Um 1950 war der Kormoran (Phalacrocorax carbo sinensis) in ganz Europa fast ausgerottet. Die dirkete Nachstellung durch den Menschen hat diese Vogelart beinahe zur Ausrottung geführt. In Europa begann der erste Schutz der Art 1930, in den 1970er Jahren wurde die Art besser unter Schutz gestellt, etwa mit Bejagungsverboten, und die Bestände erholten sich in der Folge.
Heute gibt es in einigen Teilen Europas wieder Kormoranbrutgebiete und die Art kann auch in Südtirol als Wintergast beobachtet werden. Die Kormorane überwintern auch an Südtirols Gewässern und die Kormorane fliegen von ihren Schlafbäumen mit leerem Magen sehr weit, um Nahrung zu finden. Sie suchen sich Gewässer, in denen es viele Fische gibt und dort jagen sie nach Fischen. Es gibt einige Schlafbäume in Südtirol, wo sich im Winter alljährlich Kormorane sammeln. Sie fressen dabei keine Gewässer leer, wie vielfach behauptet wird, weil sie keine ausgewachsenen Äschen, Karpfen, Forellen oder Hechte fressen können.
Die Kormoranpopulation in Italien kommt nur in einem begrenzten Gebiet vor, das aber nicht stark fragmentiert ist. Die Zahl der ausgewachsenen Individuen beträgt 1770 bis 2000 im Jahr 2002 und die Kormoranpopulation wuchs auf 6000 Individuen im Jahr 2011. Daher wurde die Art auf nationler Ebene als nicht gefährdet eingestuft, als “least concern” LC. Dennoch ist die heimische Unterart des Kormorans auf Sardinien, in einem vollkommenen anderen Erhaltungszustand. Lediglich 70 bis 90 Individuen beträgt diese Popolation in den Jahren 2006 bis 2010. Zudem wurden Tiere dieser Population sogar abgeschossen, weil sie der Fischwirtschaft geschadet haben sollen. Diese Population wurde nicht eigens bewertet, der Erhaltungszustand des Kormorans würde für Italien anders aussehen (Rote Liste Brutvögel Italien 2011). Der Kormoran ist kein häufiger verbreiteter Brutvogel in Italien und es existieren nur wenige Brutgebiete.
In Österreich ist der Kormoran laut Roter Liste 2016 stark gefährdet (EN). Im heutigen Nationalpark Donauauen war er vor hundert Jahren Brutvogel, heute nicht mehr.
Kormorane wirken sich auch positiv auf das Gewässerökosystem aus, etwa wenn sie zooplanktonfressende Fischarten erbeuten, die ungünstig für die Wasserqualität in Flachlandseen sind, weil sie Zooplanktonfresser sind: durch übermäßige Reduktion des Zooplanktons vermehrt sich in nährstoffreichen Gewässern das Phytoplankton derart stark, daß es zur Wassertrübung und bei der späteren Zersetzung der Phytomasse letztlich auch zu Sauerstoffmangel kommen kann- etwa bei hohen Kaulbarschbeständen. Damit kömmt dem Kormoran eine wichtige Rolle im Gewässerökosystem zu und er verbessert den chemischen und ökologischen Zustand eines Gewässers.
Wie andere fischfressende Vogelarten, z.B. Graureiher oder Gänsesäger, wird der Kormoran von Hobbyanglern und Hobbyfischern nicht gern gesehen und diese Vogelart als “Gefahr für Fischbestände” dargestellt. Über die tatsächlichen Gefährdungsursachen von Fischbeständen geben Rote Listen Auskunft- zur Gefährdung der Fischfauna Italiens siehe http://biodiversitaet.bz.it/2017/11/29/fische/.
„Dabei hat sich ein überraschend hoher Wegfraß von Fischen durch die Fische selbst gezeigt,… Die Sorge wegen des Verzehrs von Fischen durch aquatisch lebende Säugetiere und Vögel muss damit stark relativiert werden.“ Prof. Walter Nellen in „Die großen Fische fressen die kleinen“. Die Biodiversität, sei es die Arten oder die Funktionalität der Ökosysteme, wird nicht durch natürlich vorkommende Arten gefährdet, sondern durch negative Umwelteinflüsse wie Gewässerverschmutzung, Gewässerverbauung usw.
