Titelbild: Blühende Mannaesche in artenreichen Wäldern
Der naturnahe und natürliche Wald ist für die Biodiversität von zentraler Bedeutung: als Ökosystem Wald mit der genetischen Vielfalt an natürlich vorkommenden Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Bereits ein einziger Baum bietet die Lebensgrundlage für viele Arten und kann eine große Artenvielfalt aufweisen. Noch bedeutender für die Biodiversität ist ein ganzer Wald, der zudem Ökosystemleistungen erbringt. Die Wälder Europas werden jedoch intensiv forstwirtschaftlich genutzt und die Natürlichkeit der Wälder ging damit verloren und viele Arten starben aus (z.B. Luchse oder Käfer Alt- und Totholzspezialisten). Alte Baumriesen mit Spechthöhlen fehlen in den Wirtschaftswäldern und der Zustand der Wälder verschlechtert sich immer weiter.
„Die Forstwirtschaft stellt die zweitgrößte für Arten gemeldete Belastungskategorie dar, die insbesondere Gliederfüßler, Säugetiere und niedere Pflanzen betrifft. Die Meldungen weisen darauf hin, dass viele vom Wald abhängige Arten von der Entfernung abgestorbener, sterbender und alter Bäume (einschließlich des Holzeinschlags aus Bergungsarbeiten), von der Waldbewirtschaftung, die den Altbestand der Wälder reduziert, und von Kahlschlägen betroffen sind. Die Forstwirtschaft ist ebenfalls die vorherrschende Gruppe von Belastungen, die für die meisten Waldtypen in Anhang I gemeldet wurden, welche eine Verschlechterung des Erhaltungszustands gegenüber 2015 aufweisen: Der Anteil des mit gut bewerten Zustands sank von 16 % auf 14 % und der Anteil des mit schlecht bewerteten Zustands stieg von 27 % auf 31 %.“
Bericht über den Zustand und die Trends von unter die Vogelschutz- und die Habitat-Richtlinie fallenden Lebensraumtypen und Arten für den Zeitraum 2013-2018 von der Europäischen Kommission an das Europäische Parlament, Brüssel 15.10.2020.
Auch viele Baumarten Europas sind in ihrem Bestand bedroht, von den endemischen Baumarten sind 58% gefährdet (Rote Liste Baumarten Europas 2019), Viehwirtschaft, Landnutzungsaufgabe und Ökosystemveränderungen sind die Hauptgründe.
Der Wald ist für den Erhalt der Biodiversität von zentraler Bedeutung. Wälder beherbergen einen vorherrschenden Teil der terrestrischen Biodiversität Europas. „Forests host a dominant part of Europes terrestrial biodiversity“. European environment agency, Briefing No 16/2018. Ungefähr die Hälfte aller in Europa vorkommenden Arten leben in Wäldern.
Alleine über 5000 Pilzarten sind in Südtirol nachgewiesen worden und die meisten Pilzarten kommen in Wäldern vor. Ungefähr 80% der Pilzarten gehen auch mit Bäumen eine Symbiose ein, Baum und Pilz leben in einer Lebensgemeinschaft. Der Wald ist viel mehr als nur ein Holzlieferant, auch wenn es sich in der Forstwirtschaft vor allem um Wirtschaft mit dem Forst dreht. Der Wald ist ein lebender Organismus, jeder Baum und jeder Wald lebt.
- Biodiversität eines Waldbaumes
- Das Ökosystm Wald erbringt Leistungen, Ökosystemleistungen
- Leben im Totholz
- Vielfalt der Waldtypen und Waldgesellschaften Südtirols
- Natürlichkeit (Hemerobie) der Südtiroler Wälder
- Schutz, Erhalt und Verbesserung der Waldlebensräume und invasive Neophyten
- Seltene Waldtypen und Gesellschaften Südtirols
1.) Biodiversität eines Waldbaumes
Viele Insektenarten sind monophag und stenök auf eine Baumart angewiesen, sie fressen z.B. nur das Holz der Eichen oder nur die Blätter der Eichen. Die Raupen des Faulbaum- Bläulings ernähren sich u.a. von Faulbaumblättern und die des Weidenkarmin von schmalblättrigen Weidenarten (Purpurweide, Silberweide usw.).
Der Weberbock (siehe Bild, Lamia textor), ist ein Bockkäfer, der auf Weiden und Pappeln angewiesen ist. In Südtirol ist er selten und in Berlin- Brandenburg bereits ausgestorben. In alten absterbenden Bäumen kommen viele spezialisierte Käferarten vor und eine der bedeutensten Maßnahmen für den Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wald ist die Förderung von Alt- und Totholz (Holzinger W. et al; 2015).
Bereits die Artenvielfalt eines Baumes kann sehr groß sein: Eichen sind Bäume, welche Lebensgrundlage zahlreicher Tierarten sind, an die 500 Käferarten und 160 Großschmetterlinge sind an mitteleuropäische Eichen (Quercus robur, Quercus petrea usw.) gebunden und auf knorrigen alten Eichen können hunderte von Arten gefunden werden. Spinnentiere, Schlupfwespen, Kleinschmetterlinge und unzählige andere Arten ergeben zusammen auf einem einzelnen Baum sehr hohe Artenzahlen, sofern der Baum in der Natur steht und nicht durch negative Umwelteinflüsse (z.B. Pestzide) die Artenvielfalt des Baumes beeinträchtigt wird. Ein einzelner Baum bietet Lebensraum für viele Arten und Spechthöhlen in alten Bäumen sind unübersehbares Zeichen, dass im Baum Tiere wohnen.
