„Es würden keine Waldflächen verloren, sondern neue qualitativ hochwertigere Biotopflächen dazugewonnen“ ( Tageszeitung “Dolomiten”, 7/8 Dezember 2019), behauptet die Gruppe der Befürworter der Rodung des Auwaldes und im gleichen Zuge wird behauptet, dass der Verlust des Auwaldes langfristig keiner sei. In Brixen ist zurzeit nicht nur der Auwald in Gefahr, sondern weitere 16 ha Wald, welche in landwirtschaftlich genutzte Flächen umgewandlt werden sollen. Ein derartiger Raubbau an den Wäldern ist ein langfristiger und irreperabler Verlust. Die Behauptung, es würden keine Waldflächen verloren gehen, ist in diesem Kontext vollkommen falsch.
Auwälder nehmen nur 0,6% der Landesfläche ein und jeder weitere Verlust müsste ein absolutes Tabu für Umweltschützer sein und der Schutz der letzten Auwaldreste deren Maxime. Die Zerstörung von Lebensräumen bzw. die Landnutzungsänderungen sind der Hauptgrund für den Biodiversitäsverlust. Auch was die Rote Liste der Tiere und die Rote Liste der Pflanzen Südtirols betrifft, ist die Zerstörung von Feuchtgebieten inklusive Auwäldern die Hauptursache für die Gefährdung der Arten.
“Ein wesentliches Ziel der Umweltgruppe Eisacktal ist, vorhandene, noch intakte Lebensräume zu schützen und zu erhalten.” Schreibt die Umweltgruppe Eisacktal in der Pressemitteilung am 06.12.2019. Hier gilt es vor allem auch dynamische natürliche Lebensräume am Eisack zu schützen, was jedoch nicht der Fall gewesen ist. Dynamische Lebensräume, wie Auwälder und Röhrichte sind im Raum Brixen nur mehr spärlich vorhanden und sind durch sogenannte “Aufwertungen” des Flussraumes noch spärlicher geworden. Im Bereich der neuen Nahrerholungszone am Eisack in Brixen gab es ausgedehnte Röhrichte und Auwald auf einer Flussinsel. Diese wertvollen Lebensräume sind jedoch weggebaggert worden. Auch das angeschwemmte Totholz ist entfernt worden und damit gingen Lebensräume verloren, welche die Natur an Gewässern ausmachen. Vorhandene intakte Flusslebensräume wurden nicht geschützt und die als Aufwertung bezeichneten Baumaßnahmen hatten den Totalausfall von naturnahen Lebensräumen zur Folge.
Auch der Auwald in der Industriezone in Brixen ist ein intakter Lebensraum für zahlreiche gefährdete Arten.
Zitat Hyla: “Auch wenn es noch offiziell als Auwald eingetragen ist, handelt es sich allerdings fachlich gesehen nicht mehr um das Ökosystem Auwald als solches, welches sich durch regelmäßige Überschwemmungen und einen hohen Grundwasserspiegel entlang eines Flusses auszeichnet, sondern leider um einen trockengefallenen Rest dieses ursprünglichen Auwaldes.”
Das ist fachlich gesehen totaler Unsinn. Die Einstufung eines Waldes als Auwald erfolgt aufgrund seiner Vegetation und der pflanzensoziologischen Zuordnung einer Gesellschaft (allgemein siehe Wikipedia- Auwald ist Pflanzengesellschaft, Der Vorsitzende Andreas Hilpold der Umweltgruppe Eisacktal sollte dies den Vereinsmitgliedern erklären, Checkliste der Lebensräume Südtirols: “Die untergeordneten Hierarchiestufen sind großteils durch die Angabe von Vegetationstypen (Syntaxa) charakterisiert” https://www.researchgate.net/publication/260408067_Checkliste_der_Lebensraume_Sudtirols).
Die Einstufung einer Fläche als Auwald erfolgt nicht aufgrund dessen, wie oft eine Fläche überschwemmt wird. Dass der Auwald trockengefallen sei, davon kann auch keine Rede sein, denn es wächst sogar Schilf im Auwald, was das untrügliche Zeichen einer guten Wasserversorgung ist. Die Umweltschutzgruppe Eisacktal sollte sich mehr an Fakten halten. Fakten für die Feuchtgebiete und den Zustand der Gewässer im Brixner Raum liefert das Projekt StadtLandFluss Mittleres Eisacktal (2009-2011). Ziel war die planerische Festlegung von Maßnahmen zur Verbesserung der Hochwassersicherheit und Erreichung eines guten ökologischen Zustandes der Gewässer.
Das Projektgebiet umfasst hauptsächlich die Gemeinde Brixen und Vahrn. Der Eisack selbst weist einen GUTEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND auf, weswegen eine weitere Verbesserung nicht zwingend notwendig ist.
Jedoch wurde festgestellt, dass insbesondere kleinere und mittlere Zubringer harte Verbauungen und naturferne Strukturen aufweisen. Viele Seitengewässer sind für Gewässerorganismen nicht mehr erreichbar oder als Lebensraum ungeeignet. So ist der Bach, der durch Albeins fließt, einer dieser Bäche. Das Projekt sah Renaturierungen für die Seitenbäche vor, unverständlicherweise jedoch wurden die naturfernen Seitenbäche nicht renaturiert, sondern der Eisack selbst wurde umgebaut. Gerade die hart verbauten Zubringerbäche müssten dringendst renaturieriert werden, jedoch ist vom Einsatz für die Renaturierung dieser Gewässer nichts von den Umweltverbänden zu hören. Weder die Umweltschutzgruppe Eisacktal, noch der Dachverband für Natur und Umweltschutz und schon gar nicht die Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde treten aktiv für die Renaturierung der ökologisch defizitären Seitengewässer ein.
