Verbaute Wälder

Wälder üben Schutzfunktion aus: sie schützen vor Erosion des Bodens, Erdrutschen, Steinschlag, Lawinen usw.

Wälder und die Bewaldung schützen vor natürlichen Prozessen, wie Lawinen und Steinschlägen, welche den dynamischen Charakter der Natur wiederspiegeln. Statische Konstruktionen, wie Siedlungen, Strassen usw. sind durch diese dynamischen natürlichen Prozesse oft gefährdet und bauliche Eingriffe werden daher häufig für notwendig erachtet. Bauliche Eingriffe gehen jedoch häufig auf Kosten des Waldes und seiner Schutzfunktion.

Meran- Sommerpromenade
Meran- Sommerpromenade mit Kahlschlag und Vergitterung des Waldbodens

 

Neben waldbaulichen Maßnahmen zur Pflege und Aufwertung von Schutzwäldern können ingenieurbiologische Maßnahmen mögliche Gefahren verringern und langfristig vor Gefahren schützten. Charakteristisch für ingenieurbiologische Maßnahmen ist der Einsatz von Pflanzen und Pflanzenteilen, die im Laufe ihrer Entwicklung für sich, aber auch in Verbindung mit anderen Baustoffen wie Holz oder Steinen für eine dauerhafte Hangsicherung sorgen. Dies deshalb, weil Pflanzen nicht nur den Boden bedecken, sondern diesen mit ihren Wurzeln auch festigen und dadurch die Erosion vermindern.

Heimische Baumarten vermögen den Boden zu festigen und eine Humusschicht zu bilden. Krautige Arten sorgen weiter für die Festigung der Feinerde des Bodens. Die Robinie, ein invasiver Neophyt und nicht heimische Baumart, lockert jedoch Boden durch die unterirdischen Ausläufer und destabilisert dadurch Hänge. Sie lockert den Boden, fördert die Erosion und trägt dadurch nicht zur Stabilisierung von Hängen bei. Die Baumart, als Erosionschutz gepflanzt, bildet Reinbestände aus und im Unterwuchs dieser Ersatzgesellschaften dominieren ruderale und nitrophile Arten. Nicht krautige Laubwaldarten sondern Arten der gestörten Standorte stellen sich in Robinienersatzgesellschaften ein.

Robinen, welche Hänge destablisieren breiten sich durch derartige Kahlschläge aus- nich nachhaltige Waldpflege
Robinen, welche Hänge destablisieren, breiten sich durch derartige Kahlschläge aus: nicht nachhaltige Waldpflege

 

Auf einem Hang an der Sommerpromenade in Meran wurde im Winter 2019/2020 ein Kahlschlag durchgeführt und der Hang mit Metallgittern verbaut. Der Wald wurde nicht waldbaulich sanft und schonend behandelt. Es wurde kein Steinschlagschutz aus Holzkonstruktionen oder Eine Überdachung der Promenade gebaut, sondern ein radikaler und hässlicher Kahlschlag wurde durchgeführt und der Boden mit Metall vergittert.

Die grüne Gemeinde Meran ist für ihren Baumreichtum in der Stadt bekannt. Defizite bestehen in einer schonenden, nachhaltigen Pflege des Waldes. An der Promenade sind Teile des Waldes bereits vollkommen mit Robinien und Staudenknöterich überwuchert, nicht heimische Arten die sich weiter ausbreiten werden. Die mit Robinien degenerierten Hänge wurden nicht mit heimischen Bäumen bepflanzt und aufgewertet.

Eingang Gaulschlucht- der hintere Teil der Schlucht wurde zu einem Natura 2000 Gebiet- der Eingang der Schlucht wurde mit unnützen Verbauungen verbaut- kein Weg findet sich unterhalb der vergitterten Felsen
Eingang Gaulschlucht- der hintere Teil der Schlucht wurde zu einem Natura 2000 Gebiet- die Natur auf den Felsen wurde durch Metallgitter vernichtet.

 

Beim Bau von Erdwällen zum Schutz vor Steinschlägen, Hangrutschungen usw. werden in Südtirol oft Schneißen in den Schutzwald geschlagen und künstliche Erdwälle errichtet. Nicht in der Kulturlandschaft, unmittelbar an den zu schützenden Objekten werden derartige Bauwerke errichtet, sondern im Wald. Mit derartigen Bauwerken wird der Wald auf der Fläche jedoch vernichtet, Treibhausgase freigesetzt und natürlicher Waldböden und die Biodiversität auf der Fläche geht verloren.

Ulten St. Gertraud- Verbauter Wald
Ulten St. Gertraud- Verbauung im Wald

 

Für die nachhaltige Pflege der Wälder und den Schutz des natürlichen Erbes Südtirols, sind Kahlschläge, Erdwälle und andere technisch-künstliche Bauwerke in natürlichen Lebensräumen wie Wäldern gänzlich zu vermeiden.

Die meisten dieser Arbeiten werden von der Agentur für Bevölkerungsschutz der Autonomen Provinz Bozen durchgeführt und auch Auwälder fallen dem Hochwasserrückhalt zum Opfer.

In den Grauerlenauwäldern der Ahr wurden in der Gatzaue Rückhalteräume angelegt und der Auwald weggebaggert.

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Die Gatzaue war der größte Grauerlenauwald an der Unteren Ahr und ist durch zahlreiche Baggerarbeiten, bei denen Auwald gerodet wurde, beeinträchtigt worden. Diese Baggergrube im Bild oben erhielt den Alpinen Schutzwaldpreis Helvetia (http://www.provinz.bz.it/news/de/news.asp?news_action=4&news_article_id=634920).

Fragwürdig ist auch die Preisverleiung für den Abtransport von Holz durch Helikopter, welche ebenfalls diesen Preis erhielten (http://www.forstverein.it/651d1233.html). Für die Bringung von Holz in Südtirols Schutzwäldern kann und darf der Abtransport mit Helikoptern nicht die Regel werden. Die Auszeichnung von derartigen energie- und kostenaufwändigen Holztransporten ist in Zeiten des Klimawandels nicht akzeptabel und steht im krassen Widerspruch zu einer biodiversitätsgebundenen, umwelt- und ressourcenschonenden Holzbrinung mit Pferden oder auch mit Seilwinden oder anderen traditionellen Formen der Holzbringung in subalpinen Schutzwäldern. 

Mehr zu Baggerlöchern und weggebaggerten Ufern: http://biodiversitaet.bz.it/tag/renaturierung/