1997

 

Lebensräume 

Im Bereich des geschützen Biotopes ist die Falschauer durch einen ausgedehnten Auwald, Teiche und den Bach gekennzeichnet. Unnatürliche Geländeerhöhungen finden sich im Schutzgebiet, eine Erhöhung ist ein unsanierter Müllberg, das andere sind Dämme usw. Die Lebensräume Auwald, Teiche und der Bach können Lebensraumypen gemäß Typenschlüssel der FFH- Richtlinie zugeordnet werden.

Nach der FFH-Richtlinie Anhang I geschütze Lebensräume, welche im Biotop in Mitleidenschaft gezogen oder zerstört wurden:

1.) Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior

3.) Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunulion fluitantis und des Callitricho-Batrachion

4.) Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamnions oder Hydrocharitions (wissend, dass es sich nicht um natürliche Seen sondern um künstliche Baggergruben handelt, wird hier der Einfachheit halber dieser Einstufung der Abt. 28 gefolgt)

Anhang I Lebensraum: Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior.

91E0 * Foreste alluvionali di Alnus glutinosa Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae)

Il segno ‘*’ indica i tipi di habitat prioritari.

Ein großer Teil des geschützen Biotopes wird von Auwald eingenommen. Der Silberweidenwald Salicetum albae ist der dominierende Waldtyp (im Landschaftsplan der Gemeinde Lana ist es ein Silberweidenauwald).

Beim Wald handelt es sich um ein Salicetum albae Issler 1926. Dieser kann in Subassoziationen unterschieden werden, hohe Weidenau und tiefe Weidenau. Die Standorte der tiefen Weidenau sind straucharm, sie entwickeln sich auf Anlandungen von Sand und Schluff an langam fließenden Flüssen und Altarmen. Die Cornus sanguinea bestockten Silberweidenwälder entwickeln sich auf Schotter- und Sandaufschüttungen. Bezeichnend ist der Strauchreichtum, wie er in Teilen des Waldes der Falschauer auftritt. Die Degradierung durch Solidago sp. oder Impatiens sp. ist an der Falschauer an einigen Stellen feststellbar. Der Pappelreichtum der Baumschicht ist auf trockenen Kiesaufschüttungen festzustellen.

Die Rodung und Zerstörung eines Teiles dieses Auwaldes, der dem Verband Salicion angehört, widerspricht dem Schutzstatus dieses Waldtypes gemäß der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen.

Ein großer Teil des Biotops wird von Wald eingenommen, einer der wenigen flächig ausgebildeten Auwälder im Etschtal. Dieser Wald ist von nationaler und internationaler Bedeutung, da es nur sehr wenige Wälder dieser Art gibt (z.B. in Nationalpark Donauauen). Die Erhebung der Vegetation durch Peer Thomas ergab ein Salici- Populetum, wobei Pappeln weite Teile des Auwaldes dominieren.

Rodung und Umformung des Auwaldes zu einem Sumpfgebiet

Der Auwald in der Mitte des Biotops wurde gerodet und musste einem artenarmen Sumpf weichen (dom. Juncus effusus, Juncus inflexus) weichen. 

gerodeter Silberweidenauwald

Rodung eines Teils des Auwaldes:

Unterhalb der Brücke mit der Pegelmessstelle befand sich ebenfalls ein Auwald. Dieser war Teil des für das Biotop Falschauermündung typischen Auwaldes. Dem Wald vorgelagert war ein Weidengebüsch mit Purpurweiden und kleinflächige Krautfluren und Röhricht. Auwald wurde gerodet und Erhäufen aufgeworfen. (http://biodiversitaet.bz.it/2017/12/16/renaturierung-und-dann/)

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Trockenrasen“ am großen Fischerteich

Es kam zur totalen Zerstörung und zum irreversiblen Verlust der letzten Kiesbettflur mit charakteristischen Arten. Diese Fläche wurde zu einem Weg umfunktioniert, planiert und ein kleiner Teich daneben errichtet. Eine Tafel, welche das Leben im Teich erläutert, steht heute dort, wo einst die letzte trockene Kiesbettflur die Zeit überdauert hatte. Durch den Bau der Stauseen im Ultental und die fehlenden Überschwemmungen entwickelte sich das einst baumfreie Gebiet zu einem Auwald.

Bei der Kiesbettflur handelte es sich um ein Epilobio-Myricarietum, mit zahrleichen Arten der Trockenrasen.

Die Kiesanschwemmungen der wärmeren Gebiete können trockenfallen und vollkommen austrocknen. Alpenschwemmlinge können sich dort nicht mehr halten sondern vor allem wärmeliebende Arten waren vorhanden. Die Anwesenheit von Farnen deutet auf eine sehr alte trockengefallene Kiesbettflur hin. Besonders bemerkenswert war Ceterach officinarium. Mit dem Umbau der Fläche sind die Arten dort verschwunden:

Artenliste:

  • Epilobium dodonei (im Biotop ausgerottet)
  • Turritis glabra (im Biotop ausgerottet)
  • Festuca rupicula (im Biotop ausgerottet?- vielleicht ist noch eine am Damm oben)
  • Trifolium dubium
  • Melica ciliata
  • Petrorhagia saxifraga (im Biotop ausgerottet)
  • Potentilla argentea (im Biotop ausgerottet)
  • Potentilla verna (im Biotop ausgerottet)
  • Euphorbia cyparissias (im Biotop ausgerottet)
  • Asplenium trichomanes (im Biotop ausgerottet)
  • Asplenium septentrionale (im Biotop ausgerottet)
  • Asplenium adiantum-nigrum (im Biotop ausgerottet)
  • Sempervivum tectorum (im Biotop ausgerottet)
  • Sempervivum arachnoides (im Biotop ausgerottet)
  • Sedum acris (im Biotop ausgerottet)
  • Sedum album (im Biotop ausgerottet)
  • Sedum telephium (im Biotop ausgerottet)
  • Convolvulus arvensis
  • Helianthemum nummularium (im Biotop ausgerottet)
  • Tragopogon dubium (im Biotop ausgerottet)
  • Papaver rhoeas
  • Trifolium arvense (im Biotop ausgerottet)
  • Dianthus sylvestris (im Biotop ausgerottet)
  • Thlaspi arvense
  • Carex muricata
  • Centaurea stoebe
  • Bothriochloa ischaemum
  • Lotus corniculatus
  • Saponaria oxymoides (im Biotop ausgerottet)
  • Ceterach officinarium (im Biotop ausgerottet)
  • Betula pendula
  • Pinus sylvestris (im Biotop ausgerottet)
  • Arabis turrita (im Biotop ausgerottet)

Innerhalb des geschützen Biotopes findet sich keine trockengefallene Kiesbettflur mehr und auch im oberen Bereich der Falschauer wurde die letzte Kiesbettflur mit Epilobium dodonei zerstört. Da Epilobium dodonei wahrscheinlich ganz verschunden ist kann man davon ausgehen, dass es in Zukunft keine trockene Kiesbettflur mit der charakteristischen Art Epilobium dodonei mehr geben wird.