Große Bäume mit Spechthöhlen können auch Fledermausquartiere beherbergen. Alle Fledermausarten sind durch die FFH- Richtlinie geschützt (Anhang II und IV) und das einzige Winterquartier des Großen Abendseglers wurde im Zuge der Erfassung der Fledermausfauna Südtirols im Jahr 1993 beim Fällen einer großen Pappel in Meran gefunden, 35 Fledermäuse hatten dort ihr Quartier. Das Winterquartier der Fledermäuse wurde durch die Holzfällarbeiten zerstört. Nachtaktive Siebenschläfer oder Gartenschläfer bewohnen ebenfalls verlassene Spechthöhlen, zum Schlafen während des Tages. Auch Wildbienen Spechthöhlen zum Bau ihrer Nester. In Wirtschaftswäldern fehlen aber weitgehend die alten Bäume mit Spechthöhlen damit auch Tierarten.
Die Artenvielfalt auf einem einzigen Baum zeigt sich auch in Flechten und Moosen. Flechten kommen auf Bäumen epiphytisch vor, sie wachsen auf Bäumen. Auf Lärchen in subalpinen Lagen bedecken Flechten oft die Stämme und Äste der Bäume oder hängen an den Ästen herunter. Mehr als 200 Flechtenarten wurden in Südtirol gefunden. Ein Baum ist viel mehr als nur eine Pflanze.
2.) Der Wald erbringt Leistungen, Ökosystemleistungen:
Der Wald ist Lebensraum für Arten und das Ökosystem Wald erbringt Leistungen:
- Wälder dienen als Kohlenstoffspeicher: Wälder erbringen Leistungen, welche essentiell für das Leben der Menschen sind, Sauerstoffproduktion, Kohlendioxidaufnahme und Treibhausgasspeicherung gehören dazu, wodurch dem Klimawandel entgegengewirkt wird. Durch inadadequates Waldmanagement können die Leistungen jedoch beeinträchtigt oder zerstört werden. „…and contribute significantly to climate change mitigation. Forests remove around 430 million tonnes of atmospheric carbon dioxide and store 13 % of Europes greenhouse gas emissions (Nabuurs et al., 2015). Without forests, or in the event of inadequate forest management, these resources and services could be damaged or destroyed.“ European environment agency, Briefing No 16/2018
- Wasserspeicher: Der durchwurzelte Waldboden filtert die im Regenwasser enthaltenen Schmutz- und Schadstoffe und in tiefen Waldbodenschichten entstehen saubere und schadstofffreie Grund- und Trinkwasserreserven. Diese Reserven werden vom Waldboden nur langsam wieder abgegeben und versorgen die unterirdischen Wasserströme mit Wassernachschub und gewährleisten damit die Quellschüttung. (Ökosystemleistung Auwälder und Ufergehölze siehe http://biodiversitaet.bz.it/baeche-und-seen/ )
- Schutzfunktion: Wälder dienen dem Erosionschutz. Der Wald schützt vor Naturgefahren (Lawinen, Steinschläge, Muren usw). 58% der Wälder Südtirols üben Schutzwirkung vor Naturgefahren aus. 24% der Wälder fallen in die Kategorie „Objektschutzwald“, sie schützen Siedlungen und Verkehrsinfrastrukturen vor Erdrutschen, Lawinen usw. (Schutzbauten in Wäldern beeinträchtigen und zerstören jedoch Wälder http://biodiversitaet.bz.it/2020/02/01/verbaute-waelder/)
- Wälder dienen der Erholungsnutzung, Freizeitnutzung, Tourismus und damit der sozio-ökonomischen Entwicklung des Landes. Der Wald ist Raum der Erholung, ein Ort wo Menschen Ruhe finden, Waldbaden können oder einfach lauschen. Der Luft des Waldes hält gesund und wirkt stressmindernd. Der Wald ist auch ein Ort, in dem Künstler Inspiration finden.
- Forstwirtschaft: Der Wald versorgt die Forstwirtschaft mit dem Rohstoff Holz und liefert Material zur Energieerzeugung. Der Hauptnutzen in der Forstwirtschaft besteht mit 42 % des Volumens in der Energiegewinnung, während 24 % für Sägewerke, 17 % für die Papierindustrie und 12 % für die Holzplattenindustrie genutzt werden. Etwa die Hälfte der in der Union verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen wird aus Holz gewonnen. Der Wald trägt zur ökonomischen Entwicklung des Landes bei, wobei durch forstwirtschafltliche Fehler die Steuerzahler und der Wald auch draufzahlen (z.B. ungenügende Vorsorge für Klimawandel, nicht standortgerechte Aufforstung usw.)
Natürliche Wälder sind in Europa nur sehr selten vorhanden (ca. 4%), naturnahe Wälder ebenso. Die Wälder Europas werden intensiv forstwirtschaftlich genutzt und 8% der „Wälder“ Europas sind Plantagen.
3.) Leben im Totholz und alten Bäumen
In natürlichen Wäldern sterben Bäume altersbedingt irgendwann ab. In Wirtschaftswäldern werden Bäume schon in jungen Jahren gefällt und erreichen nicht die seneszente Phase. Totholz in Wäldern ist auch für eine Vielzahl an Arten Lebensraum, etwa von Pilzen oder xylobionten Käferarten. Viele Totholzkäferarten der Urwälder Europas sind in ihrem Bestand gefährdet oder schon ausgestorben (z.B. Rysodes sulcatus in Deutschland und Österreich ausgestorben, EU weit stark gefährdet, in Italien an zwei Orten nach 2000 gefunden und vom Aussterben bedroht ). Diese Käferarten fehlen in den Wirtschaftswäldern Europas ebenso wie spezialisierte Pilzarten.