Der Eisack ist laut Wasserrahmenrichtlinie in einem guten ökologischen Zustand. Nur, der Eisack wurde emsig umgebaut, und dessen Auwälder an den Ufern wurden durchforstet, kahlgeschlagen oder gerodet. Es wurde sogar eine neue Nahrerholungsfläche gebaut, wodurch lebendiger Auwald am Eisack verloren ging und die Ufer wurden hart verbaut. Das heisst für den Bau der neuen Naherholungsfläche wurde Auwald gerodet und die Ufer mit Steinen hart verbaut. Es wurden nicht Sand- und Kiesufer angelegt, sondern harte Verbauungen wurden realisiert. Nur wenig oberhalb dieser Naherholungsfläche befindet sich eine weitere, bereits bestehende Nahrerholungsfläche. Zwei Naherholungsflächen nebenander ist eine zu viel. Die „Aufwertung“ hat dem Ökosystem des Eisack nichts gebracht, sondern im Gegenteil, intakte dynamische Aulebensräume am Eisack gingen verloren.
Die Faktenlage ist klar und beim Projekt Stadt-Land-Fluss wurde festgestelllt:
Es sind noch Reste ehemaliger Flusslebensräume vorhanden, durch welche sich ein relativ hohes ökologisches Potenzial ergibt. Allerdings werden die für das Überleben von Populationen notwendigen Mindestflächen bereits vielfach unterschritten.
-Die Auwaldreste des Eisacks stellen einen wichtigen Lebensraum für den in Südtirol selten vorkommenden Kleinspecht dar.
-Das Biotop “Millander Au“ ist von hoher Bedeutung für verschiedenste Libellenarten.
-Es besteht ein hohes ökologisches Potenzial für Amphibien wie z.B. Gelbbauchunke und Laubfrosch.
-Die ursprüngliche Vegetation des heutigen Flussgebietes ist nur mehr auf kleinen Restflächen vorhanden. Durch die Eintiefung des Eisacks und die damit verbundene Grundwasserabsenkung sind diese vom Austrocknen bedroht.
–Dynamisch geprägte Lebensräume entlang der Wasserläufe wie Sand- und Schotterbänke, Auwälder oder Röhrichte sind nur mehr spärlich vorhanden.
Der Verlust weiterer dynamischer Lebensräume am Gewässer ist am Beispiel der Umbauarbeiten im Eisack im Bereich der neuen Naherholungszone unübersehbar. So kann man nicht die Biodiversität schützen und den ökologischen Zustand des Flussraums verbessern!
Die Umweltschutzgruppe schreibt in ihrer Aussendung: “Ein langfristiges Ziel der Umweltgruppe Eisacktal wird es sein, sich dafür einzusetzen, dass auch andere Umweltgelder (BBT, Wasserkraft usw.), die der Gemeinde Brixen zur Verfügung stehen, sinnvoll für eine zusätzliche Erweiterung von Feuchtlebensräumen in der Talsohle Brixens eingesetzt werden. Die Aufwertung, Vernetzung und Vergrößerung der intakten Auwaldflächen im Talkessel südlich von Brixen ist und bleibt eine Herzensangelegenheit des Vereines.”
Die Umweltgruppe Eisacktal sollte Ergebnisse von Untersuchungen und Projekten, wie dem Projekt Stadt-Land-Fluss Mittleres Eisacktal, ernst nehmen, und nicht nach Laune und Gutdünken irgendwelche Biotope umbauen und ausbauen. Für den Flussraum im Mittleren Eisacktal liegen die Defizite vor. Die Vergrößerung der Biotope Millander Au und der Schrambacher Au wurden damals bereits gefordet. Die Gesellschaft für Biodiversität begrüßt die Idee, Umweltgelder für den Ankauf von Flächen zu verwenden und es ist höchste Zeit, dass die beiden Biotope vergrößert werden. Ebenso wichtig ist aber die Renaturierung naturferner Zubringerbächen, die aus ihrem Betonkorsett befreit werden müssen. Hier sollten sich die Umweltschutzvereine viel stärker für die Verbesserung des ökologischen Zustands einsetzen. Die Gesesellschaft für Biodiversiät unterstützt die Aufwertung von Gewässern im Brixner Raum, welche nachweislich ökologische Defiztie aufweisen, wie zum Beispiel in Künetten kanalisierte Gewässer. Durch Aufwertungen dürfen aber nicht wertvolle Lebensräume verloren gehen.
“Ein umfassender Schutz der natürlichen Lebensräume in der Talsohle Brixen kann langfristig gesehen nur durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Interessensverbände, erzielt werden. “ schreibt die Umweltgruppe Eisacktal.
Die Umweltgruppe Eisacktal und auch die Vogelkundler sollten mit anderen Umweltschutzvereinen kooperieren. Die Gesellschaft für Biodiversität unterstützt jede Renaturierung eines in einer Künette verbauten Baches und jede Erweiterung von Biotopen auf landwirtschafltlich genutzten oder bebauten Flächen. Zuallerest müssen aber hochwertige, naturnahe Lebensräume wie der Auwald erhalten werden.