3.) Anhang I Lebensraum: Flüsse der planaren und montanen Stufe mit Gesellschaften des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion

Bitteres Schaumkraut bedeckt einen kleinen Wasserlauf im Auwald (Bild März 1997)
Bitteres Schaumkraut in einer Quellflur im Auwald (Bild März 1997)

 

Materialaufschüttung auf ehemaliger Quellflur im Auwald
Materialaufschüttung auf ehemaliger Quellflur im Auwald

 

In Bachbett der Falschauer innerhalb des Biotopes Falschauermündung fanden sich Ranunculus aquatilis agg. und Callitriche palustris agg. Die Arten siedelten in der Falschauer ca 100 m flussabwärts von der Biotopgrenze und reichten bis zum Marlinger Teich. Im untersten Bereich an der Mündung in die Etsch fehlen die Arten, bzw wurden aufgrund der Tiefe des Wassers nicht erfasst. Kleinere Wasserläufe im Auwald und an Ufern fanden sich zahlreiche Wasserpflanzenarten wie Bachehrenpreis, Bitteres Schaumkraut und Froschlöffel.

Die Bestände von Ranunculus aquatilis agg. und Callitriche palustris agg sind dem Verband des Ranunculion fluitantis zuzuordnen.

Laut F. Zemmer 2015 stammen Angaben zu den echten rheokrinen Wasserhahnenfüßen Ranunculus fuitans in Südtirol z. B. aus Montiggl (nicht am See)dem Schutzgebiet Tschaufer Weiher (Mölten), dem bereits bestehenden Natura 2000 Gebiet Falschauermündung, dem N Rand des Haider Sees, dem Schutzgebiet Reasler Au bei Plaus, Freienfeld (westlich des Schutzgebietes Blieger Teich).

Im Mündungsbereich der Falschauer sind untergetauhte Makrophyten nur an wenigen Stellen zu finden. Ranunculus fluitans monodominierte Bestände können als verarmtes Ranunculetum fluitantis Allorge 22 gesehen werden. Diese Gesellschaft besiedelt mehr oder weniger stark fließende, nährstoffreiche Bäche und Flüsse in einer Wassertiefe von 1 bis 3m. Der Untergrund ist sandig-schlammig und von einer geringen Sedimentation gekennzeichnet.

Ausgewählte Pflanzenarten der Roten Liste, welche durch die Revitalisierungs-und Umgestaltungsmaßnahmen an ihrem Wuchsort verschwanden und der FFH Lebensraum, der beeinträchtigt oder zerstört wurde.

Wuchsort ehemaliger Tschermser Teich: Die Wasserfläche des Tschermser Fischerteiches wurde vergrößert. Dabei wurden die Ufer abgetragen und weggebaggert und die Lebensräume der Pflanze und Tiere zerstört.

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des

Magnopotamnions oder Hydrocharitions

Am ehemaligem Tschermser Teich, wuchsen Rote Liste Arten:

  • Iris pseudacoris (Rote Liste NT, drohende Gefährdung)
  • Rumex conglomeratus (Rote Liste EN, stark gefährdet)
  • Alisma plantago-aquatica (Rote Liste NT, drohende Gefährdung)

Auf der Hinterseigte des Dammes befand sich ein Wuchsort von Glyceria maxima (Rote Liste EN, stark gefährdet).

Am Ufer des Teiches waren auch immer adulte und juvenile Smargdeidechsen zu finden, ein optimaler Smargdeidechsenlebensraum. Der Lebensraum der Smaragdeidechse ging verloren. Die Smaragdeidechse (Rote Liste EN, stark gefährdet) ist in der FFH- Richlinie Anhang IV zu schützende Art. Auch ihr Lebensraum müsste geschützt werden.  

Da der Teich umgestaltet wurde (Ufer durch Wegbaggern verbreitert und Wasserfläche vergrössert), sind die Arten am Ufer nicht mehr vorhanden. Smaragdeidechsen gibt es heute im Biotop keine mehr.

Anlage eines Teiches am orographisch linken Ufer

Gut gemeint war die Anlage eines Teiches am orographisch linken Ufer neben den beiden großen Teichen, welche ein wichtiger Brutplatz für Vögel waren. Der Hügel hinter dem Teich, wie er im Bild unten zu sehen ist, ist ein unsanierter Müllberg, welcher im Biotop nicht saniert wurde. Der Müllberg in der Industriezone daneben wurde dagegen saniert.

ehemals reich strukturiert

Durch die Anlage dieses Teiches ist der Wasserspiegel der beiden für Brutvögel bedeutenden Gewässer angestiegen. Die Weiden und Pappeln an den Ufern  starben ab. Das Wasser des Teiches ist nicht sauber sondern trüb und übel riechend. Der Marlinger Mühlgraben, welcher die Gewässer speist, hat eine schlechte Wasserqualität (Biologische Gewässergüte IV, unbefriedigend) und dieses schmutzige Wasser strömt nach der „Aufwertung“ und „Revitalisierung“ in die beiden Teiche.

Weitere stark beeinträchtigte und zerstörte Lebensräume

aus den beiden Teichen am orografisch linken Ufer wurde eine große Wasserfläche
aus den beiden ehemaligen Teichen wurde eine große Wasserfläche

 

Da der Wasserspiegel der Teiche am orographisch linken Ufer erhöht wurde, sind die Teichröhrichte mit Schilf und Rohrkolben, sowie die ehemals großen Seerosenbestände dezimiert worden (ebenfalls 3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamnions oder Hydrocharitions). Typha latifolia (Rohrkolben) ist selten geworden, Nymphaea alba (Seerose) verschwunden. Eine kleine Insel mit Schilf, in der einst die Zwergrohrdommel brütete, ist untergegangen.

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Vorher: ehemaliger Teich mit Röhricht und Seerosen
336
Nachher: Durch Revitalisierungsarbeiten hat sich der Grundwasserspiegel erhöht und die Seerosen und das Schilfröhricht sind verschwunden.

 

Noch ein Bild vom ehemaligen kleinen Teich am orographisch linken Ufer neben dem großen Teich. Dieser Teich besaß sehr klares Wasser und ist heute trüb und schmutzig. Auch das Röricht und die Ufergehölze an diesem Teich sind heute abgestorben und der Teich bildet mit dem Teich daneben heute eine große Wasserfläche ohne Seerosen und ohne brütende Zwergtaucher usw.

ehemaliger Teich vorher:

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nachher

Bild kleiner Teich nachher

Während viele Gestaltungen und Revitalisierungen im Biotop dem Biotop sehr geschadet haben, gab es auch positive Eingriffe und eine echte Renaturierung in dem Sinn, dass eine degradierte Fläche in eine ökologisch wertvolle Fläche umgewandelt wurde. Einst befand sich ein Entschlammungsbecken einer Schotterfirma im Biotop und diese Fläche wurde aufgelassen.