Holzbienen legen Nester in totem Holz an und auch einige Wespenarten sind auf Totholz angewiesen. Zahlreiche Pilzarten, Moose und Flechten leben von und auf Totholz.
Totholz am Waldboden wird durch Pilze, Mikrooranismen und Insekten zersetzt. Borkenkäferarten bohren Gänge in geschwächte und absterbende Bäume und setzten so den Abbauprozess für den Baum in Gang. Holz baut sich im Gegensatz zu Blättern relativ langsam ab. Der Waldboden mit seiner hohen biologischen Aktivität lebt von organischem Material (Blätter, Holz, Früchte usw), das zu Boden fällt und abgebaut wird. Ein umgeworfener toter Baum, Totholz, ist die Basis für neues Leben. Totholz bedeutet Leben- „aufgeräumte“ Wälder sind dagegen tot.
Der Alpenbock (Roselina alpina) ist eine Art der Urwälder und findet sich nicht in einem geschlossenen Buchenwald, sondern an exponiert stehenden, durch Schneebruch, Blitz- oder Steinschlag deutlich geschädigten Buchen, die teilweise oder ganz abgestorben sind. Das Holz solcher Bäume ist häufig durch Pilzbefall geschwärzt und im Totholz dieser Bäume leben die Larven des Alpenbocks, der in Südtirol bereits ausgestorben ist. Der Alpenbock ist wie der Hirschkäfer, welcher auf Eichen angewiesen ist, eine durch die FFH- Richtlinie geschützte Art und in Südtirol wurde intensiv nach Hirschkäfern gesucht.
Aufgeräumte Fichtenforste sind auch als Lebensraum für Haselhühner und andere Waldvögel, welche strukturierte Wälder brauchen, ungeeingnet und ebenso für Luchse, Rehe oder Hirsche. In Fichtenforsten wie im Bild bietet auch einem Reh keine Nahrung.
Alte Baumriesen mit Spechthöhlen fehlen in den Wirtschaftswäldern und dies hat auch negative Auswirkungen auch auf die Waldgesundheit. Allseits bekannte Nützlinge wie Kohlmeise oder Blaumeise sind Höhlenbrüter und finden in Wirtschaftwäldern ohne alte Baumriesen keine Nisthöhlen. Meisen sorgen für ein ökologisches Gleichgewicht, indem sie etwa Raupen fressen. Massenvermehrungen von Eichenprozessionsspinnern treten in einigen Wäldern auf und Meisen sind natürliche Fressfeinde solcher Insektenarten. In den Wirtschaftswäldern fehlen aber Bruthöhlen für Meisen.
Verstärkt durch den Klimawandel tritt in Mitteleuropa heute ein Baumsterben auf (https://www.nature.com/articles/s41467-018-07539-6). War 1985 im Schnitt noch ein halbes Prozent der Waldfläche pro Jahr von Mortalität betroffen, so waren es 2015 bereits ein Prozent pro Jahr und die Fläche hat sich verdoppelt.
Fichten fallen auch Borkenkäfern zum Opfer. Der Borkenkäfer befällt geschwächte Fichten und wie im Bild unten auf südseitig exponierten trockenen und flachgründigen Böden im Ultental sterben Gruppen von Fichten ab. Fichten leiden auch unter Trockenstress und sind dadurch geschwächt. In Südtirols Wäldern ist Baummortalität durch Borkenkäfer relativ selten und das Absterben mehrerer Bäume nebeneinander ein seltenes Ereignis. Der Dreizehenspecht ist auf Borkenkäfer spezialisiert und für den Dreizehenspecht fehlt es nicht an Nahrung. Dreizehnspechte sind jedoch in Südtirol seltene Vögel.
Während in der montanen Stufe Südtirols nur lokal und kleinflächig Fichten absterben, gibt es ein regelrechtes Waldsterben durch Borkenkäfer in Wäldern Mitteleuropas, vom Waldviertel in Österreich bis Hessen in Deutschland. 2019 musste in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mit 32 Millionen Kubikmetern fast dreimal so viel Schadholz wegen Insektenschäden eingeschlagen werden als im Jahr zuvor. Dürreperioden durch den Klimawandel setzt den Fichtenforsten zu. Von Borkenkäfern befallene Bäume werden häufig gefällt, weil man die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers fürchtet.
Viel forstwirtschaftlicher Unsinn wurde jedoch im Laufe der Geschichte realisert, Schwarzpappeln wurden in Norddeutschland auf Sandböden gepflanzt und fielen bei Stürmen um. Sie vertragen Überschotterungen durch Bäche aber auf Sandböden stehen diese Bäume nicht stabil. In Südtirol wurden riesige Flächen zu Schwarzföhrenmonokulturen und heute sterben viele dieser Bäume ab. Trockenrasen wurden dabei aufgeforstet, wertvollste Lebensräume für eine Vielzahl an Arten. Die Aufforstung ist ein Gefährdungsgrund für Arten und Lebensräume http://biodiversitaet.bz.it/wiesen/trockenrasen/.
Umgefallene und liegengelassene Bäume sind als Totholz ein wertvoller Lebensraum im großen Lebensraum Wald und tragen maßgeblich zur Naturnähe und Natürlichkeit eines Waldes bei. Bäume fallen etwa durch Stürme oder starken Schneefall um (siehe Bild Schneebruch). Diese umgefallenen Bäume bereichern den Wald und sind eine Schatztruhe für die Artenvielfalt. Leider wird auch hier oft forstwirtschaftlicher Unsinn gemacht und aus purer Angst vor Borkenkäfern werden diese Bäume entfernt. Der Borkenkäfer ist jedoch in Südtirols Fichtenwäldern der montanen und insbesondere der subalpinen Stufe überhaupt kein Problem.