Der Schutz von Auwaldresten ist niemals verhandelbar. Hier geht es auch um Glaubwürdigkeit. Ein Bauer, der ein Niedermoor entwässert, mit Gülle düngt und neu einsät kann auch sagen, ich mache eine artenreiche Bergwiese aus dem Niedermoor oder eine Kleewiese für Schmetterlinge. Beklagter Verlust wird kein Verlust sein. Vielleicht füttert er noch eine gefährdete Haustierrasse mit dem Heu. So gesehen müssten alle Niedermoore zu artenreichen Bergwiesen oder Kleewiesen für Schmetterlinge werden. Man kann nicht vom Bauern erwarten, dass sie Niedermoore erhalten und nicht wegbaggern, wenn man selbst nicht für den Schutz von Auwäldern eintritt. Der Schutz des Auwaldes in Brixen ist deshalb nicht verhandelbar.
Die Umweltschutzgruppe Eisacktal und die anderen Befürworter der Auwaldrodung sollten zur Vernunft zurückkehren und konstruktiv für die Verbesserung des Flussraums Mittleres Eisacktal eintreten. Die Fakten liegen auf dem Tisch,- es gilt sie umzusetzten. Der Auwald in der Industriezone ist ein wichiger Teil des Flusslebensraums im Mittleren Eisacktal und dieser muss erhalten werden.
Titelbild: Auwald Brixen mit mächtiger Ulme in Bildmitte
In der Industriezone Brixen ist einer der letzten Auwälder des Eisacktales erhalten geblieben und Auwälder sind sehr seltene Waldtypen, nur 0,6% der Waldfläche Südtirols ist Auwald der Tallagen. Der Auwald droht für immer zerstört zu werden. Auwälder sind prioritär zu schützende Lebensräume nach der Habitatrichtlinie der EU und in Südtirol unterliegen sie dem Schutz durch das Naturschutzgesetz.
Nahezu die Hälfte der Tierarten sind durch die Zerstörung der Lebensräume gefährdet oder ausgestorben (Rote Liste Tierarten Südtirol) und besonders Arten der Auen sind davon betroffen.
Besonders schützenswerte, weil im Kulturland selten gewordene Habitate sind Nass- und Feuchtflächen, stehende und fließende Gewässer inkl. Ufervegetation, Auwälder und Uferbiotope sowie Flurgehölze und Hecken.
Landschaftsleitbild Südtirol
Der Auwald und eine Wiese sollen verbaut werden:
24.635m2 Auwald in Produktionszone
485m2 Auwald in Parkplatz
159m2 Auwald in Straße
6.365m2 landwirtschaftlich genutzte Fläche in Produktionszone
527m2 landwirtschaftlich genutzte Fläche in Parkplatz
Aktionen für den Erhalt des Auwaldes
Naturjuwel Auwald- ein seltener Lebensraum und seine Bewohner
Funktionalität von Auen und Renaturierung
„Öko gegen Öko“ Auwald Brixen
1.) Aktionen für den Erhalt des Auwaldes
Am 14.12.2019 versammelten sich Menschen und bildeten einen Menschenkette für den Erhalt des letzten großen Auwaldes des Eisacktals. Es wurden kurze Reden gehalten, etwa von der Umweltaktivistin Magdalena Gschnitzer, Preisträgerin des Euregio Umweltpreises für aktiven Umweltschutz 2017. Es wurde auch eine Tanzperformance der Gruppe Shabba Crew aufgeführt und auf youtube veröffentlicht und der Auwald bekam auch eine Seite auf Facebook.
und eine Kampagne wurde gestartet und es kann gespendet werden.
Markus Dorfmann, Musiker mit dem Künstlernamen Doggi, komponierte ein Lied für den Auwald und plädiert für den Erhalt des Waldes.
Konkrete Maßnahmen einer langfristigen „Utopie“ sind hier im Beitrag unter Punkt 3. zu finden.
2. Naturjuwel Auwald Brixen- ein seltener Lebensraum und seine Bewohner
Auwälder werden oft mit tropischen Regenwäldern verglichen und Auwälder sind in Europa ein Hotspot der Biodiversität. Die dichten undurchdringlichen Wälder mit Lianen und Sträuchern erinnern an Urwälder. Ihre Vitalität verdanken sie der guten Nährstoff- und Wasserversorgung. Der Auwald in Brixen wird heute nur noch bei extremen Hochwässern überflutet, ähnlich wie alle Hartholzauwälder (Situation ähnlich Hartholzau siehe https://www.spektrum.de/lexika/showpopup.php?lexikon_id=7&art_id=1098&nummer=193) Der Auwald ist aber mit dem hochanstehenden Grundwasser am Eisack gut mit Wasser versorgt, ähnlich wie die Schwarzerlenauen im Vinschgau. Untrügerisches Zeichen für die gute Wasserversorgung ist auch der Schilfbestand und die üppige Vegetation. Der Auwald in der Industriezone Brixen ist mit seinen über 3 Hektar der letzte große Auwald am Eisack im gesamten Eisacktal.