Einstiges Absatzbecken für Feinsedimente des Schotterwerkes neben dem Biotop: heute wächst dort Auwald und die Fläche wurde erfolgreich renaturiert
Einstiges Entschlammungsbecken des Schotterwerkes im Falschaeurbiotop

 

Mehr über das Schotterwerk https://www.tageszeitung.it/2016/08/14/schuld-an-dem-schlamassel/

Natura 2000 Gebiet: ein großer Fischerteich
Natura 2000 Gebiet: ein großer Fischerteich mit überdachten Bänken, welche für das Herumsitzen von Fischern im Biotop aufgestellt wurden.

 

Ein Fischerteich nimmt eine sehr große Fläche ein. Weniger Platz für die heimische Tier- und Pflanzenwelt sondern irgendwelche Hütten, Rasen und Platz für Fischer bietet dieser Teil des Biotops. Zu diesem Fischerteich wurde eine Landtagsanfrage gestellt. In der Landtagsanfrage steht, dass der Grundeigentümer darüber entscheiden kann, ob das Gewässer fischereilich genutzt wird. Der Grundeigentümer des Biotops ist die Provinz Bozen.

http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_366656.pdf

 

 

 

 

 

Biodiversitätsverlust Mareiterbach

Biodiversitätsverlust durch Revitalisierung im Mareiterbach:

In den Jahren 2009 bis 2010 fanden im unteren Mareiterbach ausgedehnte Revitalisierungsmaßnahmen statt. Es ist eine der größten Revitalisierungsmaßnahmen in Südtirol, deren Grundlagen im Rahmen des Interreg-III-B-Projektes „River Basin Agenda“ geschaffen wurden. Mit EU-Geldern (EFRE 2007-2013) wurden umfangreiche Bau- und Planungsmaßnahmen durchgeführt. Diese Arbeiten gelten als Vorzeigeprojekte der Revitalisierung. In der Nähe des Sportplatzes wurden Kahlschläge des Waldes durchgeführt.

Biodiversitätsverlust

(Quelle: https://www.sciencesouthtyrol.net/blob/78753,,,NATUR,21,404.pdf)

Vögel:

Bei den Vögeln zeigen sich ein genereller Rückgang der Individuen- und Artenzahl und insbesondere ein drastischer Rückgang typischer Auwaldarten in der Revitalisierung. Insgesamt wurden 30 Vogelarten am Mareiterbach gezählt.

Spinnen und Ameisen:

Ein hoher Beitrag zur lokalen Artenvielfalt kommt Heißländen außerhalb des Revitalisierungsbereichs zu. ( Insgesamt wurden 30 Ameisenarten, 106 Spinnenarten, die Ameisen- und Spinnenfauna beinhaltet eine Reihe spezialisierter Arten: Manica rubida, Formica cinerea, F. selysi, Myrmica constricta, Pardosa wagleri, Janetschekia monodon sowie xerothermophile Arten erhöhter, lückig bewachsener Schotterbänke.)

Amphibien: Grasfrosch und Erdkröte

Grasfrosch (Rana temporaria) und Erdkröte (Bufo bufo) profitieren v.a. vom Anstieg des Grundwasserspiegels im Hinterland.

Libellen:

Im Sommer 2011 wurden immerhin 19 Libellenarten im Untersuchungsgebiet, v.a. an Gewässern (Baggerlöcher, Fischteiche, Autümpel und Gräben) im Umland des revitalisierten Mareiterbaches, beobachtet.

Lebensräume am Mareiterbach:

Lebensraumtypen Fließgewässer, Schotterbänke mit keiner bis geringer Vegetationsbedeckung sowie Ruderalgesellschaften in den Böschungsbereichen (keine Auwälder, Krautfluren, Bachröhrichte usw).

Das derzeitige Artenspektrum ist artenarm.

Limitierende Faktoren einer positiven Entwicklung:

  1. Fischbesatz
  2. Überdüngung
  3. rigorose Grabenräumungen

 

Ziel der Revitalisierung war die Schaffung vitaler Auwälder. Dieses Ziel wurde am Mareiterbach nicht realisiert. Die Aulandschaft am Unteren Mareiterbach hat seit 1850 deutlich an Fläche verloren. Ursprünglich nahmen die von Hochwässern überfluteten Flächen (Lebensraum Auwald, Kiesbänke, Fließgewässer usw.) 66,6 ha ein. Heute beschränken sich diese Flächen auf die unmittelbar am Mareiter Bach gelegenen Flächen, der Großteil des Talbodens wird durch seitliche Dämme vor Überflutungen geschützt. Durch die Revitalisierung gingen Auwälder  (ca 7 ha) entlang des Baches verloren.

Die Durchgängigkeit für Fische wurde wieder hergestellt, der Geschiebetransport verbessert und die Grundlagen für eine natürliche Entwicklung des Baches im Mareiterbach gelegt. Der Lebensraum- und Artenverlust in der Revitalisierung ist jedoch nicht zu übersehen. Dieser hätte vermieden werden können, wenn nur die überflüssigen Querbauwerke rückgebaut worden wären und der Auwald längs des Baches erhalten geblieben wäre.

Bei der Revitalisierung des Mareiterbaches wurden abgetrennte Auwälder, Feuchtgebiete und Altarme aber nicht wieder an die Dynamik des Mareiterbaches angebunden:

Auen am Mareiterbach:

Am Mareiterbach finden sich Aulebensräume, welche auch als Biotope geschützt sind und ein Altarm, welcher „revitalisiert“ wurde.

Geschützte Feuchtgebiete und Auwälder:

  • Biotop Unterackern
  • Biotop Schönau
  • Biotop Angererau

Der Mareiterbach wird von Grauerlen- und Weidenauwäldern gesäumt. Der Mareiterbach beherbergt heute noch relativ große Auwaldflächen im Talboden, wie auch auf der Karte der aktuellen Vegetation Südtirols zu sehen ist. Die Fichte ist in Wäldern des Talbodens (potentiell natürliche Vegetation sind Auwälder) gefördert worden.