„Tatsächlich ergab das Borkenkäfer-Monitoring beruhigende Fangzahlen und generell werden stehende Bäume nicht befallen. Wo dies trotzdem zutraf, wurden auch in den vergangenen Jahren stehende Bäume schon befallen.“ Forstschutz und Waldschäden, Provinz Bozen
Besonders negativ wirkt sich auf die Waldökosysteme Südtirols die Entscheidung der Provinz Bozen aus, alle umgefallenen Bäume nach dem Windwurf aus den Wäldern zu entfernen:
„Mit der Totalräumung vieler Windwufflächen, kam nach dem Naturereignis Vaia praktisch die Forstantwort „Vaia II“, die möglicherweise auf Jahrzente die natürliche Waldverjüngung mindestens abbremst, wenn nicht sogar verhindert hat. Mit der Anwendung moderner Renaturierungsökologischer Erkenntnisse hätten viele Millionen Euro Räumungs- und Pflanzkosten eingespart werden können“.
Stefan Zerbe, Professor für Renaturierungsökologie und Landschaftsökologie an der Universität Bozen, in ff/34/2020
Mehr zum Windwurf: http://biodiversitaet.bz.it/tag/windwurf-2018/
4.) Waldtypen und Waldgesellschaften Südtirols
Über die Waldtypen und Waldgesellschaften Südtirols gibt die Karte der aktuellen Vegetation der Provinz Bozen Auskunft und die Waldtypisierung Südtirols. „Die Angaben zur den Bestandsmerkmalen, zur Baumartenwahl, zur Produktivität und zum Gefüge sowie zur die waldbauliche Beurteilung erlauben die Ableitung von Zielen und Maßnahmen. In der waldbaulichen Beurgteilung erfolgt eine historische Betrachtung der Waldnutzung, um gegenwärtige Probleme der Waldbewirtschaftung besser einschätzen zu können.“ (Waldtypisierung Südtirol, Band 1 S.11)
Die Waldtypisierung gibt auch eine naturschutzfachliche Bewertung und Waldfunktionen wieder. Hier wird vor allem auf die Waldtypisierung zurückgegriffen, wenngleich der aktuelle Zustand in der Karte der Vegetation Südtirols auch gut zum Ausdruck kommt.
Bei der Revitalisierung der Flüsse und Auen Südtirols wurde die Waldtypisierung nicht herangezogen, obwohl etwa für Fichten in Grauerlenauen klare Empfehlungen vorliegen und alle Stadien der Grauerlenwälder erhalten werden sollten. (http://biodiversitaet.bz.it/2020/08/11/renaturierung-ahrauen/).
Waldtypen Südtirols
1.) In der planaren und collinen Stufe: Auwälder (Weichholz- und Hartholzauwälder), Flaumeichenbuschwald und Hopfenbuchen-Mannaeschenwald (mehr zu Auwäldern auf http://biodiversitaet.bz.it/baeche-und-seen/), unnatürliches Robiniengehölz
2.) submontan- obercollin: Buchenwälder bzw Eichenmisch- oder Eichen- Kiefernwälder
3.) Mittelmontan- unter hochmontane- Stufe: Nadelholz- Buchen-Mischwälder.
4.) Hochmontan: Sufe der Montananen Fichten-, Fichten- Tannen- bzw. Lärchenwälder oder Kiefernwälder
5.) Tiefsubalpin- Stufe der subalpinen Fichtenwälder
6.) Hochsubalpin- Stufe der Lärchen- und Zirbenwälder, Latschengebüsche
Die Höhenstufen variieren auch je nach Wuchsgebiet und reichen an Sonnseiten wesentlich höher. Abhängig sind sie auch vom Strahlungsklima und damit vom Wärmeangebot. Sie reichen deshalb an Sonnseiten deutlich höher als auf Schattseiten. So sind in der submontanen Stufe an der Schattseite etwa Buchenwälder ausgebildet, an der Sonnseite hingegen Eichen- oder Eichen- Kiefernwälder.
Waldtypen:
Im Zuge der Waldtypisierung wurden 111 verschiedene Waldtypen beschrieben. Dabei wurden 1113 Pflanzenarten pflanzensoziologisch aufgenommen, darunter 49 Baumarten und 23 Kleingehölze. Insgesamt wurden bei den Untersuchungen 173 Moosarten festgestellt. Südtirols Wälder weisen eine große Vielfalt auf, drei verschiedene Eichenarten (Traubeneiche, Flaumeiche und Stieleiche) wurden bei der Waldtypisierung festgestellt. Es gibt auch einige mediterrane Steineichen (Quercus ilex) in Südtirol. Diese typisch mediterranen Bäume erreichen die Nordgrenze ihrer Verbreitung am Gardasee. Die Stiel-Eiche (Quercus robur) gehört zu den natürlich vorkommenden Baumarten Südtirols, ist aber sehr selten und in der Roten Liste als gefährdet eingestuft.
Selten kommt die gewöhnliche Stechpalme (Ilex aquilegifolium) im Unterland vor, sie ist gefährdet. Der Waldtyp Hopfenbuchenwald mit Stechpalme kommt nur bei Salurn vor. Selten sind auch Elsbeere (Sorbus tormialis) und Speierling (Sorbus domestica). Einige Waldtypen beherbergen zahlreiche geschützte Orchideen. Das Langblättrige Waldvöglein (Cephalanthera longifolia) kommt in Hopfenbuchen- Mannaeschenwäldern häufig vor.