Ähnlich wie der Wolf werden auch fischfressende Vögel häufig negativ in der Presse dargestellt. „Was den Bauern der Wolf, ist den Fischern der Kormoran“, stand in einem Artikel zum Thema Kormoran im Onlinemagazin Salto und der Kormoran wird für Arten wie die Maromorierte Forelle als Gefahr dargestellt. Der ehemalige Leiter der Landesfischzucht Peter Gasser kommentierte den Artikel kurz und treffend: „Die wichtigsten Voraussetzungen für einen dauerhaften Schutz der Marmorierten Forelle: 1. ein Fangverbot, bis sich der Bestand der Marmorierten Forelle erholt hat; 2. ein Besatzverbot für Bachforellen im Einzugsgebiet/Lebensraum der Marmorierten Forelle.“
Der Kormoran ist für Abnahme von Fischen in Gewässern nicht verantwortlich. Magenuntersuchungen von Kormoranen in Südtirol belegen, dass die Kormorane eben nicht die begehrten Speisefische der Fischer verzehren. In Südtirol ist die Marmorierte Forelle der wertvollste Fisch für Angelsportvereine. Äschen und Marmorierte Forellen würden durch den Kormoran deziminiert, wird oft behauptet. Doch sind Kormorane Opportunisten, sie fressen keine spezielle Fischart und gefährden damit auch keine spezielle Art.
Untersuchungen zu der Mageninhalte von 13 Kormoranen wurden vom MUSE in Trient im Sommer 2015 durchgeführt. Im Rahmen der Untersuchungen konnten bei 11 der insgesamt 13 untersuchten Mageninhalte Fischreste nachgewiesen werden, während zwei Proben keinerlei Beutereste aufwiesen. Zwei Kormorane flogen also mit leeren Magen durch die Gegend und wurden mit leerem Magen abgeschossen. In den Mägen der restlichen 11 Fische wurden in Summe 43 Beutefische nachgewiesen, welche sich zu 6 Fischarten zusammenfassen lassen.
Fische Anzahl
- Äsche: 1
- Bachforellen marmorierte Forellen: 4
- Regenbogenforelle: 3
- Rotauge: 2
- Cypriden: 1
- Mühlkoppen: 32
Gesamt : 43 Fische, (vor allem Kleinfische und mehr Regenbogenforellen als Äschen hatten die Kormorane im Magen- Regenbogenforellen und Bachforellen sich keine natürlich vorkommenden Fischarten in Südtirol. Diese Arten sind Neozoen und stellen eine biologische Verschmutzung der Gewässer Südtirols dar.
Mühlkoppen sind mit Abstand die am häufigsten gefundenen Fische. Diese Fische werden von Fischern nicht gefischt und sind keine begehrten Speisefische. “Wie bereits in anderen Studien aus dem alpinen Raum deutlich wurde, belegen auch die vorliegenden Daten, dass der Kormoran sehr anpassungsfähig ist und seine Jagdtechnik auf die verschiedensten Fischarten und auf unterschiedliche Lebensraumtypen anpassen kann. Deutlicher Beleg für die Anpassungsfähigkeit des Kormorans ist auch die Tatsache, dass die Mageninhalte von zwei Vögeln die Überreste von 22 bzw. 10 Mühlkoppen aufweisen. Dies bestätigt das gute Vorkommen dieser Fischart in einigen Fließgewässern des Landes, wie in der Etsch und dem Eisack und unterstreicht darüber hinaus die Flexibilität des Kormorans bei der Jagd.”
Bei Berechnungen, wie viel ein Kormoran an Fischen täglich zu sich nimmt, werden in Südtirol unrealisitsche Mengen von 450 oder 500 gr/Tag zur Bereichnung herangezogen. Realistisch und wissenschafltich werden Mengen von 150 bis max. 400gr/Tag angegeben. Größere Mengen an Fischen (max. 400 gr/Tag) sind während der Brutzeit, wenn Elterntiere die Jungen füttern, möglich. Derartige falsche Berechnungsgrundlagen können keine korrekten und richtigen Erbnisse hervorbringen.