Der Auwald in der Industriezone ist als Auwald einfach an den vorherrschenden Baumarten erkennbar, Erlen, Weiden, Eschen und Pappeln prägen den Wald. Viele weitere Laubbäume ( etliche Weidenarten, zwei Ulmenarten, Ahorn, Sommerlinde) und Sträucher bilden mit Hopfen und Waldrebe einen dichten Auwald und die für Auwälder charakteristische Kratzbeere (Rubus caesius) bedeckt weite Teile des Auwaldes. Die Bergulme, deren Bestand in Europa abnimmt und zu den gefährdeten Baumarten Europas gehört (Rote Liste Bäume EU: gefährdet VU), wächst ebenfalls im Auwald und neben der Bergulme kommt auch die Feldulme vor, welche auch typisch für Hartholzauwälder ist. Sumpfziest, Wassermiere, Rossminze, Großes Springkraut und Gewöhnlicher Gilbweiderich als Arten der Auen und Feuchtgebiete wachsen auch im Auwald.
In der Tageszeitung „Dolomiten“, vom Freitag 13. September 2019 wurde vom BürgermeisterBrixens der Eindruck erweckt, dass der Wald in der Industriezone kein Auwald sei. In der Ausgabe vom 14. September 2019, stellte Martin Hilpold klar, dass der Wald sowohl in der Waldtypisierung Südtirols Band 2 S. 212 als auch beim Projekt Stadtlandfluss als Auwald angesprochen und eingetragen ist. Auch in der Karte der Aktuellen Vegetation Südtirols ist es ein Auwald und die aufmerksamen „Dolomiten“ Leser wurden darüber informiert.
In der Waldtypisierung ist der Auwald als Auwald der Tallagen AE eingetragen, darin sind die Schwarzerlenauwälder, die Grauerlenauwälder der Tallagen, Silberweidenauwälder und auch die Ulmen- Eschen Hartholzau enthalten inklusive waldbaulich stark veränderte Auwälder mit dominierenden Fichten. Von Südtirols gesamter Waldfläche nehmen diese Wälder nur 0,6% ein und es sind sehr seltene Waldtypen bzw. Pflanzengesellschaften.
Vom Unternehmen STEFAN GASSER UMWELT&GIS (ZUSTANDSBEWERTUNG DES WALDRESTS IN DER INDUSTRIEZONE BRIXEN
MIT FOKUS AUF DESSEN ÖKOLOGISCHER FUNKTIONALITÄT) wurde der Auwald als Zwischenform den Verbänden des Grauerlen-Auenwalds
(Alnion incanae) und des Hartholz-Auenwalds (Fraxinion) zugeordnet, wobei keine genaue Zuordnung auf Gesellschaftsebene erfolgte sondern nur auf Verbandsebene und damit sehr ungenau der Wald beschrieben wird. Der Auwald wurde in dieser Bewertung entsprechend dem Lebensraumtypenschlüssel zwei Lebensräumen zugeordnet:
In dieser Zustandbewertung fällt auf, dass es sich einmal um den Verband Fraxinion und einmal um Ulmenion handeln soll und es vollkommen unklar ist, um welchen Auwald es sich tatsächlich handelt. Ein Grauerlenauwald ist der Auwald eher nicht, da die typischen Arten des Hartholzauwaldes, etwa die Wilde Rebe und zwei Ulmenarten im Auwald wachsen. Im Auwald stehen einige Erlen, von denen einige Bäume wahrscheinlich wegen das Erlensterben abgestorben sind. Das Erlensterben wird durch eine Pilzkrankheit ausgelöst.
Der Auwald ist für zahlreiche Vogelarten Lebensraum, für Zugvögel und für Brutvögel. Insgesamt konnten bei Bestandserhebungen im Auwald 64 Vogelarten gezählt werden. Von 29 Arten konnte eine Brut im Gebiet nachgewiesen werden und der Auwald ist damit ein wichtiges Brutgebiet für Vögel.
Von diesen Brutvögeln scheinen auch Arten in der Roten Liste auf: gefährdet sind der Grauschnäpper, der Wendehals, der Grauspecht, die Nachtigall, der Waldlaubsänger und der Wiedehopf. Auch der in Südtirol sehr seltene Kleinspecht brütet im Auwald, er kommt nur bei Brixen und an der Ahr im Tauferer Ahrntal vor, weniger als 10 Tiere dieser Vogelart gibt es in Südtirol. Nach der Roten Liste (Rote Liste Vögel Südtirol von 1994) ist der Wiedehopf stark gefährdet und ebenso der Kleinspecht. Grauspecht, Grauschnäpper, Waldlaubsänger, Nachtigall und Wendehls sind potentiell gefährdet. Jedoch haben seit der Erstellung der Roten Liste viele Arten in Südtirol abgenommen, wie etwa die Nachtigall.
Eine ornithologische Besonderheit, auch weil die Brutkolonie die einzige am Eisack ist, ist die Graureiherbrutkolonie auf den Fichen. „Die Bäume, die dem Graureiher als Brutplätze dienen, werden natürlich belassen“, betonte das Landesamt für Landschaftsökologie, als Fichten im Auwald gefällt wurden, um den Auwald waldbaulich aufzuwerten. Die Gruppe von Fichten im Auwald blieb stehen und die Graureiher brüten alljährlich im Auwald. Der Graureiher ist nicht in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Südtirols, weil es ihn bei der Erstellung der Roten Liste in Südtirol nicht gab. 2019 wurden im Auwald 19 Brutpaare gezählt und damit war es die zweitgrößte Brutkolonie Südtirols. Nur im Auwald an der Etsch bei Eppan brüteten mit 19 bis 21 noch mehr Paare. In den AVK Nachrichten 73/2019 wurde der Auwald als Fichtenwald bezeichnet.