Während Querbauwerke im Mareiterbach rückgebaut wurden, wurden seitliche Verbauungen zu den abgeschnittenen Auwäldern am Marieterbach (Biotop Schönau, Biotop Unterlacken) nicht rückgebaut. Durch die Begradigung der Bäche und den Bau von seitlichen Dämmen wurden Auwälder vom Wasserregime der Flüsse abgetrennt. Die Bäche tiefen sich zudem ein, wodurch Auen auch trockenfallen können. Am Mareiterbach sind die Aulebenräume im Talboden auch nach der Revitalisierung des Mareiterbaches nicht an das Hochwasserregime des Mareiterbaches angebunden worden.

Altarm Mareiterbach

Der Altarm des Mareiter Bachs galt unter Fischern wegen seines Fischreichtums stets als besonders begehrte Strecke. Allerdings hat die Anzahl der Fische in den vergangenen Jahren laufend abgenommen und der Altarm ist verlandet.

Als Grund der Verlandung wird die Wasserarmut durch die allgemeine Absenkung des Grundwasserspiegels im Talboden sowie die Ablagerung von Geschiebe im Bachbett angegeben, beides Faktoren, die dem Altarm des Mareiter Baches, der ausschließlich von Grundwasser gespeist wird, besonders zugesetzt haben soll.

Der Altarm ist jedoch, wie der Name schon sagt, ein Altarm, der eben nicht mehr ein Fließgewässer ist, sondern einst ein Fließgewässer war. Der Altarm wurde vom Mareiterbach im oberen Bereich abgeschnitten (dort ist heute auch eine Industriezone) und er wird daher nur vom Grundwasser gespeist, bzw vom unteren Ende her von den sommerlichen Hochwässern des Mareiterbaches.

Ausgebaggerter Altarm des Mareiter Baches (Foto Provinz Bozen)
(Foto Provinz Bozen) – ausgebaggerter Altarm Mareiterbach- keine Verbindung zu Wasserregime Mareiterbach hergestellt

 

 

Um seine Funktion als Feuchtlebensraum wieder herzustellen, hat das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Nord ein Projekt ausgearbeitet, mit dem vor allem die ganzjährige Wasserführung gewährleisten werden sollte. Der neu geschaffene Lebensraum sollte damit wieder als Kinderstube für Fische dienen, als Laichplatz für Frösche sowie als Nist- und Nahrungsplatz für Wasservögel.

Im Februar 2007 haben die Arbeiter des Amtes mit dem großflächigen Aushub des Bachbettes begonnen, um bis zum Grundwasserspiegel vorzustoßen. Dazu wurde ein stark mäandrierendes, rund 450 Meter langes neues Bachbett geschaffen, an dem sich Steil- und Flachuferbereiche abwechseln. Auch Wurzelstöcke und alte Baumstämme wurden in das Bachbett eingearbeitet, um den Seitenarm des Mareiter Bachs möglichst naturnah zu gestalten. Schließlich hat man im unteren Abschnitt des Altarms zusätzlich Grundwasserteiche geschaffen, die auch sogleich von einigen Grasfrösche zum Laichen genutzt wurden.

Der Altarm wurde künstlich gestaltet und nur ausgebaggert. Der Altarm wurde nicht an den Mareiterbach angebunden, wie auch die Auen längs des Mareiterbaches nicht angebunden wurden. Lebendige dynamische Auen können nur an Fließgewässern entstehen, in denen Bäche Sand- und Kies ab- und umlagern. Der Altarm des Mareiterbaches ist auch nach der Revitalisierung kein lebendiger vitaler Auenlebensraum.

Skizzen Altarm Mareiterbach:

 

Altarm Mareiterbach großzügig    Altarm Mareiterbach
(Altarm Mareiterbach Provinz Bozen mit Bildern von Fichten im Altarm des Mareiterbaches: http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=166575)

Revitalisierung der Ilsterner Au an der Rienz

(Titelbild: letzter Rest des ehemaligen Auwaldes der Ilsterner Au)

Das geschützte Biotop Ilsterner Au in St. Sigmund bestand bis ins Jahr 2018 aus einem der letzten Auwälder an der Rienz im Pustertal. Der Bach, die Ufer und der Auwald stehen unter Naturschutz und es umfasst eine Fläche von ca. 15 ha. Im geschützten Biotop wurde jedoch als Revitalisierungsmaßnahme nahezu der gesamte Auwald gerodet und der einzige große Auwald des Unteren Pustertals verschwand.

Es gab im und am Biotop Flächen, welche hätten umgebaut oder aufgeforstet werden können, wie mit Kanadischer Goldrute (ein invasiver Neophyt) überwucherte Flächen. Auch landwirtschaftlich genutzte Flächen gab es im Biotop, welche hätten aufgeforstet oder zu Teichen umgebaut werden können. Jedoch wurden nicht diese Flächen renaturiert, sondern der ganze Auwald der Au, der einzige große Auwald im Unteren Pustertal, wurde weggebaggert.

Ökologisch defizitäre Fläche im Biotop mit kanadischer Goldrute wurde nicht aufgewertet
Ökologisch defizitäre Fläche der Ilsterner Au mit kanadischer Goldrute

 

Weiden an der Rienz in der Ilstener Au
Weiden (im Bild) und Grauerlen im Biotop Ilsterner Au haben die Revitalisierung nur als schmaler Ufergehölzstreifen überstanden

 

Im Landschaftsplan der Gemeinde Kiens ist die Naturlandschaft beschrieben, darunter das Auwaldbiotop „Ilsterner Au“: „Der Auwaldrestbestand westlich von Ilstern ist als der bedeutendste im Unteren Pustertal anzusehen und verdient deshalb einen besonderen Schutzstatus. AIIgemein ist in den Auwäldern aufgrund der guten Nährstoffversorgung eine vielfältige Vegetation vorzufinden. Die Grauerle ist in der Ilsterner Au die vorherrschende Baumart, wenn auch an einigen Stellen Fichten oder Kiefern die Überhand gewonnen haben, ein Zeichen dafür, dass der Grundwasserspiegel wahrscheinlich abgesunken ist und dass das Gebiet nicht mehr überschwemmt wird. Diese hydrologische Situation konnte aber durch einige Maßnahmen verbessert werden. Eine absolute Besonderheit stellt ein fast reiner Eschenbestand im östlichen Bereich des vorgeschlagenen Naturschutzgebietes dar. Ebenfalls kommt eine reichhaltige Tierwelt vor. Verschiedenste Insekten- und Vogelarten finden hier eine Zufluchtstätte und auch Zugvögel können beobachtet werden. Die ökologische Funktion eines solchen Auwaldbestandes allerdings beschränkt sich nicht nur auf die biologische Bedeutung der Arterhaltung. Auch in hydrologischer (ausgleichende Speicherwirkung auf den Wasserhaushalt) und landschaftlicher Hinsicht (bereicherndes Gegenstück zu den intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen) erfüllt das Biotop eine wichtige Aufgabe.“

Auwald der Ilstener Au mit Silberweiden, Grauerlen und zahlreich Eschen

Bild: alte Silberweiden (Salix alba) und junge Eschen (Fraxinus excelsior) dominierten die Baumschicht des östlichen Teils des Auwaldes

Im westlichen Teil des Auwaldes standen einige Fichten auch in Gruppen im Auwald. Das Vordringen von Nadelgehölzen, wie Fichten und Lärchen, wird als Renaturierungsgrund genannt und ein solcher Wald wird als nicht-vitaler Auwald bezeichnet. Grundsätzlich steht die Rodung von Auwald im Widerspruch zum Naturschutzgesetz Artikel 17: Es ist verboten, Ufervegetation oder Auwald zu roden oder auf sonstige Weise zu zerstören.

