Fischarten und Fischbiomasse Südtirol

Liste der in Südtirol vorkommenden Arten und Unterarten von Fischen. Nicht heimische Fischarten sind mit dem Zusatz allochthon in der ersten Spalte ausgewiesen. Insgesamt gibt es in Südtirol 38 Arten von Fischen, wobei sehr viele nicht heimische Arten (allochthon) vorkommen. Auch einer der häufigsten Fische, die Bachforelle (Salmo trutta fario), ist allochthon, wie auch die Seeforelle. Die Bachforelle und Seeforelle gehören der gleichen Art an. Die einzig natürlich vorkommende Salmonidenart in Südtirol ist die Marmorierte Forelle (Salmo marmoratus), welche früher als Unterart angesehen wurde, jedoch eine eigene Art darstellt (http://www.iucn.it/scheda.php?id=-788860032). Die Marmorierte Forelle ist global vom Austerben bedroht (CR) und in Südtirol nach der Roten Liste von 1994 stark gefährdet (EN).

Bachneunauge Lampetra planeri
Europäischer Aal Anguilla anguilla
allochthon Brachse Abramis brama
Laube Alburnus alburnus
Barbe Barbus barbus
allochthon Silberkarausche/ Goldfisch Carassius auratus
allochthon Karausche Carassius carassius
allochthon Graskarpfen Ctenopharyngodon idella
allochthon Karpfen Cyprinus carpio
allochthon Silberkarpfen Hypophthalmichthys molitrix
allochthon Marmorkarpfen Hypophthalmichthys nobilis
Aitel Leuciscus cephalus
Elritze Phoxinus phoxinus
allochthon Blaubandbärbling Pseudorasbora parva
allochthon Bitterling Rhodeus sericeus amarus
Nord- Italien Rotauge Rutilus erythrophthalmus
allochthon Rotauge Rutilus rutilus
Rotfeder Scardinius erythrophthalmus
Schleie Tinca tinca
Steinbeißer, Dorngrundel Cobitis taenia
Maskierter Steinbeißer Sabanejewia larvata
Schmerle Barbatula barbatula
Hecht Esox lucius
allochthon Zwergwels Ictalurus melas
allochthon Renke Coregonus lavaretus
allochthon Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss
Marmorierte Forelle Salmo marmoratus
 allochthon Seesaibling Salvelinus alpinus
allochthon Bachsaibling Salvelinus fontinalis
Äsche  Thymallus thymallus
Dreistachliger Stichling Gasterosteus aculeatus
Martens Grundel Padagobius martensi
allochthon Sonnenbarsch Leppomis gibbosus
allochthon Seeforelle Salmo trutta lacustris
allochthon Bachforelle Salmo trutta fario
allochthon Forellenbarsch Micropterus salmoides
allochthon Zander Stizostedion lucioperca
Flussbarsch Perca fluvitiatilis
Mühlkoppe Cottus gobio

 

Fischarten wie der Blaubandbärbling oder die Regenbogenforelle sind invasive Neozoen, welche eine große Gefahr für die Biodiversität darstellen. Mehr zu invasiven Neozoen auf http://biodiversitaet.bz.it/invasive-neobiota/

Fischarten und Fischbiomasse in einigen Fließgewässern Südtirols

Der Lebensraum der Fische, die Bäche und Flüsse Südirols, sind durch den Hochwasserschutz und die Wasserkraftwerke erheblich verändert worden. Eingezwängt zwischen Seitenverbauungen und unterbrochen durch Querbauwerke ist der Fischlebensraum beeinträchtigt und die Abnahme der Fischbiomasse die Folge. Gemäß offiziellen Abfischungsdaten seitens des Amtes für Jagd und Fischerei der Autonomen Provinz Bozen reduzierte sich die Fischbiomasse zwischen den Jahren 2004 und 2010 an verschiedenen Abfischungsstellen in der Passer zum Teil um bis zu 80%. Bei der als Leitfischart ausgewiesenen Marmorierten Forelle war in diesem Zeitraum, trotz eines intensiven Fischbesatzungsprogramms seitens der Landesfischzucht der Autonomen Provinz Bozen, ein Rückgang von durchschnittlich 12,4 kg/ha auf 4,6 kg/ha festzustellen. Im Jahrzehnt von 2000 bis 2010 kam es zu einem massiven Rückgang der Fischbiomasse in der Passer, obwohl die Passer nicht durch Wasserkraftwerke erheblich beeinträchtigt ist und die Wasserqualität  gut ist, die Verschmutzung ist gering.

gut getarnter kleiner Fisch- kleine Fische finden sich zahlreich, große Fische sind selten
gut getarnter kleiner Fisch in der Passer- kleine Fische finden sich zahlreich, große Fische sind selten

 

Der Rückgang der Fischbiomasse ist in vielen Gewässern feststellbar, von der Etsch im Unterland bis zur Rienz im Pustertal. Im Zuge der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie werden Abfischberichte erstellt. Diese geben Auskunft über die vorhandenen Fischarten. Einige Gewässer und ihr Fischbestand (Quelle: Abfischberichte WRRL 2015). Die autochthone Marmorierte Forelle verpaart sich auch mit den nicht- natürlich vorkommenden Bachforellen und diese Kreuzungen scheinen in den Abfischberichten als „Bach. x Marm. Forelle“ auf.