Der Auwald ist Brutgebiet des Kleinspechtes und um 1980 war er auch Brutgebiet des Schwarzspechtes. Bemerkenswert ist auch das Vorkommen des Grauspechtes (Picus canus) im Auwald, welcher wie der Schwarzspecht nach Anhang I der Vogelschutzrichtlinie der EU zu schützen ist. Der Grauspecht ist in Europa eine Art der Auwälder (vgl. http://www.natura2000.steiermark.at/cms/beitrag/12596523/138816549/) und zählt zu den Leitarten der Berg-Buchenwälder, Hartholz-Auenwälder und Eichen-Hainbuchen-Wälder in Deutschland (Flade 1994). In den letzten Jahrzehnten haben die Bestände an Grauspechten vielfach abgenommen (Deuschtland, Schweiz). In Südtirol wurden von 2010 bis 2015 immerhin in 7 Rasterfeldern Bruten nachgewiesen (AVK 2017), wobei im Unterland und Eisacktal- Wipptal die Bruten abgenommen haben. Der Grauspecht braucht strukurierte Landschaften und Wälder mit Altbaum- Totholzbestand und der Auwald in Brixen ist ein idealer Spechtlebensraum.
Bemerkenswert ist auch das Brutvorkommen der Nachtigall im Auwald. „Die Nachtigall kommt in den Tallagen vor. Sie besiedelt mit Vorliebe den unteren Waldrandbereich und Ufergehölze. Im Eisacktal reichte das Verbreitungsgebiet nur bis Brixen. In dieser Beobachtungsperiode wurden zum ersten Mal auch singende Exemplare im Pustertal festgestellt. Der Bestand ist in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, durch weitere Verluste an Auwaldflächen, Entfernung von uferbegleitenden Gehölzen und des strauchreichen Unterholzes in den Laubwäldern.“ (Brutvogelatlas, AVK 2017). Die Lebensraumzerstörung ist die Hauptursache für die Gefährdung der Nachtigall in Südtirol und bestehende Lebensräume der Nachtigall müssen aus Vogelschutzgründen unbedingt erhalten werden.
Für Zugvögel sind die Auwaldreste im Talboden wichtige Rastplätze und gerade im Auwald in der Industriezone halten sich sehr seltene Arten auf, wie etwa die Turteltaube, welche als Brutvogel in Südtirol ausgestorben ist. Schwarzkehlchen, Braunkehlchen, Pirol und Nachtreiher gehören auch zu diesen seltenen Vögeln, die in der Zugzeit dort Rast machen.
Laichgewässer von Frösche und Kröten gibt es im Auwald nicht mehr, da der Bau von Teichen am Auwald in der Vergangenheit verabsäumt wurde. Die Abtrennung des Auwaldes von den Hochwässern des Eisack durch den Bau des Dammes und der Straße sind Fehlplanungen, welche die Funktinalität der Au negativ beeinträchtigen.
Der Auwald bietet erstaunlich vielen Reptilien Lebensraum, deren Bestand in Südtirol entsprechend der Roten Liste der Tierarten gefährdet sind: der Äskulapnatter (Zamenis longissimus) EN – stark gefährdet, der Würfelnatter (Natrix tessellata) EN – stark gefährdet und der Zornnatter (Hierophis viridiflavus) NT – potentiell gefährdet. Die Würfelnatter ist eine Art der Auen und jagt auch im Wasser des nahen Eisack nach kleinen Fischen und Wasserinsekten.
Fledermäuse wurden 2020 erhoben mit den üblichen Methoden, mit einem Ultraschall-Aufnahmegeräte und die Arten bzw. Artengruppen wurden mittels akkustischer Signale bestimmt. Alle Fledermausarten sind in Südtirol geschützt und zu schützende Arten nach der FFH- Richtlinie Anhang I bzw. IV.
Folgende jagende Fledermäuse wurden im Auwald nachgewiesen, darunter zwei stark gefährdete Arten:
Nyctalus noctula (Abendsegler), Rote Liste stark gefährdet
Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus), Rote Liste drohende Gefährdung
Pipistrellus pipistrellus (Zwergfledermaus), Rote Liste nicht erfasst
Pipistrellus kuhlii (Weißrandfledermaus), Rote Liste drohende Gefährdung
Hypsugo savii (Alpenfledermaus, Pipistrellus savii), Rote Liste stark gefährdet
Myotis sp.
Auf der Wiese wurden darüberhinaus auch Fledermäuse aus der Gattung Eptesicus und Vespertilio nachgewiesen.
Ob die Fledermäuse auch Quartiere (Winterquartiere, Fortpflanzungsquartiere usw) in Bäumen haben, konnte mit dieser Methode jedoch leider nicht festgestellt werden. Der Große Abendsegeler ist etwa ein typischer Baumhöhlenbewohner und Baumhöhlen gibt es im Auwald sehr zahlreich. Soziale Rufe der Art wurden im Auwald aufgenommen.
Der Auwald birgt zahlreiche weitere Schätze, wie den Großen Erlenprachtkäfer (Dicerca alni). In der Publikation „Neue Fundangaben zu einigen Fluginsekten in Südtirol“ von Klaus Hellrigl, 2015, wird diese Art erstmals für Südtirol beschrieben. Im Sommer 2013 und 2014 hat G. Mörl aus dem Erlenholz die Käfer gezogen und nachgewiesen.