Den Bächen mehr Raum geben und vitale Auwälder zu schaffen, hat man sich bei der Revitalisierung vorgenommen. Der Auwald der Ilsterner Au ist ein Paradebeispiel eines nicht- vitalen Auwaldes: der Auwald wurde durch den Bau des Dammes von der Rienz getrennt, die Rienz wurde in ein begradigtes Bachbett gezwängt und tiefte sich ein. Der Auwald wurde dadurch von den Hochwässern der Rienz abgeschnitten. Vor allem der Damm verhinderte eine Überflutung bei Hochwässern.

Blocksteinverbauungen trennten den Auwald von der Rienz und auf einigen Teilen des nicht mehr überfluteten Auwaldes wuchsen Fichten, die häufigste Baumart Südtirols. Diese Baumart wurde und wird vielfach in der Forstwirtschaft gefördert.

Die Waldtypisierung Südtirols gibt klare Ratschläge, wie mit derartigen Wäldern  waldbaulich begegnet werden kann. Jedoch wurde nicht waldbaulich gehandelt (=Fichten fällen), sondern der ganze Wald wurde weggebaggert.

Von Eschen dominierter Auwald in der Ilstener Au im Pustertal: Hartholzauwald
Eschen dominierter Auwald mit Berulme (Bergulme mit einigen Blättern  in Bildmitte)

Wie bei fast allen Revitalisierungsprojekten wird entlang des Baches die Ufervegetation gerodet und das Gelände abgesenkt. Auf solchen Flächen wird von der “Aufweitung des Flussbettes” gesprochen (vgl. „Wächter“ Andreas Riedl Fishfirst Revitalisierung). Eine tatsächliche Aufweitung des Bachbettes ist die Entfernung der seitlichen Begrenzung. Weder Felsen in Schluchten noch Wälder an Bächen grenzen Bäche ein, sondern einzig die Verbauungen an Bächen zwängen Bäche in ein Korsett.

begradigte Rienz bei Kiens

Bild: Begradigte Rienz bei der Ilsterner Au und Blockschüttung am Damm (ganz hinten im Bild geschützter Auwald des Biotops Ilsterner Au)

Ehemaliger Auwald längs der Rienz- einige Fichten sind im unteren Bereich gut erkennbar- der Rest der Au bestand aus Erlen, Weiden und zahlreichen anderen Laubbäumen und Sträuchern
Ehemaliger Auwald längs der Rienz- einige Fichten sind im unteren Bereich gut erkennbar- der Rest des Auwaldes war intakter Auwald.

 

Einzig und allein mit dem Rückbau der Verbauungen war aber nicht zu rechnen, denn im Amt für Landschaftsöklogie gibt es schon seit Jahren Pläne für den Umbau des geschützen Biotops.

Wälder werden bei der Revitalisierung weggebaggert
Wälder werden bei der Revitalisierung weggebaggert

Die Absenkung (Rodung) weiter Teile des Auwaldes, ein Naturerlebnis- und ein Infobereich mit Teichen und Wegen ist geplant. Didaktik ist im Südtiroler Biotopschutz ein zentrales Anliegen und so bekommt das Biotop Ilsterner Au nach vorliegenden Plänen eine Naturerlebniszone und einen Infobereich mit Teich, Floß und was es sonst noch für ein „geschütztes” Biotop in Südtirol brauchen soll (http://www.revital-ib.at/de/referenzen/11-projekte/175-besuchereinrichtungen-ilsterner-au). 2012 hat die Abteilung 28 der Provinz Bozen den Auftrag für die Planung des Naturerlebnisbereiches erteilt. Besucher in Biotopen stören Wildtiere und Wildtiere flüchten vor Menschen. Dies wirkt sich negativ auf das Vorkommen und den Fortplanzungserfolg von Arten aus. Naturerlenisräume können überall gebaut werden, nur nicht in Naturschutzgebieten.

Walter Blaas, der Obmann der Freiheitlichen, hat eine Landtagsanfrage zum Biotop Ilsterner Au gestellt und eine gute Frage an das Amt gerichtet: “Warum wuchern nach wie vor aufremde Pflanzen im Biotop?” Es wäre ein Leichtes, die paar Fichten zu fällen, eine waldbaulich simple Lösung für einen nicht-vitalen Auwald. Der Auwald würde sich mit der Zeit zu einem Wald entwickeln, der von Edellaubbäumen wie Eschen dominiert wird.

Auwald in der Ilstener Au mit Weiden, Grauerlen und Eschen in der Baumschicht des Waldes
Auwald in der Ilstener Au mit Weiden, Grauerlen und Eschen in der Baumschicht des Waldes

Walter Blaas in der Landtagsanfrage:

“ Die Fichten, die heute im Auwald vorkommen, sollte man fällen und im Sinne einer nachhaltigen, naturnahen Bewirtschaftung des Waldes jene Baumarten fördern, die natürlich auf diesem Standort vorkommen. Doch nun sei eine Naherholungszone geplant. Viele Tierarten im Biotop reagieren aber negativ auf Störungen durch Menschen. Geschützte Biotope sollen dem Schutz der Tier und Pflanzenwelt dienen. Biotope wurden nicht ausgewiesen, damit man Naherholungszonen daraus macht. „

Im Biotop Ilsterner Au breitete sich nämlich neben der Fichte auch eine andere Baumart aus, die Gemeine Esche. Im Datenbogen des Biotops wurden diese Eschen erwähnt, in der Beantwortung der Landtagsanfrage wird behautpet, dass sich der Wald zu einem Fichtenwald weiterentwickeln würde. Bei der Waldtypisierung ist der ganze Wald als Auwald der Tallagen eingetragen und die Waldtypisierung gibt den IST- und SOLLzustand der Wälder Südtirols wieder.

Abgestorbener Baum in der Ilstener Au mit Spechthöhlen
Abgestorbener Baum in der Ilstener Au mit Spechthöhlen

 

Eschen sind typisch für Wälder auf feuchten Standorten, wie auch für Auwälder. Weichholzauwälder ( charakteristische Arten: Weiden, Erlen, Pappeln) entwickeln sich zu Hartholzauwäldern ( charakteristische Arten: Eichen, Eschen, Ulmen, Ahorn) weiter. Dies ist ein natürlicher Prozess und solche Wälder mit Edellaubbäumen sind von großen Wert für die Biodiversität. Die natürliche Weiterentwicklung oder Sukzession der Weichholzauen zu Hartholzauen wird durch Revitalisierungsmaßnahmen unterbunden. Die verschiedenen Reifegrade bzw Sukzessionsstadien der Auwaldgesellschaften, wie sie bei der Waldtypisierung beschrieben wurden, werden nicht geschützt.

Landtagsanfrage zur Ilstener Au: http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_418498.pdf

Antwort auf Landtagsanfrage: http://www2.landtag-bz.org/documenti_pdf/idap_419176.pdf

Wie aus der Landtagsanfrage hervorgeht, wollte man nicht vom Projekt abweichen und große Teile des Auwaldes absenken, also roden und alles wegbaggern und die Flächen für Besucher attraktiv gestalten. Der Schutz und Erhalt der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und ihres Lebensraums im Wald der Ilsterner Au ist kein Thema, obwohl der Arterhalt im Landschaftsplan erwähnt war.

Seit Jahrhunderten säumte der Auwald der Ilstener Au die Rienz, heute nicht mehr (Foto: Agentur für Bevölkerungsschutz)
Seit Jahrhunderten säumte der Auwald der Ilstener Au die Rienz, heute nicht mehr (Foto: Agentur für Bevölkerungsschutz)

 

“Es werden neue Sukzessionsstadien geschaffen”, wird behautptet und “Eine nachhaltige Entwickluung von vitalen Au-Lebensräumen ist eng mit der Fließgewässerdynamik verknüpft”, wird erklärt. Jedoch wurde nicht einfach die Blockverbauung entfernt und flache Ufer zum Auwald geschaffen, sondern ein extrem breites Bachbett modelliert und der letzte große Auwald des Unteren Pustertales wurde weggebaggert.

Größere Hartholzauwälder gibt es in Südtirol keine mehr und Teile des Auwaldes der Ilsterner Au waren mit ihren jungen Eschen (siehe Bilder- junge Eschen alte Weiden) auf einem guten Weg dorthin, – hätte man eine natürliche Entwicklung zugelassen. Martin Hilpold hat auf Empfehlung des zuständigen Landesrates Theiner mit dem Direktor des Amtes für Landschaftsökolgie gesprochen, dieser beharrte jedoch auf das „Tieferlegen“ der Au und konnte nicht zu einem Umdenken bewegt werden.

Ob sich invasive Neophyten auf der „renaturierten“ Fläche einstellen, bleibt abzuwarten. Invasive Arten finden sich häufig auf renaturieruten Flächen und der Biodiversität ist damit nicht geholfen. Gestörte Ruderalvegetation, gewöhnliches Unkraut, wie man es von Baustellen kennt hat sich auf Teilen der revitaliserten Flächen, die vorher Auwald waren, angesiedelt.

8 ha Auwald wurden im Biotop weggebaggert und zerstört.
8 ha Auwald wurden im Biotop weggebaggert und Schotter abgebaut

 

Die Revitalisierung der Ilsterner Au gilt als ein „Vorzeigeprojekt“ der Revitalisierung: mitten in der Brutsaison wurden an die 8  ha Auwald in einem Naturschutzgebiet gerodet. Viele Tierarten des Auwaldes, ob Käfer, Schmetterlinge, Vögel oder Fledermäuse verloren ihren Lebensraum. Schotter wurde abgebaut (siehe Bild oben) und das Gelände tiefer gelegt. Die Rienz bekam eine Buhne (seihe Bild unten) und wird damit umgeleitet, obwohl sie auch auf historischen Karten immer geradeaus floss.

An die Stelle des einstigen Auwaldes ist eine Geländervertiefung mit Steinumrandung getreten
An die Stelle des einstigen Auwaldes ist eine Geländervertiefung mit Steinumrandung getreten- Ruderalvegetation ersetzt ehemaligen Auwald

 

Der über Jahrhunderte bestehende Auwald an der Rienz wurde weggebaggert und eine riesige überdimensionierte Überflutungszone gescchaffen.
Der über Jahrhunderte bestehende Auwald an der Rienz wurde weggebaggert und eine riesige überdimensionierte Überflutungszone geschaffen. Mit einer Buhne (rechts im Bild) wird die Rienz Richtung ehemaligen Auwald geleitet.

 

Ruderalvegetation (vorne im Bild) ersetzt ehemaligen Auwald der Ilstener Au
Ruderalvegetation (vorne im Bild) ersetzt ehemaligen Auwald der Ilsterner Au

 

Auwald mit Eschen, Weiden und Grauerlen wurde weggebaggert und danach wurden Grauerelen gepflanzt
Auwald mit Eschen, Weiden und Grauerlen wurde weggebaggert und danach wurden Grauerelen gepflanzt und Steine kunstvoll wie in einem Zengarten verlegt- von Natur fehlt jede Spur

 

2019 sind die Geländemodellierungen abgeschlossen. Das kleine Bächlein hat einen schlängelnden Lauf bekommen, Röhricht wurde gepflanzt und die schon bei Renaturierungen obligaten Tamerisken. Gestörte Ruderalvegetation, gewönhnliches Unkraut und nicht lebendige Auen umranden die „aufgewerteten“ Flächen 2019.

In einigen Jahren werden diese sicherlich von invasiven Neophyten (Robinien sind auf dem Damm der Rienz bereits vorhanden) oder mit Glück auch heimischen Laubbäumen überwachsen sein. Der Boden ist aber nicht der Auboden, wie er von der Rienz geschaffen wurde, sondern ein künstlich angelegter Boden. Der ehemalige natürliche Boden der Au wurde für immer zerstört.

neuer Bachlauf mit gepflanzten Röhricht (Gras) und aufgeworfenen Schotterhäufen
neuer Bachlauf mit gepflanzten Röhricht (Gras) und Grauerlen und aufgeworfenen Schotterhäufen

 

Eine Fläche unterhalb des Sportplatzes in der Ilstener Au war eine degenerierte Fläche, welche hätte renaturiert oder umgestaltet werden können: eine mit kanadischer Goldrute überwucherte Fläche. Nun wurde aber nicht diese Fläche weggebaggert und darin ein Teich angelegt oder andere Geländemodellierungen oder Pflanzungen vorgenommen, sondern der wertvolle Wald mit Eschen, Erlen und Weiden wurde weggebaggert. Im Dezember 2019 hat die Landesregierung der Umwidmung des letzten echten Auwaldes in der Ilsterner Au und der Fläche mit kanadischer Goldrute, welche als Wald gewidmet sind, in landwirtschaftliche Fläche zugestimmt.

Mediales Echo Ilstener Au

Die Neue Südtiroler Tageszeitung hat beim Artenschutzzentrum wegen der Revitalisierung der Ilstener Au nachgefragt und einen Artikel am 28.06.2018 gedruckt. Darin werden zwei Positionen dargelegt und Petra Steiner vom Artenschutzzentrum wird zitiert: „Das ist eine Katastrophe“.

Andreas Hilpold von der Umweltgruppe Eisacktal Hyla: „Das wird toll

Das Problem das es hier gab, ist einfach zu erklären: Das war kein Auwald mehr. Das Gebiet war relativ trocken. Die Rienz gräbt sich immer tiefer ein. Aber ein echter Auwald braucht Kontakt zum Wasser.“ Petra Steiner hingegen wird zitiert:“ Vorher gab es hier Artenvielfalt. Pflanzen, Vögel und Insekten wie etwa die Mooshummel… Jetzt gibt es nichts mehr“. Der größte Teil des Auwaldes an der Rienz wurde weggebaggert und zerstört und mit dem Wald verloren sämtliche Tiere und Pflanzen des Waldes ihren Lebensraum. Andreas Hilpold meinte, der Wald sei kein Auwald, obwohl der Wald in Karten und offiziell gültigen Plänen ein Auwald ist.

"Das wird toll" Andreas Hilpold gefällt die Revitalisierung der Ilstener Au

„Das wird toll“ Andreas Hilpold gefällt die Revitalisierung der Ilstener Au 

In der Wochenzeitschrift FF No.14/2018 tauchte angesichts des verlorenen Waldes in der Ilstener Au die Frage auf, ob die Revitalisierung sinnvoll sei.

„Als wir Durnwalder das Projekt gezeigt haben, sagte er: ,Spinnt ihr komplett

wird Klaus Graber, vom Verein Eisvogel zur Revitalisierung der Ilstener Au zitiert.

Petra Steiner hat darauf einen Leserbrief geschrieben https://www.ff-bz.com/weitere-themen/leserbriefe/2018-17/gruener-kahlschlag.html

Sinnvoll ist sicherlich die Renaturierung degenerierter Flächen. Doch ist es leider in Südtirol so, dass keine Zustandserfassung einer zu revitalisierenden Fläche gemacht wird (siehe Diskussion Studie Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol). Und so werden mit der Revitalisierung und Renaturierung schützenswerte hochwertige Auwälder und Ufergehölze zerstört. Die 8 ha Auwald der Ilsterner Au waren jene 8 ha Land, welche im Unteren Pustertal hätten unbedingt erhalten werden müssen und durch Rückbau der Verbauung hätten aufgewertet werden können.

Bei der Ilstener Au wären auch mit Kanadischer Goldrute degenerierte Flächen gewesen, welche hätten aufgeforstet oder zu Teichen umgebaut werden können. Man beschränkte sich nicht darauf und hat 2,8 Millionen Euro für das Wegbaggern und Modellieren des Bachbettes ausgegeben. Umweltschutzvereine wie der Naturtreff Eisvogel und die Umweltgruppe Eisacktal begleiteten die Zerstörung des letzten großen Auwaldes im Unteren Pustertal.

mehr zum Zustand der Natur im Wirkungskreis der Umweltgruppe Hyla http://biodiversitaet.bz.it/tag/auwald-brixen-industriezone/

mehr zur Revitalisierung bei der keine Zustandserfassung erfolgt und Natur zerstört wird  auf http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/

 

 

Revitalisierung der Gatzaue und mediales Echo

Die Dolomiten fragte am Montag, den 25. Jänner 2016:”Wieviel Hilfe braucht die Natur?” Der Verein des Artenschutzzentrums St. Georgen hatte dem Landeshauptmann nämlich Verstösse gegen die Flora-Fauna-Habitatrichtlinie für drei Natura-2000 Gebiete geschickt, in denen prioritär zu schützender Auwald gerodet worden war, zwei betrafen die beiden Natura 2000 Gebiete an der Ahr, in denen prioritär geschützer Auwald gerodet worden war- als Renaturierung bzw. Revitalisierung. Als eine neuerliche Rodung von Auwald als Revitalisierung in der Gatzaue anstand, erschien ein kritischer Artikel, mit dem Titel „Wieviel Hilfe braucht die Natur?“

Amtsdirektor Sandro Gius rechtfertigt in diesem Artikel die Revitalisierung in der Gatzaue mit den Schotterentnahmen in den 1970er Jahren, durch welche das Bachbett der Ahr in bestimmten Abschnitten um mehr als 5m abgesenkt wurde. Tatsächlich transportieren Südtirols Bäche Geschiebe mit, das an bestimmten Stellen abgetragen (Erosion) und an bestimmten Stellen abgeladen (Akkumulation) wird. Die Bäche gestalten so die Struktur des Bachbettes und lagern mit der Zeit Material ab, auch an Stellen wo vorher Material entnommen wurde. Die Schotterentnahen der 1970er Jahre können heute nicht als Rechtfertigung für Eingriffe verwendet werden.

eine kleine Fichte hat in der Gatzaue die Revitalisierung heil überstanden- die Auwaldbäume nicht
eine kleine Fichte hat in der Gatzaue die Revitalisierung heil überstanden- die Auwaldbäume nicht

Sandro Gius behauptet in dem Artikel, im Auwald würde sich ein Vegetationswechsel breit machen und typische Auwaldsträucher absterben. Doch ein Grauerlenauwald, wie in der Gatzaue, bildet bei ausgeglichen Sedimentationsprozessen (Akkumulation und Erosion) eine Dauergesellschaft aus und geht nicht in einen Hartholzauwald oder Fichtenwald über. Die Gatzaue ist ein solcher Grauerlenauwald, der nicht in einen Fichtenwald übergeht (Auwald Vegetation siehe auch http://biodiversitaet.bz.it/baeche-und-seen/). Dem Vordringen von einzelnen Fichten in Grauerlenauwälder an der Ahr, müsste man waldbaulich begegnen und Fichen fällen, wie es auch in der Waldtypisierung für die Grauerlenwälder der Tallagen empfohlen wird. Aber auf die Waldtypisierung wird bei Revitalisierungen und Renaturierungen nicht zurückgegriffen.

Neuer Bachlauf in der Gatzaue: 3 ha Auwald gerodet
Neuer Seitenarmin der Gatzaue: ca 3 ha Auwald gerodet

Nun wurde in der Gatzaue ein Seitenarm angelegt und Auwald gerodet. Aus landschaftsökologischer Sicht ist damit eine schöne mäanderförmige Flussschleife, mit dem Prallhang (Erosion) auf der einen und dem Gleithang (Akkumulation) auf der anderen Seite, zerstört worden.