5.) Natürlichkeit (Hemerobie) der Südtiroler Wälder:
- 5% natürlich
- 30% naturnah
- 41 % nehmen mäßig veränderte Wälder ein
- 22% stark verändert
- 2% künstlich
Zur Bestimmung der Natürlichkeit des Waldes wurden bestimmte Parameter, wie Totholzanteil, Naturnähe der Baumarten und der Krautschicht, der Bestandsaufbau usw. untersucht. Lediglich 35% der Wälder sind in Südtirol naturnah und natürlich.
Wälder Mitteleurpas wurden durch die Forstwirtschaft oft zu einem Fichtenforst und auch in Südtirol ist die Fichte der häufigste Baum: 60% Fichte und nur 2% Laubbäume! (siehe u.a. auch Eichenwälder ohne Eichen unten)
Fehlende Laubbäume betreffen zahlreiche Waldtypen und große Gebiete. Eichenwälder würden etwa auch im Pustertal wachsen, doch wird man sie nicht finden.
Einige Beispiele aus Waldtypisierung:
1.) Eichenwälder ohne Eichen
Großflächig wären in Südtirol Eichenwälder vorhanden, doch fehlen in Eichenwäldern meist die Eichen. Der Montiggler Wald und niedere Lagen der Täler wie im Passeiertal oder Eisacktal sind bei der Waldtypisierung als Eichenwälder beschrieben, jedoch sind die Eichen nur spärlich vorhanden. Das Bild oben mit Eichen im Montiggler Wald ist die Ausnahme, nicht die Regel.
Der Silikat- Hainsimsen- Kastanien-Traubeneichenwald (Phyteumo- betonicifoliae- Quercetum s.l.) ist ein solcher Waldtyp, der in der Baumschicht fast keine Eichen aufweist. Aktuell sind Fichte oder Rotkiefer dominant und Lärche und Kastanie sind oft beigemengt. Mannaesche und Winterlinde sind eingesprengt. Auf mittleren Hängen und Rücken sonn- wie schattseitiger warmer Standorte ist der Waldtyp verbreitet. Die Kiefer ist im Eisacktal und im Überetsch teilweise in der Baumschicht dominierend. In der Baumschicht kommt die Kastanie oft mit hohen Anteil vor und auch Robinien sind in diese Wälder eingedrungen. Naturnahe Eichen- Hochwälder sind selten geworden und diese Wälder sind für die Biodiversität von Bedeutung (z.B. Käferarten).
Die Krautschicht der Wälder ist mit verschiedenen Habichtskrautarten, Gräsern (z.B. Carex humilis, Luzula luzuloides) und Zwergsträuchern (z.B. Heidelbeere) artenreich.
2. ) Schluchtwälder und Edellaubwälder mit Fichten und Weidetieren
http://biodiversitaet.bz.it/2019/01/07/edellaubwaelder/
3.) Laubwälder ohne Laubbäume
Die Fichte wurde forstwirtschaftlich gefördert und heute präsentieren sich Wälder, welche eigentlich reine Laubwälder wären, als Fichtenwälder. Im Bild oben sieht man einen Wald im Talboden, der in der ersten Baumschicht von Fichten beherrscht wird, in der zweiten Baumschicht kommen ausschließlich Laubbäume (Esche, Weiden, Ahorn, Robinie, Walnuss) vor. Aus Laubwäldern wurden Nadelwälder gemacht.
6.) Schutz, Erhalt und Verbesserung der Waldlebensräume
Die Erhaltung der Wälder ist u.a. durch die FFH-Richtlinie geregelt, es gilt das Verschlechterungsverbot. Die Waldtypisierung hat Handlungsempflehlungen für die Wälder geliefert und auch jene Waldtypen herausgefiltert, welche von naturschützerischen Interesse sind, z.B. der bodenbasische Fichten- Tannen- Buchenwald mit Zahnwurz, welcher zu den Illyrischen Buchenwäldern gehört, ein FFH- Lebensraum (Code 91K0). Die Vinschgauer Flaumeichen- Kiefernwälder (Waldtypisierung Code EK3) beherbergen auch die typischen Vinschgauer Trockenrasenarten, wie Astragalus excapus. Auch das Vorkommen geschützter Orchideen in den verschiedenen Waldtypen (z.B. einige Föhrenwaldtypen) und der naturschützerische Wert dieser Wälder wurde beschrieben. Die Umsetzung lässt aber in der Praxis zu wünschen übrig, gerade invasive Neophyten breiten sich weiter aus und bei Durchforstungen wird vielfach die Strauchschicht der Wälder entfernt. Ebenso mangelt es an Totholz in vielen Wirtschaftswäldern und durch den Bau neuer Forstwege werden Wälder beeinträchtigt.
Verbissschäden in Wäldern
Die Verbissschadensproblematik betrifft viele Waldtypen, südexponierte Laubwälder, welche im Winter als Unterstand für Wild dienen oder subalpine Schutzwälder, welche durch Verbiss von Wild- und Weidetieren auch in der natürlichen Waldverjüngung beeinträchtigt werden.