Untersuchungen zur Erhährung von Kormoranen am Chiemsee durch die Universität Innsbruck Abteilung Ökologie belegen ebenfalls, dass die Kormorane dort mit den begehrten Speisefischen der Fischer und Angler nicht in die Quere geraten. Kormorane sind Opportunisten und jagen dort, wo sie leicht an ihr Futter kommen. Die Vögel reagieren schnell auf Veränderungen in der Umwelt und auf das Verhalten der Fische selbst. Besonders die Laichzüge der Fische locken Kormorane an. „Im Jahresverlauf interessieren sich die Vögel nur bedingt für die größeren Renken. Allerdings sehen wir in unseren Auswertungen einen signifikanten Anstieg im Konsum dieser Fischart, der mit der Laichzeit zusammenfällt. Genauso verhält es sich auch mit Nachweisraten der wirtschaftlich nicht bedeutenden Seelaube. Dies ist allerdings nur logisch, befinden sich sonst nur selten so viele Beutetiere gleichzeitig an einem Ort. Die Jagd wird den Kormoranen dadurch extrem erleichtert“, so Thalinger und Traugott, die betonen, dass auch Kormorane so wenig Energie wie möglich in eine große Ausbeute investieren wollen. „Kormorane sind intelligente Tiere und sie suchen nicht spezifisch nach dem begehrtesten Fisch, sondern wählen eine optimale Strategie, um an Nahrung zu kommen“, verdeutlicht die Ökologin. Die Schlafplätze der Vögel müssen zudem auch nicht zwingend am bevorzugten Jagdgewässer sein, da die Tiere sich in einem Aktionsradius von bis zu 70 Kilometern bewegen, um an geeignete Nahrung zu kommen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass der Großteil der Fischnahrung jedoch aus dem Chiemsee stammt. Fische sind besonders in Mitteleuropa eine begehrte und umkämpfte Ressource. Die Ergebnisse der ausführlichen Analysen zeigen, dass sich der Speiseplan der Fische nur teilweise mit den Interessen der Fischer überschneidet.
Der Vorstand des Landesfischereiverbandes mit Präsident Andreas Riedl an der Spitze beklagte sich bei Landeshauptmann Luis Durnwalder am 15.06.2011 beim Antrittsbesuch über die Vögel. Das Thema der „Gefährdung des Fischbestandes durch die Kormorane“ kam zur Sprache. Kormorane werden wie viele andere Tierarten in Südtirol abgeschossen. Gegen die Abschussverfügung wurde einem Rekurs stattgegeben, sodass eine Bejagung der Kormorane nicht von vornherein möglich war. Alljährlich werden überwinternde Vögel wie Kormorane in Südtirol abgeschossen. Andreas Riedl ist auch Präsident des Verins Fish first, auf dessen Internetseite geschrieben steht: “ der vermehrte Fraßdruck durch Massenauftreten von Kormoranen haben entsprechend dem europäischen Trend auch in Südtirol den Äschenbeständen arg zugesetzt.“ (abgerufen 06.08.2019).
Gesetzlich wurde mit Dekret des Assessors für Forstwirtschaft der Provinz Bozen vom 8. Jänner 2013, Nr. 3/32.4 ein 5 Jahres-Managementplan genehmigt, zum Schutz der heimischen Salmoniden in den Südtiroler Flüssen, nach den vorgeschlagenen Kriterien, der provinziellen Wildbeobachtungsstelle unter dem Beschluss Nr. 8 vom 8. März 2012. Dieses Dekret beinhaltet die selektive Entnahme einer begrenzten Anzahl von Kormoranen. Für Abschussdekrete aus den Jahren 2010 bis 2014 wurde der Landeshauptmann Luis Durnwalder im Jahr 2018 zu Schadenersatz verurteilt https://tirol.orf.at/v2/news/stories/2919699/.
Die durchgeführten Abschüsse haben keine relevant abschreckende Wirkung auf die Anwesenheit des Kormorans in Südtirol ergeben. Ebensowenig haben sich Abschüsse positiv auf gefährdete Fischarten wie die Marmorierte Forellen ausgewirkt oder die Fischbestände im Allgemeinen. Die Abschüsse, die Berechnungen und die Maßnahmen sind vollkommen ungeeignet, um die Biodiversität zu erhalten oder gefährdete Arten wie Marmorierte Forellen zu fördern.
Die Revitalisierung und Renaturierung der Gewässer hat sich nicht positiv auf die Fischbestände ausgewirkt, obwohl systematisch Gewässer für Fische umgebaut werden. Mehr dazu auf http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/