In der Tageszeitung vom 17.Juni.2015 (Titel: Umkämpfte Auen) sagt Peter Hecher von der Abteilung Wasserschutzbauten, dass der Auwald nicht vital wäre, also Fichten eindringen würden. Die Unterscheidung der Fichte von Laubbaäumen stellt offensichtlich für einige Experten der Wildbachverbauung eine Schwierigkeit dar, denn in der Gatzaue gibt es so gut wie keine Fichten. Von Fichten- beherrschte Grauerlenwälder gibt es an der Ahr, jedoch nicht in der Gatzaue.

Hecher spricht davon, dass das Gelände abgesenkt wurde, damit der Auwald geflutet wird. Solche Absenkungen hat man bereits in den 1970 Jahren gemacht, als man Schotter entnahm. Heute wird der Schotter eben aus dem Auwald genommen, der Auwald kommt weg und Gruben werden ausgebaggert. Diese Grube oder Geländeeinteifung ist dann entweder ein Seitenarm oder ein Teich. Die Schottergruben sind für die Abteilung Wasserschutzbauten auch Rückhaltebecken, da die Ahr dort Material bei Hochwässern ablagern kann. Diese Flächen werden langfristig wieder mit Material aufgefüllt werden und zuwachsen (wenn die Ahr große Mengen von Sedimenten bei Extremereignissen mitführt). Die Gatzaue wird dann wieder ausschauen, wie sie vor der Revitalisierung ausgeschaut hat. Der Film “Auenlandschaften in Südtirol” spielt an und in einer solchen Abbauzone. 

Die Abteilung Wasserschutzbauten macht den Fehler, dass sie sich nicht an den tatsächlich vorhandenen Verhältnissen orientiert, sondern mit Karten des Flusslaufes des 19. oder 20.. Jahrhunderts heutige Maßnahmen rechtfertigt. Der Hochwasserschutz und der Naturschutz müssen sich an der rezenten/heutigen Ausstattung und Charakteristik einer Fläche richten. Die Rekonstruktion eines Seitenarms in der Gatzaue ist durch die Wasserrahmenrichtlinie nicht zu rechtfertigen. Im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie müssen die Vorraussetzungen geschaffen werden, dass die Ahr die Flusslandschaft selbst gestaltet. Künsltiche Seitenarme und Teiche näheren die Flusslandschaft nicht dem Naturzustand an. Der Naturzustand ist der sehr gute öklogische Zustand der Wasserrahmenrichtlinie. Die Ahr im Bereich zwischen Sand in Taufers bis Stegen war vor der Revitalisierung ein relativ naturbelassener Fluss-und Auenbereich, ohne nennswerte Querbauwerke, welche die Fischwanderung behinderten und mit großen Auwaldflächen und einer reichhaltigen Flora und Fauna. 

Verwüsteter Auwald am neuen Seitenarm
Verwüsteter Auwald am neuen Seitenarm

Ohne Revitalisierungsarbeiten wären die Auen längs der Ahr ausgetrocknet”, sagte Rudolf Pollinger in diesem Interview in der Tageszeitung. Wie wunderbar ausgetrocknete Auen sind, kann man im Nationalpark Donauauen bewundern: die dortigen Heissländen sind ausgetrocknete ehemalige Überflutungsflächen der Donau, welche heute ein Trockenlebensraum von herausragendem Wert für den Artenschutz sind (https://www.donauauen.at/natur-wissenschaft/lebensraeume/). 

Gegen Eintiefungen, welche aufgrund des Geschiebemangels durch die Verbauung der Nebenbäche mit Auffangbecken und anderen Querbauwerken, stattfindet, wurde nichts unternommen. Die Ahr tieft sich teilweise ein, wodurch Maßnahmen zur Stabilisierung des Bachbettes notwendig wären, um dem Abtrag von Material zu verhindern. 

„Nel basso corso dell’Aurino è stata praticata fino agli anni 70 un’intensa attività estrattiva con prelievo d’ingenti quantità di materiale ghiaioso. Contemporaneamente la sistemazione idraulica e la regimazione dei principali affluenti dell’Aurino, necessaria per mettere in sicurezza i centri abitati nel fondo valle, hanno contribuito all’impoverimento del torrente in termini di trasporto solido.“ C. Ghiraldo(1), M.Moser(2), P. Hecher 

Tieft sich die Ahr heute in Abschnitten ein, so ist dies die Folge der Verbauungen der Seitengewässer. Die Seitenbäche transportieren nicht mehr Sand, Kies und Steine, welche in der Ahr abgelagert werden.

Zum Verbot der Rodung von Auwäldern behauptete der jetzige Chef der Agentur für Bevölkerungschutz Pollinger im Artikel der Tageszeitung:” Das Verbot der Rodung von Auwäldern gilt nur, wenn man daraus Kulturgrund macht.” Martin Hilpold rief dann den Amtsdirektor der Forstabteilung in Bozen an und fragte, ob dies stimme. Er antwortete:”Glauben Sie nicht alles, was in der Zeitung steht!” .

Die Rodung von Auwald und Zerstörung von Ufervegetation ist im Naturschutzgesetz Artikel 17 geregelt:

Art. 17 (Ufervegetation und Auwälder)

(1) Es ist verboten, Ufervegetation oder Auwald zu roden oder auf sonstige Weise zu zerstören.

(2) Der Direktor bzw. die Direktorin der Landesabteilung Natur und Landschaft kann ausnahmsweise zur Rodung ermächtigen, sofern öffentliche Interessen dies erfordern.

Bereits in der Studie zur Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol, in der auch Projekte an der Ahr enthalten sind, wurde eine systematische Zustandserfassung bei Renaturierungen gefordert. Jedoch erfolgte eben keine Zustandserfassung, weder auf Art- noch auf Ökosystemebene. Es werden einfach nur ständig Gestaltungen vorgenommen, welche es absolut nicht braucht, wie eben einen neuen Seitenarm in der Gatzaue. Die einzige Fläche in der Gatzaue, welche renaturiert werden müsste, ist das Schotterwerk in der Gatzaue. Schotterwerke sind nicht Teil der Naturlandschaft wie die Auwälder. Derartige Anlagen müssen prioritär renaturiert werden und Auwälder müssen prioritär geschützt werden.

Südtirols „Wächter der Flüsse“ (https://www.salto.bz/de/article/10032016/die-wachter-der-flusse) sind zufrieden mit den Arbeiten und werden weiter kontrollieren und kritisch sein. Dass ohne Zustandserfassung gearbeitet wird, scheint diese Leute nicht zu stören- mehr dazu auf http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/