Die Larven entwickeln sich im toten Holz, überwiegend in absterbenden Erlen. Die besonders wärmeliebende Art ist ein Waldtier und bevorzugt feuchte Wälder und Auwälder. Sie kommt auch in anderen Gehölzen vor und dabei auch in anderen Wäldern. Die Larven entwickeln sich im Splintholz des Stammes oder in stärkeren Ästen. Die Fraßgänge sind geschlängelt, verlaufen jedoch vorwiegend parallel zur Längsachse des Stammes. Sie sind relativ flach, bis zu 15 Millimeter breit und prall mit feinem Bohrmehl gefüllt. Die Entwicklung ist mehrjährig. Kurz vor der Verpuppung führt die Larve den Gang aus dem Holz nochmals bis dicht unter die Rinde, dann legt sie tiefer im Splintholz die Puppenkammer an. Der ausgewachsene Käfer verlässt die Puppenwiege durch den letzten von der Larve angelegten Gangabschnitt. Fertig entwickelte Käfer wurden im Oktober in der Puppenwiege gefunden. Über die Biologie der Käfer gibt es noch Wissenslücken.
Beim Projekt Stadtlandfluss wurde klar hervorgehoben, dass noch Reste ehemaliger Flusslebensräume vorhanden sind, durch welche sich ein relativ hohes ökologisches Potenzial ergibt. Es wurde auch festgehalten, dass die für das Überleben von Populationen notwendigen Mindestflächen bereits vielfach unterschritten werden und jeder weitere Verlust einer Auwaldfläche gefährdet damit das Überleben von Arten. Zum Erhalt der Artenvielfalt ist der Schutz der Lebensräume, absolut und ohne Kompromisse notwendig.
3.) Funktionalität von Auen und Renaturierung
Im Auwald sind auch sogenannte “Renaturierungsmaßnahmen” und Aufwertungen von der öffentlichen Hand durchgeführt worden, einige Fichten und Föhren wurden gefällt. Laut Brixneronline vom 12.01.2016 sind am 28. Oktober dafür vom Forstinspektorat Brixen 73 Bäume ausgezeigt worden: 36 Fichten und 37 Kiefern. Der Wald wurde waldbaulich aufgewertet. Weitere umfangreichere Renaturierungen wären möglich:
Die Funktionalität des AuwaldesBrixen wird vor allem dadurch beeinträchtigt, dass der Auwald vom Wasser des Eisacks durch den Damm und die Straße getrennt ist. Der Auwald liegt ca. 2 m unter der Straße bzw. dem Damm und wird daher bei alljährlichen Hochwässern nicht mehr überflutet. Das Niedrigwasser des Eisack liegt ca 1,5 m unterhalb des Auwaldes.
Die Millander Au und der Auwald in der Industriezone haben eines gemeinsam, beide sich durch Dämme vom Eisack getrennt. Auen werden unterteilt in rezente Auen, welche von Hochwässern regelmäßig überflutet werden oder Altauen, Auen die von den Hochwässern abgetrennt sind.
Die Millander Au und der Auwald in der Industriezone sind beides Altauen, auch wenn durch ein Extremereignis die Auen überschwemmt werden (episodische Überschwemmung, z.B. Jahrhundertereignis). Heute sind beide Auen durch den Damm von den alljährlich auftretenden Hochwässern entkoppelt und nur indirekt über den Grundwasserspiegel mit dem Eisack verbunden. Auch vom Stofftransport bei Hochwässern mit Kies, Sand und Steinen sind sie dadurch vom Eisack abgeschnitten. Durch den vollständigen Rückbau des Dammes, können solche Auen vollkommen renaturiert werden und die Kraft der Hochwässer, mit ihrem Transport von Sand und anderen Material, bildet dann auch dynamische Lebensräume wie Sandbänke aus kann einen Auwald auch umformen.
Auch ohne Rückbau des ganzen Dammes könnte der Auwald in der Industriezone durch den Bau eines Verbindungsrohres zum Eisack hin wieder mit Wasser aus dem Eisack geflutet werden. Verschiedene Größen und Dimensierungen eines Rohres oder Dammdurchbruchs wären möglich und durch den Bau einer Hochwasserschutzmauer um dem Auwald könnte die Überflutung der Industriezone bei Spitzenhochwässern verhindert werden. Mit einem verschließbaren Zulauf vom Eisack zum Auwald könnte auf eine Hochwasserschutzmauer um den Auwald verzichtet werden. Die Anbindung des Auwaldes an das Hochwasserregime ist möglich und ebenso eine Renaturierung durch die Verbindung mit den Hochwässern des Eisacks. Aus der Altau würde eine rezente Au und ein Auwald, der die Funktion des Hochwasserrückhaltes erfüllt.
Anlage von Teichen
In Südtirol werden als Renaturierungen häufig einfach Flächen ausgebaggert und Grundwasserteiche angelegt. In der Studie zur Fluss- und Auenrenaturierung in Südtirol finden sich mehrere Projekte, bei denen Teiche als Renaturierung gebaut wurden und in der Millander Au wurden bereits Teiche und Tümpel gebaut.