Peter Wohlleben beschreibt in seinem Buch „Geheime Leben der Bäume“ wie eine forstwirtschaftlich geförderte Baumart von Wild gemieden wird. „Die spätblühende Traubenkirsche ist ein Laubbaum aus Nordamerika, der dort wunderschöne Stämme und bestes Holz liefert. Keine Frage- soetwas wollten europäische Förster gerne auch in ihren Wäldern haben. Doch nach einigen Jahrzehnten setzte die Ernüchterung ein. In ihrer neuen Heimat wachsen die Bäume krumm und schief, werden kaum 20 Meter hoch und mickern vor allem unter den Kiefern Ost- und Norddeutschlands vor sich hin. Los wird man die nun in Ungnade gefallenen Gewächse aber auch nicht mehr, denn Rehe und Hirsche verschmähen die bitteren Triebe. Stattdessen fressen sie lieber an Buchen, Eichen oder zur Not auch an den Kiefern herum.“ Die spätblühende Traubenkirsche ist ein invasiver Neopyht und eine Gefahr für die Biodiversität. Auch Robinien und Götterbaum werden von Wildtieren verschmäht und nicht verbissen.
Durch die Jagd wurden Tiere wie der Bär und der Wolf ausgerottet. Diese Tiere spielen im Ökosystem Wald eine wichtige Rolle, auch in Hinblick auf Wildverbiss. Die Anzahl der Hirsche und Rehe ist in Wäldern ohne natürliche Feinde höher als in natürlichen Waldökosystemen. Die großen Carnivore sind im Sinne der Biodiversitätskonvention zu fördern, da sie am besten in der Lage sind, die Populationen von Hirschen und Rehen zu regulieren. Sie selektieren alte und schwache Tiere und reduzieren die Anzahl der Beutetiere auf natürliche Art und Weise (trophische Kaskade). Sie sind unverzichtbar für den Wald als natürliches Ökosystem und ein notwendiges Glied in der Nahrungskette des Waldes.
mehr zum Thema Wolf: http://biodiversitaet.bz.it/wolf/ und Bär: http://biodiversitaet.bz.it/2017/02/24/baeren-in-suedtirol/
Vögel wie der Eichelhäher, der in Südtirol jagbar ist, spielen für Eichenwälder eine wichtige Rolle, denn sie sammeln Eicheln und graben diese ein. So fördern sie die Ausbreitung und Verjüngung der Eichen. Die Eiche, von der es in Südtirol drei verschiedene Arten gibt, ist für die Artenvielfalt von besonderer Bedeutung, da sie sehr vielen Arten einen Lebensraum bietet. Der Tannenhäher macht dasselebe wie der Eichelhäher nur mit Nadelbäumen, vor allem Zirben und trägt so wesentlich zur Verbreitung der Zirbe bei. Die Zirbe ist in einigen Tälern Südtirols nur spärlich vertreten und der Tannenhäher fördert die wertvolle Zirbe.
Spechte suchen unter der Rinde und im Stamm von kranken und absterbenden Bäumen nach Käfern und Käferlarven. Sie legen Bruthöhlen in alten Bäumen an, welche wiederum anderen Höhlenbrütern, wie Kauzen oder Meisen als Bruthöhle dienen. Von ihrer Anwesenheit hängen andere Arten ab. Der Nutzen von alten absterbenden Bäumen für den Wald als Lebensraum für Spechte und dadurch für andere Vogelarten ist von großer Bedeutung für den Wald.
Der naturnahe und natürliche Wald ist durch die optimale Anpassung an die Standortfaktoren am besten in der Lage, Ökosystemleistungen zu erbringen. Die natürliche Artenvielfalt der Waldökosysteme und Waldtypen ist von zentraler Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt. Auch für die Veränderungen durch den Klimawandel trägt die genetische Vielfalt der heimischen Waldbäume zu dessen Anpassungsfähigkeit bei http://biodiversitaet.bz.it/klimawandel/. Die Fichtenforste Mitteleuropas sind durch den Klimawandel von Borkenkäfermassenauftreten betroffen.
Bilder eines Laubwaldes der kollinen Stufe (Flaumeichenbuschwald und Hopfenbuchen-Mannaeschenwald) im Mittleren Etschtal seine Veränderung:
Felswände mit Flaumeichenbuschwäldern sind in Südtirol oft natürliche Wälder:
Durch Bauwerke der Agentur für Bevölkerungsschutz werden Wälder beeinträchtigt und auch natürliche Böden gehen verloren, etwa bei der Anlage von Erdwällen in Wäldern oder die Bäume des Waldes fallen Kahlschlägen zum Opfer (siehe dazu http://biodiversitaet.bz.it/2020/02/01/verbaute-waelder/).
Ebenfalls vollkommen verloren die Auwälder und Wälder, wenn diese revitalisiert bzw renaturiert werden, allein 8 ha Auwald gingen im Unteren Pustertal in einem Biotop verloren http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/.
Ehemalige reine Laubwälder wurden nicht nur mit Schwarzföhren und Douglasien bepflanzt, sondern auch mit Lärchen.
Hat die Pflanzung der Lärchen dem Waldbesitzer nichts gebracht (finanzieller Schaden durch Kosten der Pflanzung), so schadet der Baum dem Buntspecht sicher nicht.
Stark veränderte Wälder und künstliche wurden nicht nachhaltig genutzt und bewirtschaftet, ebenso die mäßig veränderten Wälder. Bei der Waldtypisierung werden „Robinienwälder“ nicht erwähnt, da es sich dabei nicht um natürlich vorkommende Waldtypen handelt. Robiniengebüsche ersetzten relativ häufig Laubwälder der niederen Lagen.
In der Vergangenheit dienten Wälder als Weiden, Blätter wurden als Einstreu verwendet, große Waldflächen wurden gerodet usw. Dabei bildeten sich auch sehr artenreiche und für den Erhalt der Biodiversität schützenswerte Lebensräume aus, wie etwa Lärchenwiesen in den höheren Lagen oder Kastanienhaine in den niederen Lagen. Der Wald wurde und wird intensiv genutzt und es gibt in Südtirol keine großen Naturwaldreservate.