TALFER

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Mitten in Bozen bei der Holzbrücke am Festplatzzugang Sandgasse wurde eine Strecke von 118 m abgefischt. Trotz starkter Beeinträchtigung der Talfer durch Schwallbetrieb wurden folgende Fische festgestellt:

  • Bachforellen 79
  • Bach. x Marm. Forelle 46
  • Marmorierte Forelle 12
  • Regenbogenforelle 10
  • Äsche 4
  • Mühlkoppe 324

Insgesamt wurden 475 Fische auf einer kurzen Strecke von 118 m gefunden. Das Gesamtgewischt der Fische beträgt ca. 30 kg. Besonders sagt die Talfer den Mühlkoppen zu. Häufig ist die Bachforelle und Hybride.

AHR

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Die Strecke von der Industriezone Mühlen bis unterhalb der Brücke in Gais wurde in Streifen abgefischt und auch Uferbefischungen durchgeführt. Dabei wurden gefunden:

  • Marmorierte Forelle 37
  • Bach. x Marm. Forelle 79
  • Bachforelle 115
  • Regenbogenforelle 22
  • Äsche 332
  • Mühlkoppe 88
  • Neunaugen 2

675 Fische mit einem Gesamtgewicht von 213 kg wurden in der Ahr gefunden. Hybride und Regenbogenforellen sind nicht so stark vertreten wie die Äschen, eine charakteristische Art der unteren Ahr.

GRABEN LANANER GIEßEN

Graben
künstlicher Graben (Kammergraben)- zusätzlicher Lebensraum für Fische

Aber auch in künstlichen Gräben, wie im Lananer Gießen können eine Vielzahl an Fischen gefunden werden:

  • Bachforelle: 41
  • Bach. x marm. Forelle: 6
  • Marmorierte Forelle: 3
  • Regenbogenforelle: 1
  • Aitel: 9
  • Barbe: 2
  • Stichling: 9

Auf einer Länge von 149 m und einer Breite von 5 m konnten durch die Abfischung 9,5 kg Fisch gefangen werden, insgesamt 71 Fische.

Größenklassen werden untersucht und es überwiegen die kleineren Exemplare (kleiner als 14 cm). Jungfische sind in den Gewässern in großer Zahl vorhanden. Große Fische gibt es viel seltener:

z.B. Bachforellen in einem Graben (Kammergraben Abfischbericht WRRL 2015): Ausgewachsene Bachforellen haben eine Länge von 20 bis 35 cm. 21 Bachforellen sind im Kammergraben kleiner als 14 cm und 3 größer als 14 cm. Nur eine erreicht immerhin 22 cm.

Bachforellen Länge in cm und Anzahl Individuen:

  • 7 cm 4 Bachforellen
  • 8 cm 5  Bachforellen
  • 9 cm 3 Bachforellen
  • 10 cm 4 Bachforellen
  • 11 cm 2 Bachforellen
  • 19 cm 1 Bachforelle
  • 20 cm 1 Bachforelle
  • 22 cm 1 Bachforelle

In der Etsch im Unterland haben trotz des Umbaus der Etschufer und der vermeintlichen Verbesserung des Fischlebensraums im Zuge der Revitalisierung die Fischbestände abgenommen. Mehr zur Revitalisierung auf http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/

Fische sind wichtige Glieder in der Nahrungskette der Gewässerökosysteme und die Abnahme der Fischbiomasse wirkt sich negativ auf die höheren trophischen Ebenen aus. Eine hohe Zahl an Fischen und eine hohe Fischbiomasse ist von Vorteil für fischfressende Vögel. Graureiher, Haubentaucher und Eisvögel sind fischfressende Vögel, die in Südtirol auch als Brutvögel vorkommen. Haubentaucher und Eisvögel erbeuten vor allem kleine Fische, denn es sind recht kleine Vögel. Der Graureiher kann auch größere Fische fressen, jedoch keine ausgewachsenen Marmorierten Forellen. Große Fische in Südtirols Gewässern fallen praktisch ausschließlich Hobbyanglern zum Opfer. Unter den fischfressenden Vögeln gibt es auch Wintergäste, wie den Kormoran, welcher nach seiner Ausrottung in weiten Teilen Europas wieder zugenommen hat und an Südtirols Gewässern überwintert. In Südtirol werden Kormorane auch abgeschossen, mehr zu Kormoranen http://biodiversitaet.bz.it/tag/kormoran/.

Kormorane im Brutgebiet- in Südtirol sind sie Wintergäste
Kormorane im Brutgebiet- in Südtirol sind sie Wintergäste

Der Fischreichtum der Gewässer bildet die Nahrungsgrundlage für Würfelnattern, welche kleinere Fische wie Mühlkoppen erbeuten.

Würfelnatter
Würfelnatter

Auch seltene Säugetiere, wie der Fischotter ernähren sich von Fischen und sind auf diese als Nahrungsgrundlage angewiesen. Jahrhundertelang wurden Fischotter gejagdt und in vielen Gebieten ausgerottet, die Verschmutzung der Gewässer in der jüngeren Geschichte führte zum weiteren Zusammenbruch von Populationen. Langsam breitet sich der Fischotter in den Gewässern Mitteleuropas wieder aus und auch in Südtirol wurde er wieder beobachtet. Der Fischreichtum der Gewässer bietet den Fischottern in Südtirol eine gute Lebensgrundlage.

Fischfressende Vogelarten profitieren sicherlich davon, wenn Fischereivereine Gewässer mit Fischen besetzen. Fischbesatz und Fehlbesatz hat jedoch weitreichende negative Auswirkungen auf die Biodiversität. Mehr dazu auf http://biodiversitaet.bz.it/2017/11/29/fische/