Eine Aufwertung und Renaturierung des Auwaldes in der Industriezone Brixen durch die Anlage von Teichen ist sehr leicht möglich. Neben dem Auwald Brixen gibt es eine Wiese auf einer Fläche von etwas mehr als einen Hektar, in die ein Grundwasserteich gebaut werden könnte. Kein Stück des Auwaldes müsste gerodet werden, da auf der Wiese genügend Platz vorhanden ist. Mit dem Bau eines Teiches könnten auentypische Lebensräume wie stehende Gewässer oder Tümpel geschaffen werden und die Au als Ganzes aufgewertet und weiter vergrößert. Der Auwald in der Industriezone ist im Gegensatz zur Millander Au nicht von landwirtschaflichen Flächen umgeben, wodurch die Gefahr von Stoffeinträgen aus der Landwirtschaft (Pestizide, Dünger) die Artenvielfalt nicht gefährden kann. Eine Renaturierung der Wiese zu einem Feuchtgebiet mit Teichen und Tümpeln wäre sinnvoller als in der Millander Au, die Gefährdung des Ökosystems durch Stoffeinträge aus der Landwirtschaft ist ausgeschlossen. Der Rest der Wiese könnte aufgeforstet werden und damit die Fläche des Auwaldes noch weiter vergrößert werden. Ein über vier Hektar großes Feuchtgebiet und eine Oase der Natur könnte in Brixen entstehen.
Martin Hilpold zur Anlage von Teichen:
“ Die Autonome Provinz Bozen hat am Krebsbach in Lana gezeigt, wie bestehende Biotope vergrößert und aufgewertet werden können. Nicht durch die Rodung von Wäldern oder gar Auwäldern werden Flächen ökologisch aufgewertet sondern einzig durch die Wiedervernässung und den Umbau von Flächen, die keine Naturräume sind. Den Auwald der Millander Au hätte man unbedingt stehen lassen müssen.“
Traurig aber wahr, Vertreter der Umweltgruppe Eisacktal Hyla oder einer der Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde oder einer des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz haben sich nicht dem Aufruf zum Schutz des Auwaldes im Jahr 2019 angeschlossen. Diese drei Vereine verhandeln stattdessen schon länger mit der Firma Progress über Ausgleischsmaßnahen. Martin Hilpold hat die Umweltgruppe Eisacktal Hyla am 19.09.2019 angeschrieben und gefragt, warum sie nicht zum Treffen gekommen waren und am 20.10.2019 erreichte das Artenschutzzentrum eine Antwort in der stand:“ Die Verhandlungen mit der Progress laufen inzwischen weiter und es gibt bereits einige Zusagen. Das Land und die Gemeinde Brixen unterstützt unsere Vorgehensweise und Sie werden näherer Zunkunft eine Pressemittleiung von der UB Eisacktal in den Medien genaueres entnehmen können.“ Über eine Presseaussendungen werden also andere Umweltschutzvereine, wie auch der WWF oder Legambiente informiert.
„Die kleinflächigen Auwaldreste sind daher kümmerliche Überbleibsel. Jegliche weitere Reduzierung dieser Flächen sollte im 21. Jahrhundert eigentlich Tabu sein. Die besagten Flächen sind von fundamentalem Wert für die heimische Flora und Fauna.“
schrieb Andreas Hilpold, Vorsitzender der Umweltschutzgruppe Eisacktal Hyla in einem offenen Brief noch im Jahr 2018 an Gemeinde und Medienvertreter. Nur ein Jahr später scheint der Auwald nicht mehr von fundamentalen Wert für die heimische Flora und Fauna zu sein.
Eine vernünftige Zusammenarbeit für den Schutz der Natur und den Erhalt der Biodiversität in Brixen kann unter derartigen Vorraussetzungen freilich nur schwer stattfinden.
Wichtige Informationen wurden auch nicht übermittelt, Fragen etwa zu den vorkommenden Vogelarten (Brutvögel und Zugvögel) wurden weder von der UG Eisacktal noch von der Arbeitsgemeinschaft für Vogelkunde und Vogelschutz im Jahr 2019 beantwortet.
„Wir brauchen jedoch eine Zusammenarbeit aller Umweltschutzvereine und einen Informationsaustausch, damit wertvolle Auwälder wie der in Brixen erhalten werden können. Hoffentlich bleibt der Auwald stehen und hoffentlich bekommt die Wiese am Auwald einen Teich, wir brauchen mehr Feuchtgebiete!“
Der Ausgleich mit der Vergrößerung der Millander Au wird jedenfalls auch nicht viel bringen, da die Millander Au auch eine Altau ist und kein neuer Auwald hinter der Dammmauer auf natürliche Art und Weise durch die Kraft des Wassers entstehen kann. Der Auwald in der Industriezone entstand durch die Kraft des Wassers und ist ein echter Auwald, der sich weiter Richtung Hartholzauwald entwickelte. In der Millander Au kann sich keine neue Au bilden, da das gesamte Gebiet durch den Damm von den Hochwässern des Eisack getrennt ist. Lediglich Teiche oder Aufforstungen von Flächen können realisiert werden.
Einen Auwald kann man nicht versetzten. Wie Medien bereichteten, soll auch Totholz in die Millander Au verfrachten. Beim Versetzten des Totholzes würden jedoch die vielen Tiere und Pilze im Holz dies nicht überleben, da im alten Auwald ein vollkommen anderes Mikroklima herrscht als in einer aufgeforsteten Fläche. Wird stehendes Totholz verfrachtet, dann ziehen Vögel sicher nicht mit den abgestorbenen Bäumen einfach in einen anderen Wald um. Die Wertigkeit eines Waldes entsteht mit der Zeit und einen Auwald kann man nicht versetzen.
In der Tageszeitung vom 14./15.09.2019 hat das Artenschutzzentrum klar dargelegt, dass ein neu angelegtes Feuchtgebiet oder andere Maßnahmen einen bestehenden hochwertigen Auwald nicht ersetzten können: „Der Brixner Auwald wuchs über mehrere hundert Jahre, brauchte also viel Zeit, um seine heutige Form zu bekommen. Den Faktor Zeit kann man aber aber nicht künstlich erzeugen“. Tierarten, wie der Große Erlenprachtkäfer brauchen einen Wald mit alten Erlen und viele andere Tierarten sind auf Wälder mit alten Bäumen angewiesen. Natur kann nicht von Menschenhand gemacht werden, Natur entsteht und muss zuallerest geschützt werden.
Der Ausgleich kann auch nicht viel bringen, da invasive Neophyten bereits im Biotop wuchern (https://www.umwelt.bz.it/aktuelles/termine/archiv/ug-eisacktal-springkraut-bekämpfen-in-der-milander-au.html). Neben dem Springkraut wachsen auch einige Robinien auf der neu gestalteten Böschung und Topinambur ist ebenfalls in der Millander Au anzutreffen. Diese Arten sind invasive Neophyten und eine Gefahr für die Biodiversität. Für die Laubfrösche wurden bereits zahlreiche Tümpel angelegt und trotzdem sterben sie aus (nur noch ein Exemplar wurde 2019 gefunden und 2020 keiner mehr- die Umweltschutzgruppe hat ihr Wappentier damit verloren).
Dass sich durch die künstliche Störung mit Baggerarbeiten bei Renaturierungen Neophyten weiter ausdehnen, ist auch wissenenschaftlich nachgewiesen worden (Vegetationsentwicklung nach einer Flussrenaturierung in den Alpen, Zerbe et al. 2019). Mit Ausgleichsmaßnahmen können bestehende hochwertige Auwälder nicht ersetzt werden.
Auwald im Landtag und im Stadtrat
Die Freiheitlichen haben in der Gemeinde Brixen einen Beschlussantrag für den Erhalt des Auwaldes eingebracht (https://die-freiheitlichen.com/2020/02/05/brixner-auwald-erhalten/). Der Antrag fand keine Mehrheit und der Stadtrat der Gemeinde Brixen hat am 22.01.2020 die Änderung des Gemeindebauleitplanes beschlossen: Umwidmung von 31.3148m² von Wald mit besonderer landschaftlicher Bindung, Landwirtschaftsgebiet usw. in Gewerbegebiet. Der Auwald wurde damit zu einem Gewerbegebiet im Bauleitplan. Gleichzeitig wurde die Erweiterung des „Biotops Millander Au“ um 16,033 m² eingetragen.
Im Landtag setzte sich das Team Köllensperger für die Erhaltung des Auwaldes ein. In der Landtagsanfrage Nr. 19/10/2019, eingebracht von den Abgeordneten Faistnauer, Ploner Alex und Ploner Franz des Team Köllensperger am 2.10.2019 wurde die Frage gestellt: “ Ist der Landesregierung bekannt, dass es sich bei diesem Waldstück um einen wertvollen und gesetzlich geschützten Lebensraum handelt und dass dieser Auwald im Bewusstsein vieler Menschen ein wertvolles Naturjuwel darstellt?“ Die Antwort der Landesrätin HOCHGRUBER KUENZER (Landesrätin für Raumordnung und Landschaftsschutz, Denkmalschutz – SVP):
„Ja, der Landesregierung ist bekannt, dass es sich bei diesem Waldstück um einen wertvollen und gesetzlich geschützten Lebensraum handelt und dass es durch das Naturschutzgesetz geschützt ist. Es ist auch bekannt, dass dieser Wald von vielen Menschen geschätzt und auch dementsprechend genutzt wird.“
Der Abgeordnete Gert Lanz bemängelte, die Kompetenzen der Stadtgemeinde Brixen würden zu wenig berücksichtiget. „Das ist der falsche Weg“, sagt SVP-Fraktionsvorsitzender Gert Lanz. „Hier handelt es sich eindeutig um eine Gemeindeangelegenheit und erst in einem zweiten Moment ist – wenn überhaupt – die Intervention des Südtiroler Landtages gefragt“. Jedoch ist der Erhalt der Natur, der Biodiversität und schützenswerter Lebensräume im Interesse der Allgemeinheit, aller Südtiroler und der ganzen Menschheit. Jeder Wald, ob gesetzlich geschützt oder nicht, muss in dieser Biodiversitätskrise erhalten bleiben.
Die oben angeführten Arten finden sich auch in der Beantwortung der Landtagsanfrage Nr. 1015/2020 „Zustandsbewertung des Waldrestes Auwald in der Industriezone Brixen“ durch das Team Köllensperger wieder.
Gefragt wurde u.a: 1. Welche Brutvogelarten, Käferarten, Tag- und Nachtfalterarten wurden im besagten Brixner Auwald
nachgewiesen? Ersuchen um Auflistung rezenter Daten?
Antwort: „Aus dem untenstehenden Export vom 27. Juli 2020 der Datenbank des Naturmuseums, in der auch die Daten der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung verwaltet werden, gehen folgende Arten hervor, die im Gebiet „Auwald Industriezone Brixen“ seit 1980 beobachtet wurden. Die Datenbank beinhaltet keine Daten zu den Käferarten, Tag- und Nachtfalterarten.“
Defizite der Erfassung der Biodiverstät Südtirols zeigen sich in der Beantwortung der Landtagsanfrage.
„Besonders schützenswerte, weil im Kulturland selten gewordene Habitate sind Nass- und Feuchtflächen, stehende und fließende Gewässer inkl. Ufervegetation, Auwälder und Uferbiotope sowie Flurgehölze und Hecken.“