Nicht nachhaltig bewirtschaftet wurde der Vinschgauer Sonnenberg. Alte Schwarzföhrenaufforstungen am Vinschgauer Sonnenberg sind nicht Zeugnis einer naturnahen und naturschonenden Bewirtschaftung. Der Kiefernprozessionsspinner befällt vor allem die unnatürlichen Schwarzföhren im Vinschgau und wird dort intensiv bekämpft. Auch massiver Borkenkäferbefall in Fichtenwäldern macht deutlich, dass der Wald nicht natürlich ist und nicht nachhaltig genutzt wurde. Häufig dominieren Fichten auf Flächen, welche eigentlich Laubwälder oder Mischwälder wären. Der Borkenkäfer, ein natürlich vorkommendes Insekt, kann sich massenhaft ausbreiten, gerade in warmen Sommern. Der Borkenkäfer hat im Ökosystem Wald die Funktion, Holz abzubauen. Geschwächte Bäume werden von Insekten befallen, wie eben dem Borkenkäfer, der Gänge bohrt in denen dann Bakerien, Pilze und andere Insekten eindringen und das Holz abbauen. Diese Insekten spielen im Stoffkreislauf (Abbauende Prozesse) des Waldes eine zentrale Rolle. Wenn es die abbauenden Prozesse und die verschiedenen Arten von Destruenten (Pilze, Tiere) nicht geben würde, dann würde Holz und Laub im Wald nicht abgebaut. Wie Wälder aussehen, in denen Abbauprozesse nicht funktionieren, zeigen die Schwarzföhrenwälder im Vinschgau. Die Nadeln der Schwarzföhren bilden eine dicke Schicht unter den Bäumen und werden nur schwer abgebaut.
Im Sinne der Biodiveristätskonvention ist der Wald nachhaltig zu bewirtschaften. Dies bedeutet die natürliche Strukturierung (Totholz, Naturverjüngung) und die natürliche Artenzusammensetzung (Natürlichkeit der Kraut-, Strauch-, Baumschicht) zu fördern. Dabei muss auf den entsprechenden Waldtyp eingegangen werden.
EU Biodiversitätstrategie ZIEL 3: ERHÖHUNG DES BEITRAGS VON LAND UND FORSTWIRTSCHAFT ZUR ERHALTUNG UND VERBESSERUNG DER BIODIVERSITÄT: Wälder: Bis 2020 Einführung von Waldbewirtschaftungsplänen oder gleichwertigen Instrumenten, die mit der nachhaltigen Waldbewirtschaftung (NWB) in Einklang stehen, für alle staatlichen Wälder und für Waldbesitz, der über eine bestimmte Größe hinausgeht (von den Mitgliedstaaten oder Regionen zu definieren mit entsprechender Angabe in ihren Programmen zur Entwicklung des ländlichen Raums) und der im Rahmen der Politik der EU zur Entwicklung des ländlichen Raums Mittel erhält, um gemessen am EU-Referenzszenario von 2010 eine messbare Verbesserung (*) des Erhaltungszustands von Arten und Lebensräumen, die von der Forstwirtschaft abhängen oder von ihr beeinflusst werden, herbeizuführen.
Bedrohung der Biodiversität: Invasive Neophyten
Mit der forstwirtschaftlichen Nutzung einher geht die Pflanzung von Bäumen. Dabei wurden in Europa und auch in Südtirol oft Bäume gepflanzt, die nicht natürlich vorkommen. Zu diesen für die Holzproduktion gepflanzten Bäumen gehören in Europa Lärchen, Kiefernarten, Hybridpappeln und Eukalypthus. Die Pflanzung von Hybridpappeln hat zur Folge, dass Europas Schwarzpappeln vielerorts verschwunden sind (https://neobiota.pensoft.net/article/7015/).
Invasive Neophyten sind eine der größten Bedrohungen für die Biodiversität und einige invasive Baumarten verändern das ganze Waldökosystem (z.B. Robinie). Invasive Baumarten verdrängen natürlich vorkommende Baumarten und invasive Baumarten sind: Robinie, Götterbaum, Spätblühende Traubeneiche.
Robinie und Götterbaum- zwei invasive Baumarten, welche in natürliche und naturnahe Lebensräume in Südtirol eindringen:
Die Robinie stammt aus Amerika und wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts nach Europa eingeführt. Die Robinie dringt häufig in Magerrasen und trockene Wälder (Flaumeichen- und Hopfenbuchenwälder), Steppen-Trockenrasen, Schlucht- und Hangmischwälder. Die Sämlinge der Robinie wachsen mehr als 1 m pro Jahr und beim Fällen von Robinien kann der Baum aus dem Wurzelstock bis zu 5 m pro Jahr austreiben. Er vermehrt sich über Samen und vegetativ, sehr stark über Wurzelbrut. Eine Besonderheit des Baumes ist, dass er Luftstickstoff binden kann und damit natürlich Stickstoff-armen Boden überdüngt.
Götterbaum: Der Götterbaum stammt aus China und wurde um Mitte des 18. Jahrhunderts nach Europa eingeführt. Er dringt in urbane Gebiete vor und in der Natur dringt er in Magerrasen, Felsfluren, Auwälder und Trockenrasen vor. Die Sämlinge wachsen ca 1 m pro Jahr und vegetativ vermehrt er sich sehr stark durch Triebe aus der Wurzel, welche bis 3 m pro Jahr in die Höhe schnellen können. Er gibt Substanzen in den Boden ab, die anderen Pflanzen schaden (Allelopathie).
In Bezug auf die Biodiversität defizitäre Wälder: Robinienbestände (von Robinien dominierte Flächen sind keine Wälder in pflanzensoziologischen Sinn, das „Robinetum“ ist eine Ruderalgesellschaft= Unkraut). Robiniengebüsche sollten in naturnahe Wälder überführt werden. Dabei ist ein schonender Umgang mit dem Lebensraum Wald, dem Boden, den Pflanzenarten und den darin vorkommenden Tieren sicherzustellen. Die weitere Ausbreitung muss verhindert werden und alte „Robinienwälder“ könnten durch gezielte Pflanzung von Arten der Klimaxgesellschaft des entsprechenden natürlichen Laubwaldtyps (z.B. Eichen, Linden, Hopfenbuchen, Zürgelbaum usw.) im Unterwuchs der Robiniengebüsche langfristig in einen neophytenfreien Wald überführt werden.
7.) Seltene schützenswerte Waldtypen:
Neben den Hauptwaldtypen kommen seltenere Waldtypen in Südtirol vor, welche für die Biodiversität von großer Bedeutung sind. Einige Beispiele, welche bei der Waldtypisierung von Südirol beschrieben wurden:
Graslilien- Flaumeichenwälder
Auf Rücken und am Ober- und Unterhang in der collinen Stufe des Etschtales bis Naturns und des Eisacktales bis Brixen ist der Graslilien- Flaumeichenwald, prioritärer Lebensraumtyp (Code 91H0) nach FFH Richtlinie, ausgebildet. Dieser Waldtyp ist ein bedeutender Lebensraum für seltene Tierarten wie Smaragdeidechse, Puppenräuber, Gottesanbeterin und Schlangenarten. Die Baumschicht wird beherrscht von Flaumeiche und Mannaesche, und manchmal von Traubeneiche. Felsspaltenvegetation mit Hauswurzarten, die Astlose Lilie, der Aufrechte Ziest, das Rote Seifenkraut und Farne (Asplenium trichomanes) sind charakteristisch. Graslilien- Flaumeichenwälder sind noch als natürliche und primäre Wälder erhalten. Die Gefahr der Invasion von Neophyten ist jedoch bei Niederwaldnutzung des Waldes gegeben, zumal die Robinie schon in einige dieser Wälder vorgedrungen ist.
Wintergrün- Kiefern- Auwald
In den Dolomitentäldern (z.B. Rautal, Höhlensteintal) ist der Wintergrün- Kiefern- Auwald mit Lavendelweide (Salici eleagni-Pinetum) als Kiefernwald in trockengefallenen Auwaldbereichen ausgebildet. Dieser Wald ist von großer naturschützerischer Bedeutung und sehr selten und kleinflächig verbreitet. Geschützte Orchideen kommen in diesem Waldtyp vor und die Strauchschicht wird von Purpur- und Lavendelweide oder auch von Liguster, Weißdorn, Kruezdorn, Gemeinen Schneeball gebildet). Der Liguster- Föhrenwald im Prader Sand ist diesem Waldtyp ähnlich. Der Wald liegt meist 2 bis 4 m über dem mittleren Wasserstand und die durchlässigen, lockeren alluvialen Böden können im Sommer stark austrocknen.
Bemerkung: Die Anwesenheit von Fichten und Föhren wird in Südtirols als Renaturierungsgrund genannt, als ob es keine Fichten oder Föhren in Auen geben dürfte. Mehr zu sogenannten Renaturierungen http://biodiversitaet.bz.it/revitalisierung-wasserrahmenrichtlinie/
Weiden- Tamariskenflur
Weiden- Tamariskenflur (Salici- Myricarietm) ist im Pfitschertal, dem Prader Sand und im Sarntal (Gissener Au) ausgebidlet. Die vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske ist als Besiedler firscher Flussbänke, an die Flussdynamik mit Geschiebeverlagerung gebunden. Diese Gesellschaft ist ein prioritärer Lebensraumtyp nach FFH- Richtlinie, Code 3230.
Grauerlen- Birken- Hangwälder
Steile Unterhänge und Gräben mit bewegtem Boden werden meist in der montanen Stufe von Grauerlenhangwäldern bestockt. Im Unterwuchs herrschen Gräser und Kräuter vor. Auch Birken können in der Baumschicht dominieren und mit dem Weidenreichtum vermittelt diese Waldtypen zu den Auwäldern. Silene latifolia, Dryopteris affinis und Geranium robertianum sind typische Arten im Unterwuchs. In Birkenhangwäldern herrschen oft Gräser vor. Diese sind auf weniger feuchten Standorten ausgbildet.
Silikat- Zürgelbaum- Schuttwald (Rusco aculeati Celtetum australis)
Auf sonnseitigen Schutthängen oder warmen Schluchtlagen kommt der vom Zürgelbaum in der Baumschicht dominierte seltene und kleinflächig ausgebildete Waldtyp vor. In der Strauchschicht kommen Pfaffenhütchen, Weißdorn, Kreuzdorn und Steinweichsel vor. Die Krautschicht wird von wärmeliebenden Arten wie Immenblatt, schwärzlicher Blatterbse und Wohlrichendem Salomonssiegel gebildet. Eingriffe sind in diesen seltenen Waldtyp nicht notwendig, zumal Neophyteninvasion eine Degradierung und Zerstörung dieser Waldgesellschaft zur Folge hat.
Zum Schmunzeln: Südtiroler „Schilderwald“
Gemeinden stellen gerne Schilder auf. Ein besonders Schild findet sich am Wander- und Fahrradweg von Meran ins Passeiertal im Naherholungsgebiet La Zag: